Die Autoindustrie wagt den Wiedereinstieg

Viele Hersteller wollen ab kommender Woche produzieren - Volkswagen muss Prognose kippen

16.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:32 Uhr
Volkswagen und die Porsche SE müssen aufgrund der Coronavirus-Krise ihre Prognosen für 2020 wieder zurückziehen. −Foto: Foto: Schuldt, dpa

Ingolstadt/Wolfsburg - Vor allem die Autoindustrie ächzt unter der Corona-Krise.

Dünne Nachfrage und stehende Werke machen den Unternehmen zu schaffen - so auch dem Volkswagen-Konzern. Die Wolfsburger haben gestern offiziell ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr gekippt. Wie dazu aus Vorstandskreisen in Wolfsburg verlautete, seien die Erwartungen an das Jahr 2020 aufgrund der derzeitigen Entwicklung nicht mehr erreichbar.

Volkswagen gab zudem Zahlen für das 1. Quartal bekannt - wenn auch nur auf vorläufiger Basis. Demnach hat die Krise dem Konzern schwer zugesetzt. Der Umsatz ging auf 55 Milliarden Euro zurück. Vor Jahresfrist hatte man hier noch 60 Milliarden Euro vermelden können. Und auch das operative Ergebnis schrumpfte auf nur noch 0,9 Milliarden Euro. Vor einem Jahr lag dieser Wert für das 1. Quartal bei rund 3,9 Milliarden. Der Grund für diesen drastischen Einbruch sind laut den Niedersachsen die Turbulenzen auf den Kapitalmärkten sowie bei den Rohstoffpreisen.

Auch die Audi AG legte vorläufige Zahlen vor. Das operative Ergebnis der VW-Tochter lag zwischen Januar und März bei noch 15 Millionen Euro - nach bereits schlechten 1,1 Milliarden Euro vor einem Jahr. Auch die vier Ringe werden ihre Prognose damit wohl verfehlen.

Derzeit arbeitet VW daran, die Produktion in Europa und auch in den USA langsam wieder hochzufahren - natürlich unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Beginnen will man nächste Woche mit den Standorten in Zwickau und Bratislava. Eine Woche später folgen dann wohl die übrigen Werke in Deutschland, wie es hieß.

Ähnliche Planungen laufen auch bei Audi. Der Premiumhersteller stellt sich bereits darauf ein, ab Ende April wieder Autos zu bauen. Konkret soll es am 27. April im Stammwerk in Ingolstadt wieder losgehen, wie gestern ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung sagte. Laut Audi werde zu Beginn aber nur eine Schicht in der A3- und Q2-Produktion angefahren. Später kämen weitere Schichten hinzu. Die einzelnen Gruppen werden zudem weitestgehend von einander getrennt - unter anderem zeitlich. Ziel ist, dass sich so wenige Angestellte wie möglich zum Schichtwechsel am Werkstor begegnen können.

In Neckarsulm steht ebenfalls der Neustart an. Hier gebe es laut den Angaben des Sprechers jedoch noch kein Datum. Avisiert sei auch hier Ende April. In Ungarn läuft die Motoren-Produktion wie berichtet seit 14. April bereits wieder. Ab dem kommenden Montag werden in Györ zudem wieder Fahrzeuge gebaut, hieß es gestern. Wann auch in Brüssel neue Autos vom Band laufen, sei offen.

Und Porsche gab gestern bekannt, dass man seine Werke noch eine weitere Woche ruhen lassen werde. Eigentlich plante man, ab kommender Woche die Standorte Stuttgart-Zuffenhausen und Leipzig wieder hochzufahren. Wie der Sportwagenbauer mitteilte, gebe es weiter Engpässe bei den globalen Lieferketten, die einen geordneten Wiederanlauf bremsten.

Der Volkswagen-Konkurrent Daimler will indes ebenfalls ab kommender Woche wieder in die Produktion einsteigen. Die Antriebswerke Stuttgart-Untertürkheim, Hamburg und Berlin machen dabei den Anfang. Die weiteren deutschen Standorte sollen bald folgen. Auch Daimler wird zunächst in einem Ein-Schicht-System arbeiten.

DK