Ingolstadt
Die Ausbeute wächst

FC-Junioren verpassen zwar den Aufstieg in die Bundesliga, aber sie bilden nun die Basis des U-23-Teams

22.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:21 Uhr

Verlust und Gewinn zugleich: A-Junioren-Torjäger Niko Dobros rückt aus Altersgründen in den Erwachsenenbereich und soll nun sein Talent im U-23-Team der Ingolstädter beweisen - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Eines wird Andreas Zimmermann (kleines Bild) in den nächsten Tagen sicher nicht vermissen – sein Container-Büro. Zuletzt galt der erste Handgriff des A-Juniorentrainers des FC Ingolstadt auf dem ESV-Trainingsgelände nämlich dem Ventilator, der wenigstens etwas Kühlung in die hitzegeschwängerte Luft an Zimmermanns Arbeitsplatz brachte. Damit ist nun aber bis 15. Juli Schluss – der 42-Jährige darf sich in seiner Heimat Verl mit Ehefrau Andrea und Tochter Alicia (14) erholen.

„Akku aufladen und dann geht’s wieder los. Ich freue mich jetzt schon darauf“, sagt der ehemalige Verteidiger, der in seiner zweiten Saison beim FC 04 dann ein klares Ziel hat – den Aufstieg in die Bundesliga. „Wir wollen einen Platz besser sein als in der vergangenen Saison“, umgeht Zimmermann das Wort Aufstieg elegant, meint aber doch das Gleiche. Denn der zweite Platz in der vergangenen Spielzeit sechs Punkte hinter dem FC Augsburg schmerzt immer noch ein bisschen.

Zur Winterpause lag Zimmermann mit seiner Mannschaft nämlich noch zwei Punkte vor den Schwaben an der Tabellenspitze. Doch zwei Niederlagen zum Rückrundenstart nach einer, so Zimmermann, „überragenden Vorbereitung“, kostete die Schanzer Platz eins. Und obwohl der FC 04 dem großen Rivalen FCA beim 2:2 den einzigen Punktverlust in der Rückserie zufügte, waren die Schwaben nicht mehr zu halten.

„Das war sicher auch eine Kopfsache. Aber wir wissen auch, dass wir in der neuen Saison die Last auf mehrere Schultern verteilen wollen“, erklärt Zimmermann, der mit seinem Trainerteam, Ronnie Becht (Leiter des Nachwuchsleistungszentrums) und Geschäftsführer Harald Gärtner schnell analysierte und aufarbeitete. Die Ausfälle von Torwarttalent Thomas Bauer (Kreuzbandriss) und Hinrundentorjäger Niko Dobros (13 Treffer) waren zu gravierend.

Für die neue Saison heißt das: „Wir wollen noch mehr Qualität in den Kader holen und ausgeglichener besetzt sein“, sagt Zimmermann.

So stehen mit dem begabten Außenbahnspieler Dominik Weiß (FC Bayern München), den Mittelfeldspielern Sebastian Szutschek (Jahn Regensburg) und Felix Habersetzer (Starnberg) sowie Stürmer Aloy Ihenacho (Rosenheim) und Verteidiger Daniel Weidemann (früher 1. FC Nürnberg) bereits fünf Neuzugänge fest. „Wir hatten rund 50 Spieler im Probetraining. Wir spüren schon, dass unser Einzugsgebiet und das Interesse an unserem Nachwuchszentrum größer werden“, sagt Zimmermann.

Überhaupt steht der Enttäuschung über den Nichtaufstieg – auch das U-17-Team von Tomislav Stipic verpasste als Bayernliga-Vierter das erhoffte Ziel – die Zufriedenheit gegenüber, dass sechs von zwölf A-Junioren den Sprung in den U 23-Kader schafften. „Ob alle dran kommen, ist eine andere Sache, aber in der Saison davor konnten wir nur zwei übernehmen. Das ist eine gute Entwicklung“, meint Zimmermann, der selbst aus der U 17 zehn Akteure in den älteren Jahrgang übernimmt. Beim 2:1-Sieg im letzten Heimspiel über den Tabellendritten Ansbach bestand das jüngere Team schon seine Feuertaufe.

Um die Talente noch besser fördern zu können, wird zudem für U-19-Co-Trainer Ersin Demir eine neue Position und Aufgabe geschaffen. Der 34-Jährige wird sich als sogenannter Übergangskoordinator den Spielern aus der U 17, U 19 und U 23 widmen, die das Potenzial für den Profikader haben. „Ich werde mich mit zusätzlichem Techniktraining, persönlichen Spielanalysen und der Betreuung dieser Talente in Abstimmung mit den Cheftrainern noch intensiver um die Förderung dieser Spieler kümmern. Das ist eine große Aufgabe, und ich bin froh, dass ich das machen darf“, sagt der einstige Torjäger der Schanzer. „Talente sind da, aber es ist wichtig, dass sie konstant ihre Leistungen bringen und in ihrer Entwicklung nicht zu große Schwankungen aufweisen“, erklärt Demir.

Ein anderer wichtiger Faktor ist die Betreuung der Juniorenspieler im schulischen Bereich. Dazu leistet Florian Ermler, der gleichzeitig als Torwarttrainer allen Mannschaften zur Verfügung steht, als pädagogischer Leiter seinen Beitrag. „Ich verstehe mich als Bindeglied zwischen Verein, Spielern und Schule. Das geht von der Hausaufgabenbetreuung bis zur Beratung bei Schulwechsel und der Organisation von Gastfamilien für auswärtige Spieler“, skizziert der einstige Torwart des MTV Ingolstadt sein Aufgabengebiet. Außerdem hält er auch den Kontakt zum FC-Wohnheim, in dem Platz für sechs Spieler ist.

Wenn Andreas Zimmermann am 15. Juli seine Jungs zum ersten Training versammelt, ist also der Boden bereitet, um die Nachwuchsarbeit erfolgreich fortzusetzen. Springt dann am Ende tatsächlich der Aufstieg in die Bundesliga dabei heraus und schafft das erste Eigengewächs den Sprung in den Profikader, wird Zimmermann auch die Gluthitze in seinem Containerbüro verschmerzen. Und außerdem liegt seine wichtigste Aufgabe immer noch auf dem Platz.