Wendelstein
Die Angst vor dem Affenhaus

Über Kunst am neuen Gymnasium lässt sich streiten: Kreisräte lehnen Wettbewerbssieger ab

14.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:43 Uhr

Basses Erstaunen: Mit dem kleinen Primaten können sich die Kreisräte nicht anfreunden.

Wendelstein/Hilpoltstein (HK) Das neue Gymnasium in Wendelstein soll für 150 000 Euro Kunst bekommen. Welche ist unklar, denn bei der jüngsten Kreisausschusssitzung in Wendelstein ist die Entscheidung vertagt worden, trotz vorangegangenen Wettwerbs.

Ausgestellt sind die Arbeiten des Wettbewerbs, dessen Motto „Verbindungen“ lautet, noch bis Sonntag, 18. März bei Sill Optics, Johann-Höllfritsch-Straße 13, in Wendelstein. Von 14 Uhr bis 17 Uhr darf besichtigt werden. Diese Gelegenheit hatten die Mitglieder des Kreisausschusses bereits am Montag. Doch wie bei der Wettbewerbsjury zuvor wollte auch hier keine rechte Begeisterung aufkommen. Ob monumentale Blöcke, monströse Zirkel, geschwungene Betonbänder, Glasstahlstelen oder bunte „Wendelsteine“ – an jeder der eingereichten Arbeiten gab es etwas auszusetzen.

Am allermeisten am Wettbewerbssieger. Die Arbeit des Berliner Künstlers Sven Kalden besteht aus zwei sitzenden Primaten, die einen Knochen in der Hand halten sowie den in Metall gegossenen Fußabdrücken von Neil Armstrong, des ersten Menschen am Mond. „Moonwalk“ heißt das Kunstwerk, Untertitel: „Odysee in Wendelstein.“ Vor allem den Wendelsteinern war schieres Entsetzen ins Gesicht geschrieben. „Das muss ich ablehnen“, sagte CSU-Kreisrätin Dorle Schäfer. „Da heißt es doch gleich, ihr habt ein Affenhaus gebaut.“ Aber auch bei Nichtwendelsteinern überwog die Ablehnung. „Das passt für einen Tiergarten, aber nicht für ein Gymnasium“, sagte der CSU-Landtagsabgeordnete Manfred Weiß. „Wie soll das denn sein – zum Direktor, am Affen links vorbei“ Wenn man einen Beschluss fälle, dann müsse man unbedingt an die Außenwirkung denken.

Rund neun Stunden war die Wettbewerbsjury aus Fachjuroren und Mitgliedern des Kreistags zusammengesessen, bis eine Entscheidung getroffen wurde. Vor allem die Künstler im Gremium hätten Richtung „Moonwalk“ gedrängt, verriet Kreisbaumeister Ralph Möllenkamp. Im Gegensatz zu den hiesigen Politkern. Und: „Keines der Werke hat die Jury sofort angesprochen“, sagte Christine Rodarius von der SPD. Sie selbst sei auch enttäuscht von der Güte der Arbeiten gewesen. „Wenn es eine der vorgestellten Arbeiten wird, dann nur mit Nachbesserung.“

Auf Platz zwei hatte die Jury die Arbeit „20 Grad himmelwärts“ von Reiner Hofmann aus Schwabach und Angelika Salomon aus Spalt gewählt: 20 Glasstelen im 20 Grad Winkel geneigt, die beim Stehen und Sitzen durchaus neue Perspektiven eröffnen. Auf Platz drei kamen die „Wendelsteine“ des Berliners David Reinhard. Um einen Hartschaumkern werden diese mit faserverstärktem Kunststoff hergestellt, geschliffen und mit einem robusten Lack versehen.

Während der Ausschussdiskussion wurde mehrmals erwähnt, dass man berücksichtigen müsse, dass die Kunstwerke für Kinder und Jugendliche seien. Dazu wusste Ralph Möllenkamp, dass im Zuge einer Veranstaltung 15 Schüler die Kunstwerke begutachtet hatten. Deren Favoriten waren neben den Stelen und den Steinen die „Bandverbindungen“ der Dresdnerin Claudia Scheffler. Bunte geringelte Bänder aus Faserbeton, die sich durch das gesamte Schulareal schlängeln und damit auch dem Thema des Wettbewerbs „Verbindungen“ gerecht werden.

Bei dieser Arbeit und den „Wendelsteinen“ zweifelten die Ausschussmitglieder aber stark die Halt- und Umsetzbarkeit an. „Die sind gut, aber wahrscheinlich nicht machbar“, sagte der Eysöldener CSU-Kreisrat Michael Kreichauf.

So stand für Landrat Herbert Eckstein (SPD) letztlich fest, dass man eine Auswahl treffen müsse und die Künstler nochmals einladen. In die engere Auswahl kamen am Ende die „Wendelsteine“, „20 Grad himmelwärts“ und die „Bandverbindungen“ sowie die Glasstahlstelen „ad astra“ des Büchenbachers Klaus-Leo Drechsel und „Kreis und Gerade“ der Georgensgmünderin Verena Reimann.