Unterpindhart
Die Allestrommler

Alexander Glöggler und Philipp Jungk sorgen in Unterpindhart für ein faszinierendes Klangerlebnis

04.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:32 Uhr

 

Unterpindhart (GZ) Kochtopf, Wasserschüssel und Umzugskarton – nein, vom Hausrat ist hier nicht die Rede. Damit wird Musik gemacht. Und zwar von den Double Drums, die auf der Rockermeier-Bühne in Unterpindhart ein faszinierendes Trommelfeuer auf ihr Publikum eröffneten.

Erstaunliche Klangwelten entstehen, wenn die Sticks fliegen, auf Stehleitern prallen, Ölfässer malträtieren, während zwischendurch die Loopstation eindrucksvolle Töne per Fußdruck wiedergibt. Es knallt und donnert, rein in Bauch und Hirn, um dann wieder in anmutende Klänge zu münden. Es war eine hochkarätige Percussion-Show, die mal heftig war, dann aber wieder tonale Bilder aus der Savanne Afrikas, erzeugt etwa mit dem afrikanischen Lamellophon „Kalimba“, mit sich brachte. Überraschend waren die sphärischen Harmonien, die etwa mit einer Pfanne in der Wasserschüssel erzeugt wurden.

Die „Allestrommler“ Alexander Glöggler und Philipp Jungk haben sich den Rhythmus einverleibt, um ihn dazu auch noch vollkommen zu beherrschen. Wenn die beiden loslegen, prägen sich dem Zuhörer der rituelle Opfertanz ebenso ein wie zersplitterndes, sich dröhnend zur Seite schiebendes Eis unter dem Bug eines getrommelten Eisbrechers. Die Musiker setzen einfach alles ein, was mit dem Schlägel oder schlicht nur mit der flachen Hand beschlagen, einen Ton von sich geben kann. Dass dabei auch Dinge aus dem Baumarkt oder dem Schrottplatz genutzt werden können, stellten die beiden Trommler mit Bohrmaschine und kuriosen Maschinenteilen unter Beweis. Daraus entstand ein flammendes Gesamtkunstwerk, an dem auch das willige Publikum beteiligt wurde, etwa beim „Klatschexperiment“. Es klappte vorzüglich. Zur Belohnung gab es mit „Suchen und Finden“ einen neuen, erstmals gespielten Titel zu hören.

Dass sie zur Minimal Music, einer Richtung innerhalb der Neuen Musik, einen besonderen Draht haben, demonstrierten die Double Drums unter anderem auch mit ihren polyrhythmischen Stücken, die sie bevorzugt auf Marimbas spielten. Die beiden Münchner Künstler präsentierten vorwiegend Eigenkompositionen, die auf Auslandsreisen entstanden.

Mit dem Bayerischen Kunstförderpreis sind sie ausgezeichnet worden – für ihre Experimentierfreude und die unkonventionelle Mischung. Dass sie diese Auszeichnung redlich verdient haben, stellten die beiden Künstler in Unterpindhart schlagkräftig unter Beweis. Die Zuschauer waren schier hingerissen und entließen die zwei sympathischen Drummer erst nach drei Zugaben.