Neuburg
Die Aktivitäten der Freimaurer

Geheimbund versucht sich vorsichtig an einem Informationsabend

01.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Neuburg (lm) Wer als Club mit Goethe und Mozart punkten kann, hat schon mal nicht die schlechtesten Argumente auf seiner Seite. Mozarts "Zauberflöte" gilt ja gerade als Paradebeispiel, und wohl nicht zufällig wird auch an diesem Abend auf sie verwiesen - zur Rechtfertigung der Geheimniskrämerei, die Freimaurer um sich und ihre Organisation bis heute pflegen.

Seit fünf Jahren gibt's auch eine Loge von ihnen in Neuburg, die jetzt vorsichtige Schritte in die Öffentlichkeit wagt.

Freilich ist auch das Interesse daran überschaubar. Elf Personen waren beim ersten von weiteren noch geplanten Infoabenden im Hotel am Fluss zugegen, geschätztermaßen Mitglieder und Interessierte etwa in der Waage. Mit letzter Gewissheit weiß man dies nicht: Offiziell herrscht absolute Verschwiegenheit über die Mitgliedschaft. Es gebe gegenseitige Erkennungszeichen; "aber die im Internet sind es nicht", erfährt man. Nachdem die einzelnen Ortsverbände, Logen genannt, nach dem Vereinsrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches organisiert sind, sind mit Rüdiger Walter Hackenberg jedenfalls der Vorsitzende und ein paar weitere Vereinsvordere namentlich benannt.

Am ersten Infoabend, zu dem der ehemalige Kemptener Stuhlmeister (bedeutet Ortsvorsitzender) Wolfgang Böhm (Foto) anreiste, erfuhr man viel über den ideologischen Unterbau der Organisation, die sich nachdrücklich zu den Werten des Humanismus bekennt und in ihrer heute vorherrschenden Ausrichtung ein Kind der Aufklärung ist. Toleranz und Brüderlichkeit rangieren da ganz oben, Freimauerei versteht sich als ein letztlich lebenslanger Selbsterkenntnis-Prozess. Dabei wird die heutige Zeit durchaus kritisch beäugt, wohin "Konsum und kommerzialisierte Spaßgesellschaft führen." Ein "Immer-mehr ist nur dann gut, wenn es die Zukunftsfähigkeit nicht gefährdet", lautet dazu ein Kernsatz des bayernweit beauftragten Freimaurer-Sprechers.

In ihren Wurzeln berufen sich die Freimaurer, erklärtermaßen eben eine "diskrete Gesellschaft", auf die geheimbündlerische Wissensweitergabe im mittelalterlichen Bauhüttenwesen. Ihre dann eher intellektuelle Ausrichtung erfolgte in der Zeit der Aufklärung, im Aufbegehren gegen feudalen Absolutismus. In den geheimen Zusammenkünften konnte sich der freie Geist entfalten, weshalb immer wieder gerade auch große Gelehrte hier Mitglieder waren. Lange mit päpstlicher Bannbulle belegt und sowohl im Dritten Reich wie dann auch in der DDR verboten, gab es bis in die jüngste Geschichte gute Gründe zu der ausgeprägten Geheimniskrämerei, die andererseits Gerüchteküche und Mythenbildung bis hin zu Verschwörungstheorien immer wieder beflügelt.

Und spätestens bei ihrer Spiritualität und den ausgeprägten Ritualen ist denn auch heute rasch Schluss mit der Mitteilsamkeit. Beim Bucklwirt in Sinning hat die Neuburger Loge zwischenzeitlich einen Raum angemietet, exklusiv für ihre monatlichen Zusammenkünfte, die, so viel wird noch gesagt, nach strengem Regelwerk, unter Anwesenheit von "Meistern" stattzufinden haben und wo es um "Tiefen der Erkenntnis" gehe. Was das alles mit aufklärerischem Geist und praktischer Vernunft zu tun haben soll, bleibt zumindest in Runde eins für den Außenstehenden noch nebulös.

Das Ritual könne man mit Worten nicht erklären, das müsse man erleben, wie man Mozarts "Zauberflöte" einfach erleben müsse, (die freilich gemeinhin im Öffentlichen sich ereignet.) Anders als viele Religionen, in der Spiritualität einander gar nicht so fremd, kenne die Freimaurerei als solche kein Heils-Versprechen und auch keine höhere Macht, der die Kraft zugesprochen wird, von Schuld freisprechen zu können. Genau in dem Punkt beginne eben "die Arbeit an sich selbst."