Bad
"Die Akten werden durchleuchtet"

Der Chirurg Mathias Bender erklärt, wie Kliniken kontrolliert werden

17.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:32 Uhr

Bad Windsheim (DK) Das Klinikum Bad Windsheim im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim ist seit April diesen Jahres zertifiziertes Endoprothetikzentrum. Dafür können sich Kliniken freiwillig bewerben. Der Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie, Mathias Bender (Foto), kontrolliert als Fachexperte andere Kliniken in dem Programm.

Herr Bender, wie überprüfen Sie, dass niemand unnötig operiert wird?

Mathias Bender: Ich besuche zusammen mit mindestens einem weiteren Experten die Kliniken, die in dem Zertifizierungsprogramm sind, sehe mir Röntgenbilder an, lese mir die Begründungen der Befunde durch. Die Akten werden komplett durchleuchtet. Dort ist alles aufgeschrieben: Welche Entscheidung der Arzt warum getroffen hat, wie lange der Betroffene im Klinikum war und wie er jeweils seinen Schmerz schilderte. So entscheide ich dann, ob zum Beispiel der Schmerz stark genug war, um eine OP zu rechtfertigen.

Haben Sie bereits eine überflüssige OP festgestellt?

Bender: Bisher zum Glück noch nicht. Allerdings gab es schon Fälle, bei denen länger operiert wurde, als in den Vorgaben steht.

Welche Konsequenzen gibt es, wenn Krankenhäuser zu oft gegen die Regeln verstoßen?

Bender: Irgendwann wird ihr das Zertifikat wieder aberkannt. Das ist sehr effektiv, denn es gibt wohl kaum eine schlechtere Presse als das.

Welchen Tipp haben Sie für Patienten?

Bender: Auf jeden Fall eine zweite Fachmeinung einholen. Außerdem sollte man darauf achten, dass der Arzt viele Fragen stellt.

Interview: Desirée Brenner