Neuburg
Die Akten gehen nie aus

Konstant hohe Fallzahlen am Amtsgericht – 2014 steht eine "Woche der Justiz" an

20.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:03 Uhr

Ein Regal voller Akten: Direktorin Dorothea Deneke-Stoll und Geschäftsführer Günther Frey verzeichnen am Neuburger Amtsgericht konstant hohe Fallzahlen - Foto: Rieger

Neuburg (rgf) Die Arbeit geht nicht aus am Neuburger Amtsgericht, berichten Direktorin Dorothea Deneke-Stoll und Geschäftsführer Günther Frey. Die Zahlen bei den eingehenden Fällen sind im vergangenen Jahr konstant geblieben, beim Personal hat sich einiges getan. Die Verantwortlichen halten fest: Jeder Richter am Neuburger Amtsgericht arbeitet deutlich mehr, als seine Stelle eigentlich hergibt.

Jammern wollen Deneke-Stoll und Frey aber keineswegs. „Wir können das immer noch gut abfangen“, sagt die Direktorin. Der Geschäftsführer fügt hinzu: „Wir sind alle mit dem Herzen dabei.“

Die Zahlen sind dennoch eindeutig: Die Richter haben ein durchschnittliches Arbeitspensum von 1,24. Was auf den ersten Blick nach einem bürokratischen Rechenspiel klingt, ist ganz einfach erklärt: Jeder Richter arbeitet fast ein Viertel mehr, als er eigentlich müsste. Damit sei Neuburg Spitzenrichter im Gerichtsbezirk, vor dem Ingolstädter Landgericht, dem Ingolstädter Amtsgericht und dem Pfaffenhofener Amtsgericht. Verzögerungen bei der Bearbeitung der Fälle gebe es trotz der Belastung aber nicht, sagt Deneke-Stoll: „Wir fangen auf, was wir auffangen können.“

Große Rückstände wolle man nicht aufbauen. Das wäre bei den konstant hohen Zahlen an eingehenden Fällen auch problematisch. Bei den Zivilsachen haben die Neuburger Juristen im Jahr 2013 sogar einen ordentlichen Anstieg verzeichnet. 779 Fällen gingen ein. 2012 waren es noch rund 50 weniger.

Besonders viel zu tun hat nach wie vor das Familiengericht. Bei den Scheidungen habe man im Vergleich zum Vorjahr zwar 24 Fälle weniger – um das Sorgerecht wird aber nach wie vor viel gestritten. „Hier sollte eigentlich das Wohl des Kindes im Mittelpunkt stehen“, betont Deneke-Stoll. Um in solchen Fällen positiv einwirken zu können, gibt es einen Arbeitskreis, in dem alle Beteiligten (unter anderem Richter und Jugendamt) zusammenkommen und diskutieren.

Im Strafrecht blieben die Zahlen im vergangenen Jahr stabil. Genau wie 2012 gingen auch 2013 wieder 390 Fälle ein. In beiden Jahren landeten rund 40 vor einem Schöffengericht. Dabei müssen sich die Richter mit den verschiedensten Themen auseinandersetzen: Prügeleien im Rausch, Unfallflucht oder der klassische Streit unter Nachbarn – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Ein neues Angebot kam bisher noch nicht zur Anwendung. Seit dem 1. August des vergangenen Jahres gibt es das sogenannte Güterichtermodell. Die Idee: Die streitenden Parteien setzen sich mit einem Richter an einen Tisch. Bei Kaffee und Kuchen werden die Probleme diskutiert, sei es nun ein Streit in der Familie oder das Gezanke unter Nachbarn. Viele Fälle seien für ein solches Modell aber schlicht nicht geeignet, erklärt Deneke-Stoll. Daher habe man bisher auch noch keine Erfahrungen mit dem Güterichter sammeln können.

Insgesamt sind die Verantwortlichen des Neuburger Amtsgerichts mit dem Jahr 2013 zufrieden, wenngleich es geprägt war von einigen personellen Wechseln. So verabschiedete sich beispielsweise Richter Matthias Ernst in Richtung Augsburg. Dafür trat Susanne Bekk vor einigen Monaten ihren Dienst in Neuburg an.

Für die Zukunft kündigen Deneke-Stoll und Frey bereits eine große Aktionswoche an. Unter dem Motto „Woche der Justiz“ stellen sich von 19. bis 24. Mai in ganz Bayern Gerichte und andere Institutionen vor, die mit der Justiz in Verbindung stehen. Das Konzept des Neuburger Amtsgerichtes steht bereits. So sollen unter anderem Gymnasiasten die verschiedenen Berufsbilder am Gericht kennenlernen. Für die Senioren ist eine Informationsveranstaltung geplant. Themen: Patientenverfügung, Altersvorsorgevollmacht, Erstellen eines Testaments.