Die Abenteuer des Kastraten Filippo Balatri

03.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:14 Uhr

Ingolstadt (aw) In Oliver Hirschbiegels Kinofilm "Der Untergang" tötete sie als Magda Goebbels ihre eigenen Kinder. Als Kommissarin Eva Blond ermittelte sie vier Jahre lang auf Sat.1. Sie war Vera Brühne und die böse Hexe Rabia in "Bibi Blocksberg": Corinna Harfouch. Am 17. Februar gastiert die bekannte Schauspielerin in der – von Audi geförderten – Reihe "Solo für Stars" in Ingolstadt. Im Großen Haus des Theaters schildert sie die Abenteuer des Kastraten Filippo Balatri.

Die Münchner Autorin Christine Wunnicke hat 2001 unter dem Titel "Die Nachtigall des Zaren" eine Biografie über diesen Sänger vorgelegt, der im Schatten seiner Kollegen Senesino und Farinelli wirkte und sich schon zufrieden zeigte, wenn er über eine Opernpremiere vermerken konnte: "Wir haben angefangen, dann haben wir mit gutem Beifall weitergemacht, schließlich sind wir fertig geworden, ohne dass man uns ausgebuht hätte."

Eigentlich hat Filippo Balatris Geschichte drei Anfänge. Da wäre zunächst seine Geburt am 21. Februar 1682 in Pisa. Der zweite Anfang ist nur ungenau zu datieren und mit Schmerzen verbunden: Der Ministrant Filippo, ungefähr elf Jahre alt und bekannt für seinen hübschen Sopran, wird in die Praxis eines Luccheser Wundarztes gebracht, der seine Hoden amputiert. Damit sind die Weichen für sein Leben als Kastrat gestellt. Der dritte Anfang spielt in München. Dort greift Filippo Balatri 1725 zur Feder. Jahrzehntelang hat er Tagebuch geführt, nun schreibt er seine Erlebnisse über Kunst und Reisen ins Reine. Er war Leibeunuch Peter des Großen, singendes Gastgeschenk für den Chan der Kalmücken, Alleinunterhalter in Europas Adelshäusern und schließlich Klosterbruder in Fürstenfeld bei München, wo er 1756 starb.

Da von den typischen Kastraten-Stücken, die Balatri gesungen hat, nichts überliefert ist, werden die Sängerin Britta Schwarz und Stefan Maass an der Theorbe die Lesung von Corinna Harfouch mit Solokantaten u. a. von Georg Friedrich Händel, Henry Purcell und Giu-seppe Torelli begleiten.

Corinna Harfouch wurde 1954 in Suhl geboren. Nach einer Lehre als Krankenschwester begann sie 1976 an der TU Dresden ein Studium zur Textilingenieurin, entschied sich 1978 jedoch für ein Schauspielstudium an der Hochschule Ernst Busch in Ostberlin. Einer ihrer größten Theatererfolge noch zu Zeiten der DDR war die Lady Macbeth unter der Regie von Heiner Müller an der Berliner Volksbühne. Nach der Wende 1989 war sie zunächst am Deutschen Theater in Berlin engagiert, wechselte aber schnell zur Volksbühne, wo sie eine der wichtigsten Protagonistinnen Frank Castorfs wurde. Aufsehenerregend war ihre Interpretation des Generals Harras in "Des Teufels General" von Carl Zuckmayer. Für diese Rolle wurde sie 1997 von den deutschen Kritikern zur Schauspielerin des Jahres gewählt. Nach ihrem spektakulären Auftritt mit Ulrich Matthes in Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" ist sie derzeit erneut mit ihm in Yasmina Rezas neuem Stück "Im Schlitten Arthur Schopenhauers" am Deutschen Theater Berlin zu erleben.

Auch im Kino ist sie so präsent wie wandelbar, spielte in Tom Tykwers "Parfüm" und in Oskar Roehlers "Elementarteilchen", zeigte ihre komische Seite in Pepe Danquarts "Basta. Rotwein oder Totsein" an der Seite von Henry Hübchen und rührte als tschechische Schriftstellerin Bozena Nem-cová in Dagmar Knöpfels Film "Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern".

Corinna Harfouch wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Bayerischen und dem Deutschen Filmpreis. 2007 erhielt sie die Goldene Kamera als beste deutsche Schauspielerin.

Karten für "Solo für Stars" mit Corinna Harfouch gibt es an der Theaterkasse, Telefon (08 41) 9 81 32 00.