Neuburg
Die 75. Kunstauktion war die allerletzte

Walter Schorer hört nach 36 Jahren auf 75 000 Artikel versteigert Hans Mayr kauft das Haus

07.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

Neuburg (r) Die allerletzte Nummer war ein Silberpokal mit Meeresgott Poseidon. Auktionator Walter Schorer versteigerte das Schmuckstück am Samstag für 2000 Euro in seiner 75. Kunstauktion. Schätzungsweise 75 000 Artikel dürfte er in 36 Jahren aufgerufen haben, und jetzt ist Schluss. Walter Schorer hört auf.

Mit 76 Jahren sei die Zeit eigentlich reif, findet der erfolgreiche Auktionator. Der Tod seiner Ehefrau im vergangenen Jahr beschleunigte den Entschluss, das Geschäft auslaufen zu lassen. Das Auktionshaus in der Gustav-Philipp-Straße hat er an Bauunternehmer Hans Mayr verkauft. Es wird in zwei Jahren wohl abgerissen und durch Eigentumswohnungen ersetzt.

Mit Ehefrau Lore hat Walter Schorer ein kleines Antiquitätengeschäft in Neuburg aufgebaut. Nach dem Umzug in die nicht mehr zentral gelegene Gustav-Philipp-Straße versuchte er es ab 1981 mit Versteigerungen. Der erste Auktionskatalog mit Schwarz-Weiß-Bildern fiel noch schmal aus. Aber er füllte sich von Jahr zu Jahr. In einer Auflage von 1000 Stück ging er zuletzt an Interessenten im In- und Ausland. Walter Schorer hielt jedes Jahr zuverlässig eine Frühjahrs- und eine Herbstauktion ab. Er erwarb sich umfangreiches Fachwissen, machte keine kapitalen Fehler und verschätzte sich auch nicht. Diese Leistung eines Autodidakten honorierte die Kundschaft mit großem Respekt. "Diskretion und Seriosität sind meine wichtigsten Ziele gewesen", sagt Walter Schorer. Gerichtsprozesse kennt er nicht. Jede Menge Einlieferungen würden noch auf ihn warten, doch die Entscheidung aufzuhören, sei unwiderruflich. Kunden aus München, Bad Tölz, Ingolstadt, Heidelberg und Neuburg bedauerten das am Samstag unüberhörbar. "Da fehlt jetzt etwas", findet Ingolf Süß aus Neuburg. Walter Schorer sei ein partnerschaftlicher Geschäftsmann gewesen. Das hat auch der unvergessene Heimatpfleger Matthias Schieber (1927- 2001) geschätzt, der regelmäßig für sein Museum eingekauft hat. Auch Händler haben sich in Neuburg gerne bedient, denn im Gegensatz zu den Auktionshäusern in der Großstadt hatte es in Neuburg noch jede Menge Gelegenheiten für "Schnäppchen" gegeben.

50 000 Euro erzielte Walter Schorer einmal für ein Ölbild aus dem 18. Jahrhundert. Er hat den Preisverfall von Grafiken und Porzellan erlebt und weiß, dass Hochwertiges in Zeiten von Minuszinsen beständige und beliebte Anlagen sind. Das zeigte sich zuletzt bei der 75. Jubiläumsauktion: €‡Die Stücke gingen rasant weg, als hätten alle Besucher gewusst, dass es die letzte Versteigerung ist.

Ein Ölbild von Altmeister Adolf Schreyer brachte 8500 Euro, eine Glasvase mit Relief 2200 Euro, zwei Ölbilder je 1900 Euro und eine Kaffeekanne ist von 800 auf 2060 Euro hochgesteigert worden. Ein Fernrohr mit Roségold, Perlen und Rubinen (400 Euro Katalog) sicherte sich für 3300 Euro ein Telefonbieter aus der Schweiz und es hieß letztmals: "Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten."