Pfaffenhofen
Dicke Luft

27.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:47 Uhr

In der Kindertagesstätte Burzlbaam herrscht wortwörtlich dicke Luft. Die Stadt Pfaffenhofen muss sich gerade mal anderthalb Jahre nach Inbetriebnahme - zu der auch diese Luftaufnahme entstanden ist - mit ärgerlichen Mängeln herumschlagen: Die Beschattungssegel und die Lüftungsanlage funktionieren laut Gutachten nicht richtig. Die Folgen: Drinnen haben Kinder und Personal mit Hitze, Gestank und trockener Luft zu kämpfen; draußen Stadtrat, Verwaltung und Planer mit der Schuldfrage. - Foto: PK-Archiv

Pfaffenhofen (PK) Die Lüftung funktioniert nicht richtig, die Beschattung reicht nicht aus: Nicht einmal ein Jahr nach der Einweihung gibt es Ärger um die Pfaffenhofener Kindertagesstätte Burzlbaam: Dort herrschen oft drückende Hitze, Gestank, trockene Luft. Gutachten bestätigen die Mängel.

Allem Anschein nach stecken Fehlplanungen hinter den Problemen bei der Pfaffenhofener Kindertagesstätte am höchsten Punkt des Baugebiets Radlhöfe – einem der ersten Passivhäuser der Kreisstadt. Aus gut informierten Kreisen heißt es, die Planer könnten nach der vom Stadtrat beschlossenen Kostendeckelung auf rund 3,1 Millionen Euro für den Neubau am falschen Ende gespart haben: bei der Beschattung. Die funktioniert nämlich nicht automatisch. Wenn die Kita unbesetzt ist, kann die Sonne also ungehindert reinbrennen.
 

Dicke Luft gab es deshalb nicht nur im Burzlbaam, sondern sprichwörtlich auch in der nicht öffentlichen Sitzung des Bauausschusses am Donnerstagabend. Am Ende war man sich im Gremium aber einig: Damit das Problem für die rund 100 Burzlbaam-Kinder behoben wird, bevor der Hochsommer und damit die Hitze kommt, hat der Bauausschuss nun Nägel mit Köpfen gemacht und für die Nachrüstung schon einmal 60 000 Euro bereit gestellt. Allerdings als Vorleistung, damit schnell nachgebessert werden kann – am Ende muss die Kosten voraussichtlich nicht die Stadt, sondern der Verursacher der Mängel bezahlen. Die Gewährleistungsfrist von fünf Jahren läuft noch.

"Wichtig ist jetzt erst einmal, dass der normale Betrieb möglich ist", sagt der Hochbauleiter und stellvertretende Stadtbaumeister Walter Gebhart. "Der Sommer steht mit Macht vor der Tür und mit Schuldzuweisungen ist den Kindern nicht geholfen."

Stadtjurist Florian Erdle erklärt die Vorgehensweise bei der Beseitigung der Mängel metaphorisch: "Das ist ähnlich, wie wenn man ein Auto kauft, das nicht fährt." Das bringe man dem Autohaus zur Reparatur zurück und sage: "Die Rechnung bitte an euch selbst." Genauso verfahre die Stadt nun auch, und zwar "auf dem juristisch saubersten und bautechnisch schnellsten Weg".

Anhand der jetzt vorliegenden, neutralen Gutachten müssten die Planer die festgestellten Mängel beseitigen. "Man hat ja nicht nur ein Passivhaus bestellt, sondern ein funktionstüchtiges Passivhaus", erklärt Erdle. Die Schuldfrage sei allerdings noch völlig ungeklärt – schließlich waren neben dem Planungsbüro, das den Zuschlag erhalten hatte, auch andere Planer, Subunternehmer und Firmen beteiligt.

"Die Frage der Kostenübernahme wird noch zu klären sein", sagt auch Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) in einer ersten Stellungnahme. "Ich erwarte aber, dass sie von den Planern getragen werden."

Die Gutachten sprechen nach PK-Informationen eine deutliche Sprache: Die Sonnensegel funktionieren in der derzeitigen Form offenbar nicht, die Lüftung bringt zwar genügend Leistung, spürbar ist davon im Endeffekt aber angeblich nichts. Die Sonneneinstrahlung heizt das Passivhaus ähnlich einem Gewächshaus auf, die Lüftungsanlage ist damit offenbar überfordert. Sie schafft es nicht, die Raumtemperatur zu halten. Die Folge: Hitze im ganzen Haus, manchmal sogar 30 Grad im Schlafraum. Die Luft ist Berichten zufolge so trocken, dass sie bei Kleinkindern mitunter Hautprobleme verursacht. "Der Kindergarten ist wie eine Thermoskanne: Was man an Wärme drin hat, bringt man so schnell nicht mehr raus", erklärt Hochbauleiter Gebhart.

Die Probleme mit Hitze und Trockenheit sind nicht nur den Eltern, sondern auch den Kommunalpolitikern längst bekannt. "Da wurde wohl nicht ordentlich geplant", vermutet Herker. An dem Problem sei man schon seit vergangenem Jahr dran, vor zwei Wochen habe es ein Abstimmungsgespräch mit den beteiligten Planern gegeben. "Wir wollen die notwendigen Maßnahmen schon in den kommenden Wochen umsetzen", so Herker.

Der Fall erinnert an die Grundschule Niederscheyern. Die wurde zwar mit Architekturpreisen bedacht – trotzdem hat es nach ein paar Jahren reingeregnet. Nach jahrelangem Kampf gegen die Bau- und Planungsmängel in Eigenregie war die Gewährleistungsfrist dort schließlich abgelaufen. Und die Stadt darf die anstehende Sanierung, die satte drei Millionen Euro kosten dürfte, aus eigener Tasche bezahlen. Und mit dem undichten Dach fing damals der Ärger bekanntlich erst an.