Diakonisches Jahr als Alternative

30.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:52 Uhr

Das freiwillige soziale Jahr kann auch Sprunbgbrett für eine Ausbildung sei. So bleiben rund 70 Prozent der Helfer nach ihrem Jahr in der Diakonie. - Foto: kx

Neuendettelsau (HK) Über 100 junge Männer und Frauen leisten zurzeit ein freiwilliges soziales Jahr in den Einrichtungen der Diakonie Neuendettelsau, dem größten sozialen Träger in Bayern, ab. "Eine stolze Zahl – wenn man bedenkt, dass es vor acht Jahren lediglich 55 waren", erklärt Harald Riegler.

Zusammen mit Monika Käfferlein, Thomas Teichmann und Nicole Lederer bildet er das vierköpfige Team vom Referat "Diakonisches Jahr" der Diakonie Neuendettelsau. Dort wird den diakonischen Helfern ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten angeboten.

Man kann sich aussuchen, ob man lieber in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung tätig sein möchte oder im Krankenhaus. Drei große Bereiche stehen zur Auswahl: Altenhilfe, Krankenhilfe und Behindertenhilfe.

"Zum momentanen Zeitpunkt sind jedoch die Bewerberzahlen für das nächste Kalenderjahr rückläufig", bedauert Thomas Teichmann. Seiner Meinung nach liegt das vor allem daran, dass in der Öffentlichkeit die Meinung herrscht, man könne sich nur im August und September für ein diakonisches Jahr bewerben. "Diese Ansicht ist falsch. Das ganze Jahr stellen wir diakonische Helfer ein", so Teichmann.

Der Begriff "Diakonisches Jahr" stammt ursprünglich von Rektor Hermann Dietzfelbinger, der bei der Hundertjahrfeier der Neuendettelsauer Diakonissenanstalt im Jahr 1954 die weibliche Jugend des ganzen Landes zu einem freiwilligen diakonischen Jahr aufrief. "Wer sich hier bewährt, der bewährt sich fürs ganze Leben", verkündete Dietzfelbinger damals, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern würde.

Beruflich orientieren

"Auf der einen Seite kann man das diakonische Jahr anstelle des Zivildienstes machen, auf der anderen Seite ist es jedoch so, dass die Beweggründe oft tiefer liegen. Das Jahr dient der Persönlichkeitsentwicklung, der beruflichen Orientierung oder einfach als Auszeit. Für manche ist es aber auch die letzte Chance, im Berufsleben Fuß zu fassen", erklärt Thomas Teichmann.

Die 19-jährige Silke Gaar arbeitet zum Beispiel im Krankenhaus in Schwabach: "Ich war ein Jahr zu jung für die Ausbildung und ich wollte noch Erfahrungen sammeln, ob der Beruf Krankenpfleger das richtige für mich ist. Deshalb habe ich mich für das Jahr entschieden."

Ihre Freundin Marina Weierich ergänzt: "Dieses Jahr macht soviel Spaß und man lernt viele neue Leute kennen und kann sich mit ihnen austauschen. Das schätze ich sehr." Anderen dient das soziale Jahr als Vorpraktikum für eine spätere Ausbildung.

Im Neuendettelsauer Werk nehmen Hauptschulabsolventen einen großen Anteil an freien Plätzen ein. "Dies liegt daran, dass der Lehrstellenmarkt sehr angespannt ist. Außerdem haben es Hauptschulabsolventen oft schwer, im sozialen Bereich Fuß zu fassen.

Ein diakonisches Jahr kann da sehr hilfreich sein", erklärt Nicole Lederer. Immerhin 20 Prozent der diakonischen Helfer im Neuendettelsauer Werk sind Abiturienten. "Für sie ist dieses Jahr oft ein Orientierungsjahr, um zu schauen was sie studieren möchten."

70 Prozent bleiben

Erstaunlich jedoch was für Möglichkeiten sich durch so ein freiwilliges soziales Jahr auftun: "Ungefähr 70 Prozent der Helfer bleiben nach ihrem Jahr in der Diakonie. Das diakonische Jahr ist somit auch ein Sprungbrett zu einer festen Ausbildung", betont Riegler.

Neben einem Taschengeld bekommen die Jugendlichen, die sich für ein diakonisches Jahr entscheiden, auch eine Unterkunft und Verpflegung gestellt. Natürlich haben sie auch Urlaubsanspruch, wie jeder Arbeitnehmer.

Wer Interesse hat, kann sich beim Referat Diakonisches Jahr‘unter Telefon (0 98 74) 8 27 70 melden.