Derblecken für Fortgeschrittene

Ein fast ernst gemeintes Lexikon mit Spezialvokabular zum politischen Aschermittwoch

12.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:30 Uhr

Heute kommt wieder Fisch auf den Tisch, hier eine Backforelle mit Salzkartoffeln. Dazu wird bei den Parteien heftig derbleckt - Foto: Rössle

A wie Achim, Du: Neuer Reizbegriff im politischen Schlagabtausch, multiparteilich einsetzbar; selbst Veranstaltungen der SPD (siehe auch -> R.) lassen sich mit dem Namen der Offensivkraft aus dem Landtag garantiert aufmischen. Und falls man sich wieder siezen muss, siehe auch ->W.

B wie Brüderle: Neue Maßeinheit für Peinlichkeit in der Politik. 20 Herrenwitze sind ein Brüderle; sollte also in keiner Aschermittwochsrede fehlen (siehe auch -> R.). Falls dann immer noch keiner lacht: siehe auch -> N. und natürlich -> O. Da brüllt wirklich jeder. Außer der FDP mit -> E. natürlich.

C wie Chance: Managerphrase, die von Politikern übernommen wurde. In verschiedenen Variationen von Aschermittwochsrednern (-> K. und -> L.) in den Saal geschmettert. Beispiele: „Krise als Chance“ oder „Fahren auf Sicht“. Danach braucht es viel -> S. zum Runterspülen.

D wie Drehhofer: Neue Perle im Wortschatz des gepflegten Seehofer-Spotts (siehe auch -> L.). Wird vor allem von verzweifelten Sozialdemokraten (siehe auch -> A., -> P., -> R., -> V., -> W.) bemüht, wenn ihnen sonst nichts einfällt. Kommt vor.

E wie Ettinger: Einwohner eines vom Individualverkehr gern heimgesuchten Dorfs im Norden von Ingolstadt (siehe -> I.), auch Heimat von Wittmann, Albert (siehe nicht -> W.), dem Lieblingsgegner von -> A. und -> W.; E. mit dem Vornamen Karl ist auch ein Hoffnungsträger der FDP, aber mit wenig Aussicht auf -> L., weil -> R.

F wie Fastenzeit: Beginnt heute mit dem Aschermittwoch. Jetzt ist fasten angesagt, kein Vergnügen (-> N.).

G wie Gerolfing: Vorstufe zum Paradies, vor allem aus Sicht von -> L. und dem Chef der -> J., die dort wohnen.

H wie Hecht: Am Aschermittwoch äußerst selten mit dem Zusatz „toller“ anzutreffen, wie sich das -> A., -> B., -> D., -> E., -> P. und -> W. für sich wünschen würden. Der H. ist ein Fisch, der heute (-> F.) aber selten auftaucht, dafür gibt es Karpfen, Forelle oder Makrele.

I wie Ingolstadt: Vorstufe zum Paradies (gleich hinter -> G.), vor allem aus Sicht von -> D., -> J., und -> L. Mit mehr Parkplätzen wäre es sogar das vollkommene Paradies, findet -> E. von der FDP (siehe auch -> B., -> N. und -> R.).

J wie Junge Union: Gesellige Wohlfühlgemeinschaft mit sympathischem Hang ins Unpolitische; dreht aber auf, wenn einer was gegen -> L. aus -> G. sagt. Da kann der -> K. was erleben! Und erst recht dieser -> P.

K wie Kanzlerkandidat: Kam noch nie aus -> G. oder -> I., früher aber mit schöner Regelmäßigkeit aus Bayern. Bis der frühere -> L. einst aus Berlin flüchtete. Bleiben als K. also nur noch -> M. und -> P. Für viele ein klarer Fall für einen -> N.

L wie Landesvater: Anderer Ausdruck für Horst Seehofer (-> D.)

M wie Mutti: Spöttischer Ausdruck der Opposition (-> R.) für die Regierungschefin namens Angela (-> K. und -> Y.), eine Duzfreundin von -> D.

N wie Notfallwitz: Wenn gar keiner lacht, am besten ein flottes „FDP“ einflechten. Riesengag! Schon seit Jahren. Der zündet immer, selbst wenn sonst gar nichts mehr geht. Das liegt an Leuten wie -> B. und anderen Persönlichkeiten aus -> R.

O wie Opflschorle: dialektal für Apfelschorle. Lieblingsgetränk Hubert Aiwangers, Bauernführer aus Niederbayern mit Drang nach Berlin oder zur Not auch in die Bayerische Staatskanzlei (siehe auch -> L.). Die O. ist in den kommenden Wochen (-> F.) selten anzutreffen, weil sie zu wenig Alkohol enthält. Hat aber einen guten Stellvertreter (-> S.).

P wie Problem-Peer: Der SPD-Grande Peer Steinbrück (-> K.) definiert einen neuen Nervensägenfaktor in der Politik. Spott über P. bringt jenseits von -> V. jeden Saal zum Kochen. Ganz sicher kein -> N. Siehe auch -> A., -> B., -> R. und -> W. Da lacht vor allem die -> J. (zumindest, wenn der -> L. es ihnen erlaubt).

Q wie Querulant: Aus Sicht der Jungen Union (-> J.) vergleichbar mit -> A. und -> W.

R wie Randgruppen: Sammelbegriff für das Parteienspektrum jenseits der CSU. Die Kleinen dürfen auch ein wenig mittun. Großes Reservoir für -> N., vor allem auf Kosten der FDP (siehe auch -> B., -> E.) und der SPD (siehe -> A., -> K., -> P., -> W.). Sollten also in keiner Aschermittwochsrede fehlen.

S wie Starkbier: Beliebtes Nahrungsmittel in der Fastenzeit (-> F.). Sollte ebenfalls in keiner Aschermittwochsrede fehlen. Siehe auch -> X.

T wie Tacheles: Also alles andere als die Plattitüden (-> C.) und Anzüglichkeiten (-> B.), die von Politikern sonst abgesondert werden. T. wird vom -> K. der -> R. im Wahlkampf gerne geredet (-> V.). Von übermäßigem Gebrauch wird abgeraten. Sonst droht der Ruf eines -> P.

U wie Untertanen: Klarer Ausdruck (-> T.) für alle Einwohner des früheren Königreichs Bayern, zu dem auch -> G. und -> I. gehörten. Sollte unter den U. ein Wutbürger (siehe meist -> R.) sein, werden sie vom -> D. bzw. -> L. regelmäßig mit dem Abspielen der Bayern-Hymne besänftigt.

V wie Vilshofen: niederbayerische SPD-Metropole; da tritt heute der -> P. auf. Seine Genossen in -> I. schauen live zu, damit sich auf ihrem Fest im Kastaniengarten heute wenigstens irgendwas rührt.

W wie Werner, Herr: Neuer Reizbegriff im politischen Schlagabtausch, multiparteilich einsetzbar; selbst Veranstaltungen der SPD (-> R.) lassen sich mit dem Namen der Offensivkraft aus der SPD-Stadtratsfraktion garantiert aufmischen. Und falls man trotz allem Gezänk noch per Du ist, siehe -> A.

X wie x-beliebig: Eigentlich ist es in einer Aschermittwochsrede egal, was gesagt wird. Hauptsache, man erhebt oft genug den Krug mit -> S.

Y wie Y-Chromosom: Genetisches Markenzeichen für den Mann. Trifft besonders auf -> B. zu; manchmal müssen aber auch Frauen mit ihren beiden X-Chromosomen männliches Verhalten zeigen (-> M.). Eine andere Vertreterin ist Christine Haderthauer aus -> I., die heute bei der CSU spricht, weil ihr Boss (-> L.) verhindert ist.

Z wie Zugabe: Gerne gehörter Zwischenruf, wenn genug -> S. geflossen ist. Dann darf sich der Aschermittwochsredner bestätigt fühlen. Ruft dagegen jemand nach übermäßigem Konsum von -> S. „Ausziehen!“ und meint eine Dame (-> M.), ist das ein klarer -> B.