Derb und mit einem Augenzwinkern

Berliner Duo SDP sorgt auf dem Ingolstädter Drive-In-Festival für super Stimmung

14.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:21 Uhr
Deutschrap-Funk mit Charme: Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin sind als SDP seit 20 Jahren aktiv im Musikbusiness. −Foto: Nassal

Ingolstadt - Unter wildem Hupen stürmen Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin auf die Bühne. Es ist Samstagabend. Der Volksfestparkplatz ist bis in die letzte Reihe zugeparkt, auch Fans ohne Tickets jubeln dem Berliner Allround-Duo SDP hinter den Absperrungen zu. "Wir sind Übertreiber - treiber - treiber. Es geht immer höher, schneller, weiter", halt es aus den Lautsprechern der Bühne und den Autoradios. Die Musiker springen wild auf der Bühne herum. Die Stimmung überträgt sich sofort auf das Publikum, das den Showbeginn mit Hupen, Mitgrölen und lautem Klatschen feiert.

 

SDP, früher unter der langen Version Stonedeafproduction bekannt, verbreiten mit ihren Songs gute Laune - und das schon seit 1999. Auf ein bestimmtes Genre kann man das Duo nicht reduzieren. Von Pop über Hip-Hop bis zu Reggae: Die Palette der beiden Künstler ist breit gefächert, ihre Texte oft mit einem Augenzwinkern gemeint. Und derb, wenn sie etwa "Du bist mein Dealer, viva la Dealer" oder, "scheiße, in meinem Keller liegt ne Leiche, ich bins nicht gewesen und ich kann es nicht beweisen" singen. Doch vor allem ist es eins: pure Unterhaltung und Gute-Laune-Musik.

"An das Gehupe muss ich mich erst noch gewöhnen. Ihr müsst aus dem Fenster mitsingen", flachst Stein nach dem ersten Song. Er trägt ein weißes Trikot der im Januar verstorbenen Basketballlegende Kobe Bryant. Sein Kollege ein schwarzes Muskelshirt. Lange hätten die beiden überlegt, ob sie Autokonzerte wirklich spielen wollen, am Ende war ihnen aber klar: "Wir haben das so krass vermisst. " Und das zeigt sich in jeder Sekunde ihres Auftritts. Sie geben Gas auf der Bühne, laufen zu den Fans auf dem Parkplatz, übergießen die Frontscheiben mit Wasser und animieren die Zuschauer so lange, bis sämtliche Autos auf dem Parkplatz hin und her wippen.

Jetzt stimmen sie einen ihrer bekanntesten Partyhits an: "Ich tanz, tanz, tanz aus der Reihe, in der Schule hatte ich immer Langeweile", hallt es über den Parkplatz. Auf der Bühne schießen zum ersten Mal heiße Feuerfontänen in die Luft. Mittlerweile ist es dunkel geworden - und der Parkplatz verbreitet nun eine ganz besondere Atmosphäre. Die Lichteffekte der Bühne vermischen sich mit hunderten von Autoscheinwerfern. Warnblinkanlagen blitzen auf, Leuchtstäbe strahlen aus den Fenstern heraus. Währenddessen stimmt SDP den nächsten Hit an: "Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag? " Das Publikum kennt den Text und steigt mit ein: "War ich drei, drei Tage wach, oder einfach im Koma? "

Dass SDP mehr kann als Gute-Laune-Mukke und Partyhits beweisen sie, als sie den Song "Ich will nur, dass du weißt, dass ich Briefe an dich schreib und sie wieder zerreiß" performen. Stein spielt jetzt Klavier, Kopplin auf der Gitarre. Die Strahler tauchen die Bühne in ein rotes Licht. Auf dem Parkplatz wird es schlagartig mucksmäuschenstill. In den nächsten drei Minuten hupt kein einziges Auto.

Zum Abschluss werden Rosen an die Fans verteilt. Noch einmal ein Stück Nähe zu den Künstlern. Dann verschwinden SDP und Band mit einem letzten Hupkonzert von der Bühne.

DK

Benedikt Schimmer