Eichstätt
Der zweite Versuch

Peter Schuster aus Schernfeld will endlich mit dem Motorrad aufs Dach der Welt

27.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:37 Uhr

 

Eichstätt (EK) Es war ein wilder Ritt quer durch den eurasischen Kontinent, den Josef Adametz und Peter Schuster da im Sattel ihrer Motorräder im vergangenen Jahr zurückgelegt haben. Das Ziel aber blieb ihnen verwehrt. Jetzt unternimmt Peter Schuster einen neuen Versuch.

Es sind beeindruckende Bilder, die Josef Adametz und Peter Schuster von ihrer langen Reise quer durch Europa und die Weiten Asiens mitgebracht haben. Ihr Ziel haben sie nicht erreicht. Ein Sturz, bei dem sich Adametz einen Haarriss im Bein zugezogen hatte, und ein Einreiseverbot wegen Unruhen in China hatten die Reise im vergangenen Jahr jäh unterbrochen. Das letzte Teilstück durch China und Nepal bis zum Basiscamp des Mount Everest blieb vorerst ein Traum.

Dabei war schon der Teil des Abenteuers, den sie bereits bewältigt hatten, mehr als eine Reise wert. Tausende von Fotos haben Adametz und Schuster mitgebracht. Sie zeigen beeindruckende Sehenswürdigkeiten vergangener Hochkulturen und ärmliche Siedlungen, trockene Wüsten und malerische Berglandschaften – und vor allem viele lächelnde und gut gelaunte Menschen. „Das war sehr beeindruckend. Wir haben wahnsinnig viele unglaublich hilfsbereite und gastfreundliche Menschen getroffen“, erzählen Adametz und Schuster. Sein Bild von den Russen etwa habe sich komplett verändert, sagt er.

Als in Wolgograd ein Bügel von Schusters Ersatzbrille abgebrochen war und sie zur Reparatur quer durch die ganze Stadt mussten – ohne ein Wort der ohnehin kaum vorhandenen Wegweiser zu verstehen – begleiteten drei junge russische Studenten sie auf dem Weg quer durch die ganze Stadt – ausgerechnet durch das ehemalige Stalingrad, wo in einer der größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs die ganze Stadt zerstört worden war und mehr als 700 000 Menschen ums Leben gekommen waren. „Das war gerade als Deutscher schon ein komisches Gefühl, die Zeugnisse zu sehen“, sagt Schuster, wenn er sich an den Besuch im Museum zur Schlacht erinnert – nur einer von vielen Höhepunkten der Reise über tausende Kilometer durch zehn Länder und die unterschiedlichsten Kulturkreise.

Nach dem Start am 29. April 2012 bis an den Fuß der Hohen Tatra in der Slowakei folgten zwei Tage in den einsamen rumänischen Karpaten – einem „etwas anderen Europa“, wie Adametz und Schuster erzählen. Pferdewagen auf den Straßen sind dort noch ein gängiges Transportmittel. Anschließend führte die Reise in die Ukraine, ins berühmte Odessa und auf die Krim, nach Sewastopol – wo Josef Adametz eine Begegnung mit seiner Familiengeschichte hatte: Durch Zufall entdeckten er und Schuster beim Blick auf Tafeln mit den Namen der Gefallenen in einem Soldatenfriedhof das Grab seines Onkels Ernst, von dem er wusste, dass er irgendwo auf der Krim bestattet sein sollte.

Die letzten 150 Kilometer vor der usbekischen Grenze durch die kasachische Hungersteppe entpuppten sich dann als Horrortrip bei 40 Grad ohne Schatten auf einer zum Teil knietief von Sand bedeckten Straße. Da blieben auch Stürze nicht aus – die Gott sei Dank glimpflich verliefen.

Dann der Höhepunkt der Reise: die Seidenstraße und ihre magischen Städte Xiva, Buchara und Samarkand, drei Perlen, die Adametz und Schuster mit ihrer reichen Geschichte und magischen Schönheit sofort in ihren Bann zogen. Schließlich der Pamir-Highway: das zweithöchste Gebirge der Welt, ein 20 Kilometer langer Horror-Tunnel, mit unzähligen Schlag- und Wasserlöchern, der jede Sekunde volle Konzentration erfordert, und die Route am Panj entlang, dem Grenzfluss zu Afghanistan, wo Grenzpolizisten sie verscheuchen. Und dann „einer der schönsten Orte der Welt“, sagt Peter Schuster: der Karakul-See in Tadschikistan.

Schließlich der Sturz: Auf schwierigem Untergrund kommt Josef Adametz zu Fall und zieht sich einen Haarriss im Mittelfuß zu. Er beißt auf die Zähne. Aber als dann kurz vor der Grenze auch noch eine Mail der chinesischen Agentur ankommt, dass es Probleme mit der Einreise gibt, brechen die beiden Motorradabenteurer die Reise ab. Sie stellen ihre Bikes bei einem befreundeten Schweizer in Osh in Kirgisistan ab.

Dort stehen sie bis heute – aber nicht mehr lange. Denn während Josef Adametz absagen musste, macht sich Peter Schuster am 2. Oktober mit seinem Jugendfreund Josef Meyer, der inzwischen in Augsburg lebt, erneut auf den Weg, um die Reise zu beenden. „Die Nervosität steigt langsam“, sagt Schuster. „Vor allem aber die Freude, dass es endlich wieder losgeht.“

Vor den beiden liegt erneut eine lange Reise mit rund 6000 Kilometern, ein Großteil davon im Hochgebirge – zum höchsten Berg der Erde: Denn das Ziel ist kein geringeres als das Basiscamp des Mount Everest, das große Ziel der Reise. Von Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, aus geht es schließlich am 4. November zurück in die Heimat – dann hoffentlich mit vielen weiteren Fotos und vor allem unvergesslichen Erinnerungen.