Aichach
Der Zug ist pünktlich

06.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:08 Uhr

Winfried Karg, Vorsitzender von Pro Bahn Schwaben (links), lobte die BRB. Darüber freute sich natürlich Vertriebs- und Kommunikationsleiter Bastian Goßner sehr. - Foto: Haas

Aichach (kx) Die Bayerische Regionalbahn (BRB) hat am 13. Dezember den Betrieb auf der Paartalbahn übernommen. Und seither ist auf der Strecke von Augsburg über Aichach nach Ingolstadt "alles viel besser geworden." Diese Ansicht vertritt der Fahrgastverein Pro Bahn Schwaben.

Unter dem Vorsitz von Winfried Karg trafen sich 20 Mitglieder, um Kritik zu üben oder zu loben. Um es gleich vorweg zu nehmen, zu schimpfen gab es so gut wie nichts. Dafür aber Anerkennung in den höchsten Tönen. Ein Teilnehmer sprach sogar von einem "Quantensprung" für den Landkreis Aichach-Friedberg.

Zu den Kritikpunkten zählte der Spätverkehr. "Wer fährt schon um Mitternacht von Augsburg nach Ingolstadt" klagte ein älterer Herr, der den Zug nach 0 Uhr am liebsten streichen würde. "Das sind doch nur ein paar Hansel." Mit dieser Meinung stand er jedoch alleine auf weiter Flur und zog damit sogar den Groll der übrigen Teilnehmer auf sich. "Der Spätverkehr ist total wichtig. Ich gehe gerne ins Theater und will danach noch etwas ausgehen, und nicht gleich nach Hause fahren", hielt ihm beispielsweise eine Frau entgegen. Außerdem könne man nicht erwarten, dass die Nachtzüge schon nach zwei, drei Monaten voll seien. "Das dauert zwei bis drei Jahre."

Ein anderer Herr spielte den "dummen Fahrgast". Er lobte zwar, dass es im Zug jetzt einen Ticketautomaten gibt, der müsse allerdings benutzerfreundlicher werden. "Der muss mir Schritt für Schritt sagen, was ich tun muss, um an die Fahrkarte zu kommen." Das war’s dann auch schon mit den Schwachpunkten.

Bastian Goßner, Vertriebs- und Kommunikationsleiter der BRB, der als Referent eingeladen war, hatte also leichtes Spiel. Er brauchte quasi nur zu warten, bis das Lob von allen Seiten kam. "Die Züge sind sauber, der Service ist sehr gut. Es wird sofort informiert, wenn mal was dauert. Das gab es früher nicht", konnte sich Goßner mit Genugtuung anhören. Bereits zuvor hatte der Vertriebsleiter eine durchwegs positive Bilanz auf der Paartalbahn gezogen. "Wir freuen uns, dass wir das gute Verkehrskonzept nutzen dürfen." Die Anbindungen nach Augsburg und Ingolstadt sowie damit an die Fernzüge seien "hervorragend". Dies sei durch einen Schulterschluss mit der Politik und der Deutschen Bahn möglich geworden. "Wir sind ein kleines, flexibles Unternehmen, das in der Region sitzt." Dadurch habe man engen Kontakt mit den Landräten und den Bürgermeistern. Das bestätigte Karl-Josef Spieker vom Landratsamt. Seiner Ansicht nach habe die Paartalbahn eine gute Entwicklung genommen. Er verwies auf die zusätzlichen Fahrten tagsüber und die verlängerten Betriebszeiten am Abend und an den Wochenenden. Allerdings gerate die Infrafraktur jetzt auch an ihre Grenzen. Darauf müsse man in Zukunft eine Auge haben. Verbesserungen der Bahnsteige, die unzureichend seien, und eine Doppelspur auf der Paartalbahn seien die Schwerpunkte, die angepackt werden müssen.

Nachsteuern möchte Goßner bei der Kapazitätenfrage. So seien die Züge vor 7 Uhr sehr voll. Das habe die Fahrgastzählung in den Zügen bestätigt. Zwei neue Triebwagen, von denen einen allerdings die Ammerseebahn bekommt, sollen das Problem lösen. Schon nach den Sommerferien werde sich die Lage deutlich entspannen. Sechs Millionen Euro werden investiert. Goßner betonte aber auch, dass während der Hauptverkehrszeiten 20 Prozent der Fahrgäste stehen dürften.

Kritik, wenn man das so sagen möchte, kam also eher von der BRB selbst als von Pro Bahn. Der Fahrgastverein ist mit dem neuen Angebot vollauf zufrieden. "Mit dem neuen Takt ist Friedberg zum Hochschulstandort geworden. Acht Minuten bis zur Hochschule, wo gibt’s das schon", freute sich ein Friedberger.