Leserbrief
Der Zeit voraus

06.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:05 Uhr

Wessen Stern erstrahlt wieder einmal am allerhellsten am gesamten Firmament?

Wer ist schnell, schneller, am schnellsten? Und wer ist seiner Zeit erneut weit, weit voraus? Niemand anderes als unser geliebtes Eichstätt selbstverständlich! Wir sind ja eh schon ein Ort der Superlative - langsamster Fluss, geizigstes Bistum, katholischste Uni, modernstes Klo (ZOB) -, und jetzt kommt eine weitere Bestmarke hinzu: nämlich im Feste feiern, bevor sie fallen.

Entsinne ich mich richtig, oder wurde neulich das Ende der Jahrhundertbaustelle innere Westenstraße mit großem Tamtam begangen? Die Blasmusi spielte zünftig auf, es gab blinkende Lichtergirlanden, Glühwein, Steaks und Bratwurst - und alle hatten vorweihnachtlichen Glanz in ihren Augen ob der endlich überstandenen Plage und Mühsal, die dieses 60-Meter-Mammutprojekt mit sich gebracht hat.

Allerdings muss nach dieser Feierei irgendjemand vergessen haben, die Partyzelte zu verräumen, denn zwei Wochen danach ist die innere Westenstraße - "das Herz unserer Stadt" - immer noch dicht, zumindest für Autofahrer. Das ist in etwa so, als würde man bei einer Straßenfreigabe das obligatorische Band durchschneiden und gleich anschließend "Durchfahrt verboten"-Schilder aufstellen.

Aber natürlich geht von diesem - sagen wir mal - recht überpünktlichen Akt in der Westenstraße eine Botschaft aus: Seht her, wir können auch anders als träge und slow. Eichstätt fährt jetzt auf der Überholspur. Ich jedenfalls habe das deutliche Signal für mich bereits verinnerlicht und meinerseits gleich schon mal für nächste Woche zur feierlichen Wiedereröffnung des Jura-Museums auf die Burg geladen. Das wird zwar anschließend zunächst einmal zugemacht, aber egal. Hauptsache, es wird sozusagen schon mal auf Vorrat gefeiert. Vom VfB habe ich übrigens läuten hören, dass er demnächst seine vorgezogene Meisterschaftsfeier begeht - scheiß auf die Rückrunde. Und die offizielle Einweihung des Herzogstegs ist für kommenden März geplant - obwohl weit und breit noch keine Brücke in Sicht ist.

Auch für den Adventsmarkt ist eine minimale Zeitverschiebung geplant: Der wird in den August verlegt - als frühester Adventsmarkt auf der ganzen Welt. Gereicht werden dann Kalter Bischof, geeiste Bratwurst am Stiel und gefrorener Glühwein zum Lutschen. Und vor allem wären wir dann deutlich vor dem Tittinger Adventsmarkt. Der findet nämlich auch nicht im Advent statt.
Pfüat Gott, Ihr
Schlossleutnant
Lorenz Krach