Der Zauderkünstler

Kommentar

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Martin Schulz der Zauderkünstler - der SPD-Chef hat seine Partei in die Bredouille gebracht. Sein schnelles und kategorisches Nein zu einer großen Koalition noch am Abend der Bundestagswahl war von vielen Genossen gefeiert worden.

Raus aus den Tentakeln der Schwarzen Witwe Angela Merkel, die bisher noch jeden ihrer Koalitionspartner und Rivalen kleingekriegt hatte, rein in die Opposition. Die neue politische Freiheit und Aussicht auf Erneuerung wirkte für viele verlockend. Wer konnte da schon ahnen, dass das Jamaika-Bündnis aus Union, FDP und Grünen kläglich scheitern würde.

Auch knapp drei Monate nach der Bundestagswahl steht Deutschland ohne neue Regierung da. Und die SPD zögert, lässt weiter auf sich warten. Parteichef Schulz hat sein Schicksal in die Hände der Basis gelegt. Doch die scheint tief gespalten zu sein in Gegner und Befürworter einer großen Koalition. Doch anstatt beherzt zu führen, die Regierungsbeteiligung als Chance zu begreifen, die Mitglieder auf diesem Weg mitzunehmen, laviert und taktiert Schulz, lässt sich jeden seiner Trippelschritte von den Gremien bestätigen.

Welchen Weg soll die SPD gehen, um aus ihrem historischen Tief wieder herauszukommen und sich neu aufzustellen? Schulz hat Erwartungen geweckt, die er nicht erfüllen kann. Je länger er jetzt zaudert, nicht für Klarheit sorgt, desto größer wird die Unruhe in der Partei. Der Versuch, auf Zeit zu spielen, um Angela Merkel und die Union zu schwächen, den Preis für eine Regierungsbeteiligung in die Höhe zu treiben, könnte nach hinten losgehen. Der Schlingerkurs dürfte auch die Wählerinnen und Wähler nicht überzeugen.