Ingolstadt
Der Zauberflötist

Roncalli-Clown Gabor Vosteen macht Späße auf hohem Niveau – er ist studierter Musiker

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Ein-Mann-Stück für fünf Stimmen: Gabor Vosteen spielt mit Nase und Mund auf mehreren Blockflöten zugleich - Foto: Salto Vitale/Roncalli

Ingolstadt (DK) Erst ist es nur eine Blockflöte, die der Clown mit der haarsträubenden Frisur in Händen hält. Er lässt sie durch die Manege fliegen, in die Länge wachsen, spielt ein paar Töne. Dann zieht Gabor Vosteen immer noch eine Flöte aus dem Ärmel, am Ende sind es fünf, die er alle gleichzeitig spielt.

Nebenbei kokettiert der Komiker mit frechen Blicken und flinken Gesten – ein echter Publikumsliebling in der Roncalli-Show „Salto Vitale“. Kinder und Erwachsene lachen, bis die Tränen kommen.

Am Morgen nach der Vorstellung ist Vosteen nicht wiederzuerkennen. In Sweatshirtjacke sitzt er im Bürowagen, die Haare nach unten gekämmt, mit runder Brille. Der 35-Jährige spricht leise, wählt seine Worte sorgfältig. „Eigentlich wollte ich Zauberer werden“, sagt er, „aber das Verrückte und Lustige lag mir mehr.“

Vor jeder Vorstellung ist es, als würde er einen Schalter umlegen: Dann verwandelt er sich in den aufgedrehten Clown, indem er die „Maschine in Gang bringt“, wie er sagt – zum Beispiel mit Liegestützen. Während die Zuschauer eintrudeln, schlendert er durch die Ränge und erschreckt sie mit einem Plastikschweinchen. Dabei sucht er schon einmal nach Opfern, die er später in die Manege holen kann. „Man kann die Nummer nicht einfach durchziehen“, sagt er. Das Publikum sei schließlich immer anders. Eine für das Mitmachorchester ausgewählte Ingolstädterin bekam bei der Premiere so einen Lachkrampf, dass sie aus ihrer Flöte kaum einen Ton brachte.

Hier gelangen Sie zu unserer Multi-Media-Reportage des Circus Roncalli" type="" href="http://story.donaukurier-digital.de/circus-roncalli/ " target="_blank" %>

Als „schönstes Verliererinstrument der Welt“ hat Vosteen sein Handwerkszeug einmal bezeichnet. Vielleicht deswegen war ein Blockflötenstudium in Hannover für ihn der erste Schritt in Richtung Bühne. Profimusiker werden wollte Vosteen damit nicht, sondern eher seine skeptischen Eltern beruhigen. Schon beim Diplomkonzert spielte Vosteen dann Flöte mit der Nase. Er besuchte eine Budapester Zirkusschule, musizierte in Varietés und auf Kleinkunstbühnen. Mit seinem Roncalli-Engagement hat sich für den Norddeutschen vor anderthalb Jahren ein Kindheitstraum erfüllt.

Dass er jetzt die meiste Zeit im Wohnwagen lebt, nimmt er in Kauf: „Als Künstler muss man raus und fahren.“ Seine Familie ist in vielen Städten mit ihm unterwegs. In Ingolstadt ist seine Frau vertretungsweise als Geigerin der Zirkuskapelle zu hören. Die zweijährige Tochter sitzt derweil daneben, wenn der Papa sich schminkt.

 

Der Circus Roncalli gastiert noch bis zum kommenden Sonntag mit seinem Programm „Salto Vitale“ auf dem Volksfestplatz.