Eichstätt
Der Worldchampion kommt wieder aus Eichstätt

Red Bull Air Race: Flo Bergér holt sich erneut den Gesamtsieg in der Challenger-Klasse - jedoch keinen Aufstieg

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Das sind sie, die drei Sieger der Red-Bull-Air-Race-Saison 2017 in der Challenger-Klasse: Gold holte sich Florian Bergér aus Eichstätt (Mitte), Zweiter wurde Daniel Ryfa aus Schweden (l.) und Bronze ging an Luke Czepiela aus Polen (r.). −Foto: Joerg Mitter/Red Bull Content Pool

Eichstätt/Indianapolis (SZ) Abgeblasen! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Weil der Wind zu stark war, wurde das finale Red Bull Air Race in Indiana abgesagt. Flo Bergér ist trotzdem Saisonsieger geworden - mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Das kann man sich vorstellen, der Ärger im Challenger-Kader war groß. Aus allen Teilen der Welt sind die sechs Finalisten angeflogen gekommen, um in Indianapolis im US-amerikanischen Bundesstaat Indiana ein letztes Mal alles zu geben und sich womöglich doch noch um den einen oder anderen Platz in der Gesamtwertung zu verbessern. Und dann kam alles anders.

Flo Bergér war bereits am Dienstag vor einer Woche in die USA gereist, zehn Stunden saß er im Flugzeug, sämtliche Briefings hat er abgesessen, unzählige Interviews gegeben und zwischendurch drei Trainingsflüge absolviert - alles soweit normal. Auch als die Challenger am Samstag zum Qualifying in ihre Flugzeuge steigen, ahnen sie noch nicht, dass es ihr letzter Flug in dieser Saison sein würde. Am Sonntagvormittag kommt dann die Nachricht: Für die Challenger ist das Finale vorbei, wegen zu starker Windböen werden sie nicht mehr an den Start gehen. Gewertet wird das Qualifying, das eigentlich (wie in der Formel 1) lediglich die Startreihenfolge im Rennen festlegt. Die meisten nutzen das Qualifying damit, wie etwa Kevin Coleman bestätigt, als letzte Chance, am Flug zu feilen. "Ich habe beschlossen, das Qualifying als weiteren Trainingslauf zu nutzen. Das hat sich gerächt", sagt er am Sonntag enttäuscht. Der Amerikaner sah die Möglichkeit, sich mit dem letzten Rennen immerhin noch den Bronzepokal zu sichern. Mit dem fünften Platz im Qualifying wurde daraus aber nichts, er wurde insgesamt Vierter. Und wie ihm ging es mehreren Piloten.

"Für mich war das ebenfalls eine schlechte Nachricht", sagt Flo Bergér. Auch er nutze das Qualifying noch einmal, um an seiner Linie im Track zu feilen. Strafsekunden gab's zwar nicht, aber eben auch nicht die beste Zeit. "In zwei von drei Trainingsflügen war ich Erster, im Qualifying nur Vierter", sagt Bergér. "Ich hätte gleich auf Nummer sicher gehen sollen." Denn eigentlich habe er sich für das finale Rennen sehr sicher gefühlt. "Dass es nie zum Rennen gekommen ist, ist ärgerlich, ich wollte es ausfechten", sagt er. Noch ärgerlicher dürfte der Ausfall des Rennens allerdings für Daniel Ryfa gewesen sein.

Für den Schweden wäre das Finale die letzte Möglichkeit gewesen, Bergér doch noch den Sieg vor der Nase wegzuschnappen. Denn mit nur zwei Punkten Rückstand auf Bergér wäre der Sieg auch für ihn in greifbarer Nähe gewesen. Im Qualifying allerdings landete er wegen eines Flugfehlers und zwei Strafsekunden auf dem sechsten und letzten Platz. Während Bergér für den vierten Platz immerhin noch zwei Punkte aufs Gesamtkonto bekam, ging Ryfa leer aus. Die einzige, die sich über die Absage des Rennens gefreut haben dürfte, ist die Französin Mélanie Astles. Sie gewann das Qualifying und ist damit Siegerin von Indianapolis - ihr erster Rennsieg überhaupt. Doch obwohl sie sich dafür noch einmal fünf Punkte für die Gesamtwertung holte, reichte das am Ende nicht aus, um noch aufs Treppchen zu kommen.

Da nämlich waren Bergér und Ryfa - trotz der Niederlagen in Indianapolis - nicht mehr wegzukriegen: Ihr im Lauf der Saison angesammelter Punktevorsprung war uneinholbar für alle anderen. Den dritten Platz in der Gesamtwertung sicherte sich - auch das keine große Überraschung - Luke Czepiela aus Polen.

Gefeiert haben am Ende trotzdem alle. "Weil das eine ziemlich gute Saison war und wir alle näher zusammen gewachsen sind", sagt Bergér. "Außerdem hab ich mir den Titel zum zweiten Mal geholt, das fühlt sich unglaublich an." Auch Ryfa zeigte sich schlussendlich als guter Verlierer und gratulierte seinem Kumpel aus Eichstätt zum Sieg. "Natürlich wollte ich in diesem Jahr gewinnen, und ich hatte gehofft, in Indy zu fliegen, aber das Wetter ist so, wie es ist", erklärt er gut gelaunt.

Ein Wermutstropfen bleibt allerdings sowohl für Ryfa als auch für Bergér. Beide hatten gehofft, nach dieser Saison den freien Platz in der Masterklasse zu bekommen. Daraus wird höchstwahrscheinlich aber nichts. "Ich habe die Absage schon bekommen, Daniel auch", verrät Bergér. Dass er enttäuscht ist, kann er nicht verbergen. Immerhin hatte er angenommen, dass seine hervorragenden Leistungen der vergangenen und der aktuellen Saison ausreichen könnten, ihm den Platz als Master zu sichern. Und auch Daniel Ryfa hätte die Position - rein an seinen Leistungen gemessen - verdient gehabt.

Wer aus dem Team der Challenger zum Zug kommt, das will man bei Red Bull noch nicht preisgeben. "Die Besetzung ist noch nicht bestätigt. Sowohl die Master als auch die Challenger-Piloten werden erst in den kommenden Wochen bekanntgegeben", heißt es auf Nachfrage. "Warum ich nicht genommen wurde, darüber kann ich nur spekulieren", sagt Bergér. Er wisse allerdings, dass nicht nur das fliegerische Können eine Rolle für die Auswahl spiele. Auch Geld zählt. Denn so ein Air Race ist eine kostenspielige Angelegenheit. "Wer zum Beispiel schon Sponsoren an der Hand hat, hat gute Karten", sagt Bergér.

Der Eichstätter wird bislang von niemandem gesponsert, auch wenn er schon erste Versuche dahingehend unternommen hat. "Ich habe bei Audi und BMW angefragt", verrät er. Da aber habe man kein Geld für ihn und seinen Extremsport lockermachen wollen. "Weitermachen will ich trotzdem", sagt der 28-Jährige. Wenn Red Bull seinen Vertrag verlängert, bleibe er gerne eine weitere Saison als Challenger dabei. "Und vielleicht klappt's ja dann 2019 mit dem Master", sagt er zwinkernd.

DAS ENDERGEBNIS DER SAISON 2017

Das Gesamtranking der Challenger-Klasse 2017:

1. Platz: Florian Bergér (DE) mit 38 Punkten

2. Platz: Daniel Ryfa (SE) mit 34 Punkten

3. Platz: Luke Czepiela (PL) mit 34 Punkten

4. Platz: Kevin Coleman (US) mit 27 Punkten

5. Platz: Mélanie Astles (FR) mit 23 Punkten

6. Platz: Ben Murphy (GB) mit 19 Punkten

7. Platz: Baptiste Vignes (FR) mit 14 Punkten

8. Platz: Kenny Chiang (HK) mit 12 Punkten

9. Platz: Daniel Genevey (FR) mit 12 Punkten | bsx