Eichstätt
"Der Wolf hat sich bei uns fest etabliert"

Zusammenkunft der Jäger - Afrikanische Schweinepest soll ferngehalten werden - Gute Erfahrungen mit Jungtierrettung

04.08.2021 | Stand 08.08.2021, 3:33 Uhr
Um sich vor dem Wolf zu schützen, bilden Wildschweine sogenannte "Rotten". Das ist wiederum für die Landwirtschaft problematisch, da oft Felder verwüstet werden. −Foto: Mödl

Eichstätt/Gungolding - Die Hoffnung der Jägerinnen und Jäger auf ein "gewohntes normales Leben" nach Corona wächst, machte Franz Loderer, Vorsitzender des Jagdschutzes und Jägervereins Eichstätt, zu Beginn der Mitgliederversammlung in Gungolding deutlich.

Das lässt hoffen, denn wegen Corona ist der Druck auf das Wild gestiegen, schließlich waren deutlich mehr Spaziergänger im Wald unterwegs. Themen waren zudem der Wolf und die Afrikanische Schweinepest. Im Gasthof "Schreinerwirt" fanden die Mitglieder große Räume vor, sodass die Pandemie-Regeln eingehalten werden konnten.

• Hundebesitzer: Er wisse um die Probleme in den Revieren, so Loderer weiter. Corona habe den Wäldern viele Besucher beschert und den Druck auf die Wildtiere erhöht. Viele Gespräche und mahnende Worte mussten die Jäger an zum Teil uneinsichtige Hundebesitzer richten. Freilaufende, nicht angeleinte Hunde stöbern das Wild in seinen Einständen auf. Wegen des noch fehlenden Vegetationsaufwuchses in den Fluren im Frühjahr, wenn Wildtiere in ihren Wohnstuben Nachwuchs erwarten, werden sie oft über weite Strecken im Blickfeld des Hundes gehetzt, so der Vorsitzende. Viel Zeit vergehe, bis sich die Tiere wieder in ihre Einstände zurückwagten. Das bedeute für sie Stress pur, da auch die Beweglichkeit wegen des noch ungeborenen Nachwuchses stark eingeschränkt ist. "Die allermeisten Hunde vergessen dabei ihren anerzogenen Appell und der Urtrieb, das Jagen, gewinnt die Oberhand", sagte Loderer. Da helfe oft kein Rufen, Pfeifen oder lautes Schreien. Nicht selten komme von den Hundehaltern die Antwort: "Das hat er ja noch nie gemacht! " Werde ein Reh oder ein Hase in panischer Flucht in einen Wildschutzzaun getrieben, habe das Wildtier keine Chance mehr, weiß Hegegemeinschaftsleiter Hans Mödl aus vielen schmerzlichen Erfahrungen zu berichten. Noch schlimmer sei es, wenn die gehetzten Tiere auf stark befahrene Straßen getrieben werden und es zu Verkehrsunfällen komme. Erkläre man dies den Hundebesitzern, so sei eine große Zahl einsichtig und die Antwort laute: "Mit dem Thema habe ich mich noch gar nicht befasst", sie bedankten sich für die Aufklärung von Seiten der Jäger. Loderer bedankte sich bei allen Jägerinnen und Jägern, die bei so hohem Publikumsverkehr besonnen reagieren. "Wir stehen in der Öffentlichkeit und haben nicht nur Befürworter. "

Radioaktiv belastete Wildschweine: Ein weiteres Thema waren die drei im Landkreis installierten Radium-Cäsium-Stationen zur Untersuchung von Wildschweinen. Sie sind gut ausgelastet. Bei einem positiven Untersuchungsergebnis gebe es eine Entschädigung vom Staat, die gewährleiste, dass das verstrahlte Fleisch, noch auf den Supergau Tschernobyl 1986 zurückzuführen, nicht in den Handel gelange. Es werde nun über eine vierte Station im östlichen Landkreis nachgedacht, damit die Erleger nicht so weite Strecken fahren müssen. Auch hier übe der Verein wiederum eine Vorreiterstellung im Gesamtverband aus.

• Afrikanische Schweinepest: Bei der Schwarzwildbejagung richtet Loderer seinen Appell weiter an die gesamte Jägerschaft, "viel Sitzfleisch" bei der Bejagung zu haben. In diesem Zusammenhang wurde auch die gute Nutzung der Konfiskat-Behälter zur Entsorgung von Wildschweinabfällen zur Eindämmung der Seuche angesprochen. Von Seiten des Landratsamtes sei das eine hervorragende Einrichtung. Dennoch komme es immer wieder zu Verschmutzung und Missbrauch von manchen Beschickern. "Das darf nicht sein", hieß es bei der Versammlung, denn die Afrikanische Schweinepest müsse unter allen Umständen von den "Sauen" ferngehalten werden. "Es wäre eine Katastrophe für unsere Landwirte, würde diese Viruserkrankung, die für den Menschen völlig unbedenklich, aber für Hausschweine absolut tödlich ist, auf Hausschweinebestände übergreifen", so der Vorsitzende. Der Schweinefleischexport würde zusammenbrechen. Als bedenklich sieht der Vorsitzende die inzwischen großen Zusammenschlüsse, sogenannte Rotten, von Wildschweinen als Verteidigungsstrategie gegen den Wolf an. Die mehrfach bestätigte Wölfin "wohnt" im sogenannten Saupark oberhalb von Breitenfurt. Das Jagdgebiet erstrecke sich allerdings inzwischen von Ammerfeld im Landkreis Neuburg/Schrobenhausen bis Kinding an der Autobahn im Landkreis Eichstätt, wo Sichtungen, beziehungsweise Rehrisse mit den für Wölfe typischen Halseingriffen, gefunden wurden. Hochträchtige Rehmütter haben aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität kaum eine Chance zu entkommen. "Der Wolf hat sich bei uns fest etabliert", davon ist Loderer überzeugt. Ob er noch allein sei, das wisse man nicht. Das Problem großer Wildschweinrotten sei, dass sie enorme Schäden in der Landwirtschaft, vor allen Dingen bei Mais und Getreide, verursachen.

Drohneneinsatz zur Jungtierrettung: Des Weiteren wurde auf den positiven Drohneneinsatz mit dem Hexacopter zur Jungwildrettung eingegangen. Dieser habe sich heuer schon vielfach gelohnt. Nach Angaben des Jagdberaters Hans Eisenschenk, der auch selbst von der Technik überzeugt ist, konnte eine Vielzahl von Rehkitzen und Gelegen von Bodenbrütern gerettet werden. "Die Landwirte zeigen sich sehr kooperativ", so Eisenschenk. Für beide, Landwirt und Jäger, ergebe sich somit ein Gewinn.

Kassenprüfer Manfred Dippold und Christian Meier bescheinigten dem Kassier Heinz Weitner eine vorbildliche Kassenführung.

Am 6. November ist wieder eine Hubertusmesse mit anschließender Hubertusfeier im Gasthof Krone geplant. Hinweise werden zeitnah bekanntgegeben.

EK