Dettenhofen
Der Weltmeister dürfte aus Deutschland kommen

An diesem Samstag trifft sich die Schnupferwelt in Dettenhofen, wo der SCD den Titel dahoam feiern möchte

18.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:27 Uhr

Die wichtigsten der rund 90 Pokale, die an diesem Samstag bei der Schnupfweltmeisterschaft in Dettenhofen vergeben werden, hat Hauptorganisator Christian Knauer jun. schon einmal auf der Bühne des Festzelts aufgestellt. Zwei davon, den für den Einzelsieger und den Mannschaftssieger der Herren, würde er am liebsten gleich behalten - Foto: Hofmann

Dettenhofen (SZ) Ob die Dettenhofener ganz oben stehen werden in den Ergebnislisten der 19. Schnupf-WM, das wird sich erst am Samstagabend zeigen. Doch eines ist jetzt schon klar: Die Gastgeber werden die Listen dominieren.

Denn sie haben 13 Mannschaften gemeldet. Als Veranstalter dürfen sie das, erklärt Christian Knauer jun. – Festleiter, Vereinschef und nicht zuletzt großer Hoffnungsträger des Schnupfclubs Dettenhofen (SCD). Die in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnten Schnupfsportler aus der Gemeinde Berg im Gau träumen natürlich vom Titel, vom Titel bei der Weltmeisterschaft dahoam, im eigenen Festzelt. Und sie haben etwas gutzumachen, nachdem sie vor zwei Jahren, bei der 18. Schnupf-WM in Peutenhausen, dem großen Konkurrenten Unterbuch überall den Vortritt lassen mussten. Das Ziel ist ganz klar: Der Pott muss zurück nach Dettenhofen.

Und der SCD geht heute Abend ab 17 Uhr durchaus als einer der Topfavoriten ins Rennen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie die Aktiven die Strapazen der vergangenen Tage wegstecken können – schließlich haben sie nicht nur für die Weltmeisterschaft trainiert, sondern ganz nebenbei auch noch ein riesiges Fest zum 50. Vereinsgeburtstag organisiert. Und sie haben einen Ausfall zu verkraften: Johann Angermayr, einer ihrer Besten, kann nach einem Unfall beim Zeltaufbau voraussichtlich nicht antreten, weil er die Hand nicht zur Nase bekommt – was beim Schnupfen durchaus wichtig ist. Knauer, Ex-Weltmeister und Olympiasieger, ist aber zuversichtlich, dass die Mission „Weltmeister dahoam“ trotzdem erfolgreich abgeschlossen werden kann: „Wir hoffen, dass wir das kompensieren können“, sagt er. Mit Richard Ilg und Hermann Sigl habe sein Verein ja auch noch weitere Spitzenschnupfer in seinen Reihen.

Und die Dettenhofener sind bekannt für ihre gute Nachwuchsarbeit. Ihre zweite Mannschaft, die Schnupferbuam, landet bei Wettbewerben oft gleich hinter den ersten Teams von Dettenhofen, Unterbuch, Oberlauterbach und Peutenhausen auf Rang fünf, also noch vor den ersten Vertretungen von zum Beispiel Tattenhausen, Sulzemoos, Brunnthal, Knodorf-Irsching oder Meilenhofen. Bei Letzteren schnupft übrigens mit Heinrich Kugler ein mehrfacher Weltmeister mit. Früher trat Kugler für Unterbuch an, doch auch der Verein von der Monheimer Alb hat offenbar keine Probleme, solche Ausfälle zu kompensieren – Unterbuch wurde 2012 auch ohne Kugler Mannschaftsweltmeister und holte sich zudem in Person von Jürgen Färber den Einzeltitel.

Es könnte also auch diesmal alles auf den Zweikampf Dettenhofen gegen Unterbuch hinauslaufen. Wenn nicht einer der anderen beiden großen Schnupfclubs aus dem Schrobenhausener Land groß auftrumpft. Da wären zum einen die Oberlauterbacher mit Topleuten wie Benedikt Steger und Josef Stichlmayr, denen Knauer einen Platz auf dem Siegerpodest zutraut. Und natürlich der Schnupfclub Peutenhausen, der Patenverein der Dettenhofener beim derzeitigen Festwochenende. Die Schnupfer aus der Gemeinde Gachenbach hatten vor zwei Jahren ihren Heimvorteil genutzt, indem sie Oberlauterbach übertrafen und die Bronzemedaille holten. Und, was Knauer sicherlich wurmt, auch wenn er das nicht sagt: Der Peutenhausener Hermann Märkl holte Einzel-Silber und verdrängte ihn damit auf den dritten Rang. Diesen Hermann Märkl zählt Knauer auch diesmal zu den Favoriten, wie auch als zweiten Peutenhausener Jakob Assenbrunner (der 2012 Vierter wurde). Aber Freundschaft unter Patenvereinen hin oder her: Am Samstag sollen die Titel wieder zurück nach Dettenhofen. Meint zumindest Christian Knauer, der weiß, dass man dafür schon 4,99 Gramm wird schnupfen müssen (der Weltrekord liegt bei 4,998 Gramm) und bei der Sauberkeit punkten muss.

Und was ist mit dem Schnupfclub Schrobenhausen? Da gebe es Probleme mit dem Nachwuchs, der fehle da. Probleme wegen des Nachwuchses hätten übrigens die Schnupferbixn, die Dettenhofener Damenmannschaft. Aus familiären Gründen bestehe bei den Damen erheblicher Trainingsrückstand – „die haben sich um den künftigen Schnupfernachwuchs kümmern müssen“, erklärt Knauer. Ein zweiter Platz wie vor zwei Jahren wäre für Carmen Roßkopf, Maren Fuchs und ihr Team schon ein „Wahnsinnserfolg“, meint der Vereinschef. Gerade bei so starker Konkurrenz wie aus Unterbuch (Petra Leinfelder), Latsch (Bettina Ochs), Tattenhausen (Julia Greppmeir) und natürlich Peutenhausen (Hilde Bestle, Karin Ertl). In der Einzelwertung werde es da schwer, einen Platz unter den ersten zehn zu ergattern.

Dabei sein ist alles – das ist wohl das Motto der Dettenhofener Festdamen, die gleich mit drei Mannschaften antreten. Insgesamt haben die Dettenhofener 13 Teams gemeldet – Knauer ist da nicht abergläubisch. Neben der ersten Herrenmannschaft, den drei Schnupferbuam-Teams, den Schnupferbixn und den Festdamen beteiligen sich auch die Ortsvereine. Sowohl der Gemeinderat (Teamname Gara Gmoa) als auch die Enzianschützen, der BSV und die BSV-AH wagen sich an die fünf Gramm Schmalzler pro Nase. Ihnen dürften allerdings nicht mal Außenseiterchancen auf einen Platz unter den ersten Zehn der Mannschaftswertung oder auf dem ersten DIN-A4-Blatt der Einzelwertung eingeräumt werden. Ganz im Gegensatz zu den Gara Edelnosn. In diesem Team haben sich die besten nicht aktiven Schnupfer der Berg im Gauer Ortsvereine zusammengefunden. „Die möchten was zerreißen“, weiß Knauer.

Was die Schnupf-WM zu einer wirklich internationalen Angelegenheit macht, sind natürlich die ausländischen Teilnehmer, vor allem aus den USA, aus Österreich und der Schweiz. Gerade die Eidgenossen haben mit Markus Albisser, 2012 noch Fünfter, und dem schweizer Schnupferverbandspräsidenten Uli Walpen (beide von den Napf-Schnupfern Willisau, die die nächste WM veranstalten werden) gute Leute am Start, weiß Knauer. Ob es für die ganz große Überraschung reicht, ist fraglich. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird – und hier lässt sich ein Bogen von Rio de Janeiro nach Dettenhofen spannen – wie schon sechs Tage zuvor der Weltmeister aus Deutschland kommen.