Ingolstadt
Der weite Weg zur Bestform

Zwei Wochen vor dem Start der DEL-Saison verliert der ERC Ingolstadt 2:3 gegen die Vienna Capitals

31.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:17 Uhr

Konnte sich gegen Wien nur selten in Szene setzen: ERC-Stürmer Thomas Greilinger (links). - Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Herbe Pleiten gegen Ostrava und Mannheim, dazwischen ein überzeugender Sieg gegen Lappeenranta: Zwei Wochen vor dem Start der neuen Saison weiß der ERC Ingolstadt noch nicht so recht, wo er steht. Die 2:3 (1:1, 0:1, 1:1)-Heimniederlage gegen die Vienna Capitals am Samstag trug zur Klärung dieser Frage nicht entscheidend bei.

Trainer Larry Huras hatte zwar gute Ansätze im Unter- und Überzahlspiel gesehen, doch zahlreiche individuelle Fehler, gefährliche Puckverluste an der Blauen Linie und nicht zuletzt unnötige Strafzeiten verhagelten dem Kanadier die Laune. „Das ist einfach nicht akzeptabel, das müssen wir korrigieren“, polterte Huras nach der dritten Pleite der Vorbereitung.

Vor allem der schlafmützige Start seiner Panther gegen den österreichischen Spitzenklub missfiel dem 59-Jährigen. Die Partie vor 1255 Zuschauern der Saturn-Arena hatte mit mehr als 20 Minuten Verspätung begonnen, weil die Gäste auf der Autobahn in einen Stau geraten waren. Trotzdem waren sie deutlich schneller auf Betriebstemperatur als die Ingolstädter. „Ich habe in der Kabine gefragt, welche Mannschaft acht Stunden im Bus gesessen hat“, erzählte Huras. Schon nach vier Minuten erzielte der Ex-Augsburger Peter MacArthur, der einen Schuss von Florian Iberer unhaltbar abfälschte, das 1:0 für die Capitals. Erst danach fanden die Hausherren ins Spiel und kamen zu einigen Chancen. „Wir müssen die ersten fünf Minuten pro Drittel einfacher spielen“, sagte der Trainer.

Vor allem in Überzahl lief der Puck ordentlich durch die Reihen, und in Überzahl fiel auch der Ausgleich: Derek Hahn gab einem Schuss Michel Periards mit der Schlägerspitze die entscheidende Richtungsänderung (17.). Doch nachhaltig beflügeln konnte der Treffer den ERC nicht: Kurz nach Wiederbeginn im zweiten Drittel sah sich Ingolstadts Kapitän Patrick Köppchen zwei Wienern gegenüber, und erneut traf MacArthur (21.).

Immerhin bescheinigte Huras seiner Mannschaft eine Steigerung im zweiten und dritten Drittel, doch die Fehlerquote der Panther blieb zu hoch. Beispiele dafür gab es genug: In der 26. Minute musste Timo Pielmeier erneut gegen zwei Österreicher retten, diesmal blieb der ERC-Torwart Sieger. Kurz vor Ablauf des Drittels ließ sich Aaron Brocklehurst vor dem eigenen Tor den Puck abluchsen und hätte damit beinahe den dritten Treffer der Capitals ermöglicht.

In der Offensive agierten die Panther oft zu umständlich: Hahn stand nach einem feinen Pass von Thomas Greilinger zwei Meter und völlig frei vor dem Wiener Tor – doch anstatt zu schießen, legte der Kanadier noch mal ab auf Greilinger (41.), der davon überrascht vertändelte. „Wir müssen auch mal schmutzig spielen. Das ist noch viel zu kompliziert“, analysierte Huras. Auch knapp 90 Sekunden in doppelter Überzahl reichten den Panthern nicht für einen Treffer.

Anstatt eine Schlussoffensive zu starten, mussten hintereinander Jeffrey Szwez, John Laliberte und Jean-Francois Boucher auf die Strafbank. Die letzte Überzahlgelegenheit nutzen die Capitals zum entscheidenden 3:1 durch Kapitän Jonathan Ferland (59.). Periards 2:3 sieben Sekunden vor Schluss kam zu spät.

Vor den beiden schweren Auswärtsaufgaben in der Champions League gegen den EV Zug (4. September) und Saipa Lappeenranta (6. September) läuft es noch nicht rund beim ERC. „Es ist normal, dass noch nicht alles klappt“, sagte Björn Barta, der auf den großen Umbruch und Huras’ neue Taktik verweist. „Bei Sundblad hatten wir ein System, das wir in jedem Training und in jedem Spiel gespielt haben“, erklärt Barta.

Huras hingegen fordert taktische Flexibilität: Die Panther sollen mehrere Systemvarianten beherrschen, die je nach Gegner, Spielsituation und Spielstand zur Anwendung kommen. „Wir machen zurzeit viel Videoanalyse. Das braucht noch ein bisschen Zeit, bis jeder automatisch weiß, wo er zu stehen und zu laufen hat“, erklärt Barta.

Auch der Ausfall der Schlüsselspieler Patrick Hager und Petr Taticek macht den Ingolstädtern zu schaffen. Ohne „Königstransfer“ Taticek, der mit einer Schleimbeutelentzündung im Ellenbogen seit zwei Wochen pausiert, blieben Brandon Buck oder Ryan MacMurchy – nicht nur gegen Wien – weitgehend blass. „Er ist ein ganz wichtiger Spieler, er fehlt natürlich“, sagt Barta. Huras stellte Laliberte im Schlussdrittel an die Seite MacMurchys und Bucks, während Jared Ross die Reihe mit Hahn und Greilinger ergänzte. „Das hat mir ganz gut gefallen“, sagte Huras. Gegen Zug dürften die Sturmformationen allerdings wieder anders aussehen, zumal Taticek in den Kader zurückkehren soll. Noch bleibt Huras genügend Zeit, das Personal-Puzzle zu lösen.