Pfaffenhofen
"Der Weinberg Gottes ist überall"

20.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:54 Uhr

Lebt seit elf Jahren in Deutschland: Pfarrer Leszek Kazmierczak (links), hier bei seiner Amtseinführung in Ilmmünster im Jahr 2009 zusammen mit Dekan Konrad Eder.? PK-Arch - foto: Waltenberger

Pfaffenhofen (zur) Mehr Offenheit für ausländische Experten – angesichts des drohenden Fachkräftemangels eine häufig zu hörende Forderung der Wirtschaft. In der katholischen Kirche ist derweil "Internationalität" in der Seelsorge längst Alltag – auch im Landkreis Pfaffenhofen.

Manchmal Heimweh

In den drei Dekanaten sind hier acht ausländische Seelsorger und Hilfsgeistliche tätig. Benjamin Kasole Ka-Mungu, Pfarrer der Pfarrgemeinschaft Ernsgaden-Irsching, ist einer von ihnen. Die Wiege des promovierten Theologen stand im Kongo, sein Studium und das Lizenziat der Bibel-Wissenschaften hat er in Kinshasa und Jerusalem absolviert. Nach Deutschland brachte ihn die Doktorarbeit, die er an der Hochschule St. Georgen schrieb. "Mein erstes deutsches Wort lernte ich 2001 am Goethe-Institut nach der Ankunft in Frankfurt", erinnert er sich an die harte Schule eines Intensivkurses. Seit über zehn Jahren ist der Geistliche nur noch im Urlaub in seiner alten Heimat. Natürlich habe er "manchmal Heimweh", aber er fühle sich "angenommen und sehr wohl" in seiner Gemeinde, die Menschen seien "sehr nett" – obwohl er manchmal als Pfarrer Entscheidungen treffen müsse, die "nicht allen gefallen".

Seine Arbeit in Bayern fordert den Seelsorger, der mittlerweile perfekt Deutsch spricht, heraus. "Der Katholizismus wird hier ganz anders gelebt als im Kongo, wo Kirche allgegenwärtig ist und anstelle des Staates die Fürsorge übernimmt". Ganz gleich ob evangelisch oder katholisch, "jeder Christ bei uns ist einer, der praktiziert", beschreibt er die Situation in dem afrikanischen Land. Das heißt, die Kirchen dort sind jeden Sonntag "gerammelt voll, und man nimmt bis zu 15 Kilometer allein für den Hinweg in Kauf – zu Fuß", lobt der Pfarrer die Bereitschaft "dem Glauben Zeit zu opfern". Die Gottesdienste selber seien ein einziges "Beten, Singen und Tanzen" – im Geiste der frohen Botschaft.

Pfarrer Leszek Kazmierczak kommt hingegen aus Wroclaw (Breslau) in Polen. Der Magister der Theologie (Katholische Universität Lublin) hat sein Deutsch in der Berufsschule gelernt und während des Studiums neben Altgriechisch, Latein, Hebräisch und Italienisch fünf Semester lang vertieft.

Schon früh habe er die Diskrepanz zwischen dem kommunistischen Lebensentwurf und der evangelischen Freiheit, "zwischen der Lüge und der Wahrheit" gespürt, erinnert sich der Priester an Zeiten, als er unter den Christen einer verfolgten Kirche Menschen fand, "denen man vertrauen konnte, die den Mut hatten, die Wahrheit zu sagen und auch in der Wahrheit zu leben".

Seit elf Jahren lebt der Salesianer-Pater in Deutschland. Gerne war er zunächst einer Anfrage der Salesianer aus Chemnitz um Hilfe eines Mitbruders aus Polen nachgekommen, weil für ihn gilt: "Ob in Polen oder in Deutschland – alles ist für mich der Weinberg des Herrn."

Große Feldarbeit

In Vilsbiburg, wo er später als Krankenhausseelsorger wirkte, fühlte er sich sehr wohl. Dem Ruf nach Ilmmünster folgte er, wenn auch schweren Herzens. Der Priester bedauert die Krise der westeuropäischen Kirche, die auch vor Bayern nicht halt macht. "Große Feldarbeit" sei hier von Geistlichen zu leisten, um dem falschen Bild von Gott und der Unwissenheit im Glauben entgegen zu wirken. Nur vor dem Hintergrund der biblischen Botschaft könne man einer Verwechslung zwischen christlicher Freiheit und Willkür entgegen treten, ist er überzeugt. Als Priester brauche er dabei Vertrauen und Hilfe. Leider hätten viele ehrenamtliche und amtliche Mitarbeiter jedoch Schwierigkeiten, "das Evangelium zu schätzen und zu verstehen", bedauert der Pater.

Sprachlich noch nicht ganz so firm ist der Wolnzacher und Eschelbacher Pfarrvikar Joseph Kizhakepurathu, der erst seit eineinhalb Jahren in Deutschland lebt. Er stammt aus Kerala in Indien und erlernt mit Hilfe einer Wolnzacherin die Feinheiten der Deutschen Sprache. Als Mitglied des Ordens MCBS (Missionary Congregation of the Blessed Sacrament) ist er verpflichtet, sechs bis zehn Jahre im Ausland zu verbringen. Seine Wahl hat er nicht bereut. Unter den Fittichen von Pfarrer Johann Braun fühle er sich wohl und überhaupt seien die Menschen hier "sehr freundlich", freut er sich.