Der Weg vom Korn bis zum Brot

17.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Hofstetten (pp) "Essen wie ein Scheunendrescher" – das kann so ziemlich jeder, und diesen Spruch kennt bereits ein kleines Kind. Doch wie geht das eigentlich, dieses Dreschen? Antwort darauf bietet ein Aktionstag im Jura-Bauernhofmuseum Hofstetten am Sonntag, 20. September. Von 14 und 18 Uhr stehen unter dem Motto "Vom Korn bis zum Brot" neben Göpel- und Dreschvorführungen auch das Drischeldreschen auf dem Programm.

"Ein Drischel ist ein Dreschflegel, der früher in Bayern am weitesten verbreitet war. Das Dreschen mit einer Drischel war eine sehr harte Arbeit. Hiervon rührt auch der im Volksmund verbreitete Ausspruch, jemand isst wie ein Drescher oder ein Scheunendrescher. Beim Drischeldreschen im Bauernhofmuseum wird mit einem historischen Dreschflegel gedroschen, also die Körner aus den Ähren gewonnen. Die Körner werden quasi ausgepeitscht", erläutert Kreisheimatpfleger Wunibald Iser, der den Aktionstag federführend mit organisiert.

Erst mit der Mechanisierung des Dreschens verlor die Drischel an Bedeutung. "Man verwendete sie teilweise aber noch bis Anfang der 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts, nämlich zum Dreschen des Roggenstrohs, aus dem die Bänder zum Binden der Garben hergestellt wurden", weiß Iser. Die schwere Arbeit legte es nahe, den Dreschflegel mechanisch anzutreiben. Versuche des 17. und 18. Jahrhunderts endeten schließlich mit der Erfindung der Dreschtrommel: Hier unterscheidet man zwei Arten, nämlich die Stiftentrommel und die Schlagleistentrommel. In der Stiftendreschmaschine wird das vom Einlegetisch aus der Trommel zugeführte Getreide von den Stiften der Trommel erfasst, zwischen den Stiften des Dreschkorbes hindurchgeführt und hierbei ausgestreift. Diese Prozedur wird am 20. September in Hofstetten den Besuchern gezeigt. Die eingesetzte Maschine stammt aus der Zeit um 1880 und stellt ein Geschenk der Ingolstädter Brodmühle an das Museum dar. Extra für diesen Dreschtag wird der sehr seltene Göpelantrieb wieder mit einem Pferd in Betrieb genommen.

Ebenfalls zum Einsatz kommt die historische Getreidereinigungsmaschine, die aus Wolkertshofen stammt und erst vor kurzem dem Museum gestiftet wurde: "Leider wissen viele Leute nicht mehr, wie der Weg vom Korn zum Brot ist. Wir wollen das ganz besonders auch den Kindern demonstrieren, die sich gar nicht vorstellen können, mit wie viel Mühe das Gewinnen der Körner, das Reinigen und Mahlen gerade zu früheren Zeiten verbunden war", betont der Kreisheimatpfleger.

In der Reinigungsmaschine wird das Getreide von Spreu, Strohresten und Staub gesäubert; anschließend werden die Körner sortiert. Die "Trieurtrommel" nimmt runde Unkrautsamen, verkümmerte und zerbrochene Körner auf, während die normalen Körner darüber hinweggleiten. Gertraud Schmidt von der Hainmühle erläutert am Aktionstag als weiteren Programmpunkt, wie der Mahlvorgang beim Getreide ausschaut. Das Jura-Bauernhofmuseum besitzt sogar einige Windmühlen und einen eigenen Trieur.