Heideck
Der Weg vom Genuss zur Sucht

17.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

Wie sich ein Alkoholsüchtiger von einem Genießer unterscheiden lässt, arbeiteten die Schüler gemeinsam heraus. - Foto: Klier

Heideck (HK) Die Idee, für die Hauptschüler in Heideck einen "Suchtparcours" anzubieten, entstand während einer Multiplikatorenschulung von Kreisjugendring und Gesundheitsamt. Der Heidecker Gemeindejugendpfleger Hubertus Martini und Kaplan Martin Seefried setzten die Idee jetzt in die Tat um.

Unterstützt wurden sie von der Sozialpädagogin Maria Jörg vom Gesundheitsamt, Anja Knieling vom Sonderpädagogischen Förderzentrum, Sozialpädagogin Laura Abt vom Kreisjugendring und der Erziehungspraktikantin Daniela Emmerling. Ziel ist es, süchtigem Verhalten vorzubeugen und konstruktive Verhaltensweisen herauszustellen, damit Kinder und Jugendliche einen kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit Suchtmitteln erlernen.
 

Doch alle Pädagogen waren sich klar, dass eine solche Aktion, nur einen Anstoß geben kann. Aber wenn man dabei mit den Jugendlichen ins Gespräch komme, könne man vielleicht eine Verhaltensänderung bewirken.

Eine beeindruckende Demonstration stand am Anfang. So werden immer wieder Mineralwasserflaschen mit Hochprozentigem gefüllt und dann zu Festen mitgenommen. Wie viele "Schnapsstamperln" kann man aus einer 1,5-Liter-Flasche füllen? Rein rechnerisch wären das stolze 75 Gläser. Werden dazu kohlensäurehaltige Getränke getrunken, wirken sie als Beschleuniger für die Aufnahme des Alkohols ins Blut. Dass Alkohol unter anderem die inneren Organe schädigt, von Mädchen schlechter vertragen wird und der Idealfigur durch Entstehen eines Bierbauchs, breiteren Hüften und Oberschenkeln entgegenwirkt, wurde ebenfalls erwähnt.

Bei der ersten Station des Parcours, einem "Kampfspiel", war Standhaftigkeit auf physische Art gefragt. Es galt, sein Gegenüber durch Druck mit den Handflächen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dann sollte eine "Neue Welt" auf einer Insel ohne Gesetzgebung geschaffen werden. Was wäre erlaubt? Internet, Kaffee, Drogen, Alkohol? Die Problematik des Gruppendrucks griff die Station "Nein" auf. Welche "Schmettersprüche" beziehungsweise Argumente könnte man gegen eine gemeinsame Tequillarunde vorbringen? Die Symbolfiguren Marlene und Joe standen exemplarisch für eine Süchtige und einen Genießer. Hier wurde der Unterschied zwischen Sucht und Genuss geklärt. Und schließlich wurden gemeinsam Ideen zum Frustabbau entwickelt. Klar, dass dabei bessere Alternativen zu Drogen und Alkohol herausgestellt wurden.

Ansprechende Poster und Broschüren unterstützten die informative Aktion. Besonders auffallend führten die ausgelegten Bierdeckel die Kehrseite des Alkoholgenusses vor Augen. Die Vorderseite zeigt Jugendliche in fröhlicher Partylaune. Auf der Rückseite finden sich Alkoholopfer, die sich übergeben haben, apathisch herumliegen oder sogar auf einer Intensivstation entgiftet werden.