stadtgeflüster
Der Wahlkampf hinterlässt Spuren

01.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:33 Uhr

(nos) Jetzt wird es allmählich höchste Zeit, dass die Landtagswahlen vorüber sind.

Und das nicht nur aus Eigeninteresse der Journalisten, die in den Tagen und Wochen vor dem Tag X ohnehin nichts richtig machen können. Denn natürlich wird jeder Wahlkämpfer, egal welcher Partei, aus dessen eigener Sicht gegenüber den anderen stets benachteiligt. Sei es, weil der Text über den Konkurrenten zwei bis drei Zeilen länger war. Sei es, weil das Bild des/der Anderen in der Zeitung viel sympathischer wirkt als das eigene.

Nein, warum wir hier für ein schnelles Herannahen des Wahltags plädieren, ist vollkommen uneigennützig und nur im Sinne der Kandidaten. Bevor ihnen noch Schlimmeres widerfährt, als es ohnehin schon der Fall ist. Denn obwohl die Herbststürme bisher weitgehend ausgeblieben sind und sich lediglich hier und da ein etwas stärkeres Lüftchen regt, bläst so manchem Politiker der Wind schon heftig ins Gesicht, schaut der eine oder andere schon ganz schön zerzaust aus.

Auch ohne die mutwilligen Verschandelungen der Plakate (besonders beliebt: schwarz angemalte Zähne) sind die Politiker teilweise ziemlich gebeutelt. Da hängt das Überleben des einen an nur noch einem seidenen Faden (eigentlich ist er ja aus Plastik), weil einer der Kabelbinder schon abgerissen ist und der Kandidat sein Dasein - bis er abgehängt wird (nicht politisch gemeint) - kopfüber fristen muss.

Andere haben es da noch besser, weil sie zumindest noch aufrecht hängen, sich aber (selbstverständlich ausschließlich wegen der leichten Brise) drehen wie das berühmte Fähnchen im Wind und dabei schon mal den Blick aufs Wesentliche (nämlich auf den Straßenverkehr) versperren.

Einen Politiker - Name und Parteizugehörigkeit sind der Redaktion bekannt, tun hier aber nichts zur Sache, weil es schließlich jeden treffen kann - hat es aber besonders erwischt. Er ist auf einer vom Autor dieser Zeilen häufig befahrenen Strecke böse abgestürzt (vom Laternenmast), mit dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt aufgeschlagen und wird seitdem tagtäglich von der sich über ihn hinwegwälzenden Autokarawane überrollt.

Ein solches Schicksal hat nun wirklich niemand verdient. Erlöst wird er aber wohl frühestens am 15. Oktober, dem Tag nach der Wahl, wenn ihn seine Parteifreunde wieder einsammeln. Bis dahin gilt für ihn wie für alle anderen Wahlkämpfer die Devise: Durchhalten, auch wenn es schwer fällt.