Fränkisches Seenland
Der Wächter über das Seenlandwasser

In der Niederlassung des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach am Altmühlsee steuert Klaus Besner alle Schleusen und Kraftwerke

02.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:30 Uhr
Rund 35 Kilometer Luftlinietrennen das Wasserkrafthaus Rothsee I und den Schreibtisch des Schaltwärters. In der Niederlassung des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach am Altmühlsee bei Gunzenhausen kann Klaus Besner steuern, wie viel Wasser aus dem Rothsee in die Kleine Roth abgegeben wird, um letztlich über die Rednitz die nordbayerische Wasserversorgung zu verbessern. −Foto: Münch/Fischer

Hilpoltstein/Gunzenhausen - Der wichtigste Grund für den Beschluss zum Bau des Fränkischen Seenlandes vor 50 Jahren war nicht etwa der Tourismus, sondern die Wasserversorgung des regenarmen Nordbayern. So gesehen ist Klaus Besner ein Mann von zentraler Bedeutung im Seenland. Von seinem Arbeitsplatz aus steuert und überwacht der Schaltwärter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach alle wichtigen Wasserbewegungen im gesamten Fränkischen Seenland.

Von außen sieht die Niederlassung des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach am Altmühlsee bei Gunzenhausen eher unscheinbar aus. Im Inneren jedoch sitzt die Zentrale für die gesamte Wassersteuerung im Fränkischen Seenland. Eine der wichtigsten Aufgaben hat dabei Klaus Besner. Er ist der Wächter über alle angeschlossenen Wasserkraftwerke und Schleusen in der Region. "Vereinfacht gesagt bewege ich Wasser von A nach B", sagt Besner, während er die vielen aufblinkenden Zahlen und Flächen auf seinen drei Bildschirmen im Blick behält

Besners Aufgaben sind sehr vielseitig und erfordern viel vorausschauendes Denken. So muss der 62-Jährige stets die Wetterlage im Blick haben, um abzuschätzen, wie er das Wasser am besten im Fränkischen Seenland verteilt. Zu geringe Pegel gilt es dabei genauso zu verhindern wie Überschwemmungen. Der Faktor Zeit spielt dabei eine wichtige Rolle. "Wasser ist träge. Wenn ich hier eine Schleuse öffne, dauert es Stunden, bis es woanders ankommt", sagt der Schaltwärter. Und der Klimawandel macht seinen Job zunehmend schwerer. Regenfälle werden im Sommer deutlich seltener und die verschwindenden Gletscher der Alpen liefern kein kontinuierliches Schmelzwasser mehr.

Weil es im nördlichen Teil Bayerns wegen der geringen Niederschläge und der geologischen Voraussetzungen einen ständigen Wassermangel gibt, werden die fränkischen Flüsse mit Wasser aus Donau und Altmühl versorgt. Das geschieht zum einen über den Rothsse und den Main-Donau-Kanal und zum anderen über den Kleinen und Großen Brombachsee sowie den Altmühlsee.

Jede Änderung die Besner vornimmt, muss er in einem Meldebuch eintragen. "Alle Werte müssen gerichtsfest sein", sagt er. Immerhin müsse man sich absichern, falls es zu Unfällen oder Störungen kommt. Gut gesichert ist aber auch die Niederlassung selbst, udn zwar vor Störungen im eigenen Haus. Und auch damit Hacker keinen Schaden anrichten können, sind die Abläufe besonders gesichert.

"Wir haben hier einen Kasten wie der Zugführer in der Bahn", erklärt der in Wernfels wohnende Besner. Sobald er oder sein Stellvertreter über das System irgendwo im Fränkischen Seenland eine Schleuse oder eine Klappen öffnet, muss er am Sicherheitskasten zugleich einen Knopf gedrückt halten. "Das kann der Hacker online natürlich nicht", sagt er.

Aber nicht nur die Steuerung und Überwachung des Wassers in den Seen und Wasserstraßen des Fränkischen Seenlands gehört zu Besners Aufgabe. Für Universitäten und Wissenschaftler stellt er auch die über Jahrzehnte gesammelten Daten zur Verfügung. Sogar eine Universität aus Kanada hat Klaus Besner schon mit den Daten aus dem Fränkischen Seenland versorgt.

Zudem kommen immer wieder Wissenschaftler, Politiker und Leiter von anderen Wasserwirtschaftsämtern zu Besuch. "Wir hatten schon Vertreter aus Brasilien oder China hier", sagt Besner. Die Kommunikation mit Interessierten gefalle ihm gut, schließlich sei sein ganzer Job ein sehr kommunikativer. "Das geht einfach nur im Team", sagt der Schaltwächter, während mal wieder das Telefon klingelt. Betriebsleiter, Außenstellen oder Anlagentechniker: sie alle rufen bei ihm an, wenn sie aktuelle Werte erfragen oder Änderungen besprechen wollen.

Von seinem Schreibtisch aus hat Besner alle Anlagen im Blick. Kommt es zu Störungen oder Fehlermeldungen, blinken rote Felder auf seinen Bildschirmen auf. Nervosität oder Anspannung sind dann aber fehl am Platz, sagt der 62-Jährige. "Da muss man einen kühlen Kopf bewahren", sagt Besner. Doch es sei gerade die Abwechslung und die täglich neuen Herausforderungen, die seinen Beruf spannend machen. "Langeweile kommt da nie auf, mir gefällt der Job echt sagenhaft gut", sagt der Schaltwärter, der im Seenaldn ein Mann der ersten Stunde ist.

Schon bei der Planung war er beteiligt. Seit 1979 arbeitet er für das Wasserwirtschaftsamt Ansbach. Eine schönere Aufgabe kann er sich nicht vorstellen. Eine Bewunderung für die Natur habe er schon immer gehabt. Selbst im Urlaub lassen ihn Natur und Wasser nicht los. "Im letzten Urlaub waren wir in Holland unterwegs - mit dem Bike, aber auch mit dem Boot", sagt Besner und lacht. Dann klingelt erneut das Telefon des Schaltwärters.

HK

Simon Fischer