Schrobenhausen
Der "Wachmacher Nummer eins" ist seine Leidenschaft

<DK-XY_trifft>SZ TRIFFT</DK-XY_trifft> Benjamin Distl aus Mühlried, der heute in der Schweiz lebt und mexikanischen Kaffee herstellt - Heute Probierstunde mit Tipps und Infos

24.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:08 Uhr
Benjamin Distls große Leidenschaft ist der Kaffee. Jedes Jahr hilft er bei seinen mexikanischen Schwiegereltern auf deren Ranch bei der Ernte der Bohnen. −Foto: privat

Schrobenhausen (SZ) Was einen guten Kaffee für ihn persönlich ausmacht? Benjamin Distl muss nicht lange überlegen. "Zum einen natürlich der Geschmack", sagt er. Doch zum anderen, und das ist dem 33-Jährigen besonders wichtig, geht es vor allem um die Herstellung. "Da ich die Bedingungen vor Ort kenne und weiß, welcher Aufwand das ist und wie es den meisten Bauern geht, ist mir vor allem wichtig, dass sie fair bezahlt werden." Distl weiß, von was er spricht, schließlich hat er selbst schon oft genug mitgeholfen, wenn auf der Rancho San Felipe im mexikanischen Córdoba (Veracruz) Kaffee hergestellt wird. Ab Januar 2020 ist es wieder so weit. Mittendrin in der Produktion: der Schrobenhausener.

Denn eigentlich kommt Benni Distl ja von hier, aus Mühlried um genau zu sein, doch seit ein paar Jahren ist er eben auch Wahl-Schweizer (wegen des Jobs) und Wahl-Mexikaner: wegen der Liebe. Bei einem Auslandssemester lernte Distl dort vor acht Jahren seine Freundin Melisa De Gasperin kennen, die inzwischen mit ihm in Zürich lebt und deren Familie in der Heimat eine Kaffeeranch betreibt. Dank ihr hat sich dann auch die Liebe zum Getränk, die vorher schon schwelte, vollständig entbrannt. "Wenn man anfängt, sich damit auseinanderzusetzen, ist das wie eine Sucht", sagt der Schrobenhausener. Die Entstehung, die verschiedenen Möglichkeiten der Zubereitung: "Wenn man gerne Lebensmittel genießt, ist das Thema sehr spannend", betont er.


Und so ist Distl seit mehreren Jahren gerne auch Mitarbeiter auf der Ranch seiner Schwiegerfamilie. Einmal im Jahr geht es für ein paar Monate zurück nach Mexiko. Die Flüge für die nächste Erntezeit sind bereits gebucht. Dann werden die Kaffeekirschen, die bei Bauern in der Region gekauft werden (Distl: "Zu fairen Preisen!") wieder in aufwendigen Prozessen aufbereitet und über einen gewissen Zeitraum zum fertigen Kaffee verarbeitet. Vor zwei Jahren haben sich Distl und seine Freundin außerdem dazu entschieden, einen Spezialitätenkaffee, der die Qualität des internationalen Wertungsbogens ("Cupping Form") erfüllt, herauszubringen und in kleinen Mengen nach Europa zu importieren. "Wir probieren das jetzt einfach mal aus", sagt er. Unabhängig davon möchten die beiden die Faszination Kaffee, aber auch die Probleme, mit denen die Branche derzeit zu kämpfen hat, transportieren.

Wie viele andere ist auch die Rancho San Felipe ist ein traditionsreicher Familienbetrieb. Und damit auch ein ganz guter Beleg für die aktuellen Schwierigkeiten, die der "Wachmacher Nummer eins" weltweit hat: fallende Marktpreise, große Konkurrenz, Bauern am Rande des Existenzminimums. Davon leben können noch die wenigsten. Es geht Distl deshalb auch um eine grundsätzliche Botschaft. "Wir erleben im Mexiko hautnah mit, welche Probleme Kaffeebauern weltweit haben", erklärt er. Die Lösung? Man könne zwar nicht von Leuten verlangen, dass sie Unsummen für besonderen Kaffee ausgeben, sagt der 33-Jährige, betont aber: "Es geht, wie bei anderen Lebensmitteln auch, zunächst einmal darum, ein Bewusstsein für das Produkt und die Hintergründe zu schaffen." Auch deshalb ist Distl aktuell in seiner Schrobenhausener Heimat. Um darüber zu erzählen. Am liebsten bei einer guten Tasse Kaffee.

Am heutigen Freitagnachmittag sind Benni Distl und seine Freundin Melisa De Gasperin von 14 Uhr bis 17 Uhr in der Pöttmeser Kaffeerösterei PeRu, am Samstagvormittag dann von 9 bis 13 Uhr im Schrobenhausener Tee- und Schokoladenhaus in der Regensburger Straße zu Gast. Neben Kaffeeproben gibt es dort auch Informationen, Tipps und Geschichten zum grundsätzlichen Thema Kaffee.

 

Matthias Vogt