Der Verkehrsbürgermeister

02.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:51 Uhr |

Autos ohne Ende: Wer an der Ortsdurchfahrt Friedrichshofen wohnt, der muss wohl weiterhin mit einer großen Verkehrsbelastung leben. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der Andrang war nicht ganz so groß wie ein paar Tage zuvor in Etting. Aber auch in Friedrichshofen füllte Bürgermeister Albert Wittmann das Pfarrheim St. Christoph, als er am Mittwochabend über ein Verkehrskonzept für den Norden Ingolstadts sprach.

Der CSU-Politiker, sonst schwerpunktmäßig mit den städtischen Finanzen beschäftigt, vertieft sich mehr und mehr auch in das Thema Verkehr, wie das Publikum bei der Parteiveranstaltung in Friedrichshofen feststellen konnte. Dies sei nun einmal das "Problem Nummer eins", sagte Wittmann. Dass er in den vergangenen Wochen das letzte Teilstück der Nordumgehung Gaimersheim in Frage gestellt habe, so der Bürgermeister, habe er "ganz bewusst" getan. Denn es genüge nicht, sich einfach auf einen alten Planfeststellungsbeschluss zu beziehen. "Auf diese Art sind in der Vergangenheit auch Fehler gemacht worden."

Doch die Umgehung bei Etting war nicht unbedingt das, was die Friedrichshofener am meisten interessierte. Näher lag den Zuhörern schon die Ankündigung Wittmanns, dass es künftig von Westen einen "Anschluss an das Klinikum" geben werde. "Man wird auf bestehende Wegeverbindungen zurückgreifen." Vermeiden wolle die Stadt allerdings eine direkte Verlängerung der Levelingstraße, um deren Anwohner nicht zusätzlich zu belasten. Damit war das Stichwort gefallen, und unter der Zuhörern bildeten sich zwei Lager. Wo leben mehr Menschen, an der Bundesstraße oder an der Levelingstraße? Und wer wird möglicherweise auf Kosten der anderen entlastet?

Eine Friedrichshofenerin warnte davor, durch eine neue Straße westlich des Klinikums das "Kleinod" der Natur zu zerstören, und bekam dafür kräftigen Beifall aus dem Publikum. "Zwangsbeglückung", entgegnete Wittmann, "machen wir sicher nicht. Machen Sie uns klar, dass die Mehrheit der Bevölkerung das nicht will, dann sparen wir uns das." Georg Niedermeier, Sprecher der Friedrichshofener Bürgerinitiative, hörte das natürlich gar nicht gern, denn er fordert seit Jahren eine Entlastung der Ortsdurchfahrt. "Gesunde Luft und schöne Landschaft – das gleiche Recht hätten wir auch", schimpfte er über die Vorrednerin, "wir sollen im Lärm und Dreck ersticken, und Sie wollen die saubere Landschaft. Die Last muss auf mehrere Schultern verteilt werden!"

Einig sind sich die Friedrichshofener, dass eine neue Straße, die im Westen des Ortsteils von der Bundesstraße in Richtung Gaimersheim abzweigt, eine Entlastung brächte. "Das wäre ein Lösungsansatz für Friedrichshofen", hofft Wittmann, dass ein solcher "Bypass" den Lkw-Verkehr am Stadtteil vorbei leitet. "In diese Richtung muss man unbedingt gehen", unterstützte ihn FW-Stadtrat Gerd Werding, der sich ebenfalls zu Wort meldete. Der Finanzbürgermeister könnte sich sogar vorstellen, dass die Stadt sich an den Kosten beteiligt, wenn der Markt Gaimersheim diese Straße bauen würde, die westlich der Kriegsstraße und des Zwischenwerks an Friedrichshofen vorbei führt.

Anton Meyer, CSU-Sprecher im Marktgemeinderat, machte ihm aber wenig Hoffnung. "Die Geschichte mit dem Bypass", konstatierte er, "hat derzeit in Gaimersheim keine Mehrheit." Sein FW-Gemeinderatskollege Walter Schwimmer sieht das nicht ganz so eng. "Man sollte sich schon überlegen, ob dieser Bypass nicht besser ist als die geplante Südumgehung."

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