Hilpoltstein
Der Uli Hoeneß des TV Hilpoltstein

17.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

Die Verleihung des Ehrenzeichens begeht Gerhard Koller (2.v. re.) mit seiner Frau Heidi und im Kreis seiner Mitstreiter und Freunde beim TV Hilpoltstein. Landrat Herbert Eckstein (links) und Bürgermeister Markus Mahl haben die Auszeichnung übernommen. - Foto: Kofer

Hilpoltstein (HK) Gerhard Koller hat für seine Verdienste um das Ehrenamt am Donnerstagabend im Rathaussaal das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten erhalten. Der 55-jährige Hilpoltsteiner hat über drei Jahrzehnte lang die Fußballabteilung des TV Hilpoltstein entscheidend geprägt.

"Ich bin kein so ein Ehrungsmensch", sagt Gerhard Koller nach der Zeremonie. Verhindern konnte er die Auszeichnung aber nicht. Nur teilen. Mit seiner Frau Heidi und gut zwei Dutzend Mitstreitern und Wegbegleitern im Verein, die er alle in den Rathaussaal eingeladen hat. Normalerweise hat der Geehrte Anspruch auf maximal zehn Gäste. Doch Koller bestand auf die große Runde. "So gut bin ich gar nicht. Alle, die hier sitzen, haben ihren Anteil an dieser Auszeichnung. Gemeinsam haben wir viel erreicht", sagt er sichtlich bewegt.
 

Manchmal muss Koller in seiner Dankesrede mit den Tränen kämpfen, manchmal klingt seine sonst eher laute Stimme erstickt. Seine Frau Heidi, die mit Fußball nichts am Hut habe, küsst er zum Dank für die Unterstützung.

Koller, im Hauptberuf Geschäftsführer des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), habe Jahrzehnte lang die Geschicke der Fußballabteilung maßgeblich geprägt und Strukturen für die Zukunft geschaffen, würdigt Landrat Herbert Eckstein Kollers Engagement im Verein. Er habe grandiose Aufbauarbeit geleistet und auch in schwierigen Zeiten seinen Mann gestanden. Koller sei streitbar und manchmal widersprüchlich, aber immer bereit, sich einzubringen.

"Der Gerhard sagt, was er denkt, aber er hilft in vielen Bereichen lautlos", sagt Eckstein in seiner launigen Laudatio, in der er eine Gratwanderung zwischen einer ernsthaften Würdigung des Lebenswerks und einer heiteren Beschreibung von Kollers Charakter versucht. Koller, so der Landrat weiter, sei so etwas wie der Uli Hoeneß des TV Hilpoltstein. Immer bereit, in die Bresche zu springen, und erprobt darin, die Kritik auf sich zu lenken. Damit halte er oft anderen den Rücken frei, so Eckstein.

"Er handelt schneller als er denken kann", zitiert der Landrat unter dem Gelächter der Ehrengäste anonym einen von Kollers Weggefährten. Und auch ein anderer Spruch aus den Zeiten des Sportheimbaus charakterisiert Koller gut: "Er kam mit dem Porsche, stieg auf den Traktor – und fühlte sich wohl." Der Geehrte sei immer ein Spielmacher gewesen.

Koller, in Weinsfeld geboren, begann mit 14 Jahren als C-Jugendlicher seine Fußballlaufbahn beim TV Hilpoltstein. Die Aufnahme als offizielles Mitglied wurde allerdings vergessen. "Du kannst ja die Beiträge noch nachzahlen", scherzt Eckstein. Schon mit 23 Jahren wird Koller Trainer der Jugendmannschaften, von 1983 bis 1990 ist er Abteilungsleiter Fußball. Ein Amt, das er von 2002 bis 2008 wieder ausübt. Koller war Jugendleiter, ist im TV-Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Koller arbeitet im Partnerschaftsausschuss Seilhac mit und ist seit 2008 Zuarbeiter für die städtische KultTour. "Er ist immer voll dabei", sagt Eckstein. Koller sei hilfsbereit und zupackend und habe immer ein Auge für die Not anderer.

In seiner "wilden Zeit" habe er in der "Gesellschaft zur Verblüffung Hilpoltsteins" die Stadt in die Unsterblichkeit geführt, scherzt Eckstein. "Die Erstbesteigung des Schloßbucks" und "Hilpoltstein – Herz Europas – Pulsschlag der Welt" hätten die Kinowelt mehr revolutioniert als Steven Spielberg. Aber am wohlsten fühle sich Koller doch auf dem Sportplatz.

"Ich habe ihn auch gerne auf dem Sportplatz", sagt seine Frau Heidi, die von Bürgermeister Markus Mahl einen Blumenstrauß bekommt. "Was der Gerhard alles macht, wissen wir", sagt er. Das ehrenamtliche Engagement sei das, was Hilpoltstein auszeichne, so Mahl.

Koller selbst bedankt sich bei allen Mitstreitern mit einem außergewöhnlichen Angebot. "Jeder von euch hätte diese Nadel verdient", sagt er. "Ihr dürft sie von mir haben und rumtragen – immer mal eine Woche lang."