Jetzendorf
Der Traum beginnt

Kurze Vorbereitung, lange Reisen: TSV Jetzendorf startet am Sonntag mit einem Auswärtsspiel in seine erste Landesliga-Saison

12.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:31 Uhr
Fest im Blick: Simon Oberhauser (vorne) und der TSV Jetzendorf starten nach Jahren der Sehnsucht in die erste Landesliga-Saison der Vereinsgeschichte. −Foto: Reichelt

Jetzendorf (kvr/ost) 44 Tage liegen zwischen dem Aufstieg in der Relegation und dem Auftakt in der Fußball-Landesliga: Mit der Auswärtspartie beim Mit-Aufsteiger SV Bad Heilbrunn beginnt am Sonntag (16 Uhr) für den TSV Jetzendorf nach jahrelangem Warten die erste Saison in der sechsthöchsten Spielklasse. Der TSV vertraut in großen Teilen auf den Aufstiegskader und verzichtete auf hochkarätige Namen. "Es kribbelt schon", sagt Spielertrainer Alexander Schäffler. Die Liga ist Neuland, die Gegner sind es und auch die Zielsetzung ist ungewohnt: Es zählt nur der Klassenerhalt.



VORBEREITUNG



"Ich bin sehr zufrieden, körperlich ist das Team auf einem sehr guten Level", sagt Schäffler. Und dass obwohl die Vorbereitung kurz war: "Gefühlt ist die alte Saison gerade zwei Wochen zu Ende, aber so ist es nun einmal." Die Testspiele begannen übel: Gegen den Landesliga-Aufsteiger TV Aiglsbach setzte es eine 2:8-Klatsche. "Wir waren im Kopf noch ganz weit weg, das Spiel kam zu früh", so Schäffler. Schon wenige Tage später wurde es besser, den Bezirksligisten Ecknach besiegte der TSV mit 5:1. Im Blitzturnier verpasste der TSV zwar die Toto-Pokal-Qualifikation, zeigte in jeweils 30 Minuten gegen die Landesligisten Neuburg (1:0), Ehekirchen (4:0) und Aiglsbach (0:1) aber gute Leistungen. Auch gegen den Kreisligisten Aichach (3:0) gelang ein Sieg.

AUSBLICK UND ZIEL



"Wir werden erstmals seit fast einem Jahrzehnt nie der Favorit sein." Es zählt nur der Klassenerhalt, dafür denkt Schäffler eher defensiv. Gegen Aichach probierte er eine Formation mit drei Innenverteidigern aus. Der TSV wird wohl nur selten so offensiv auftreten wie noch in der Vorsaison. "Das ist auch den Gegnern geschuldet." Offensiv soll schnelles Umschaltspiel zum Erfolg führen. "Es sind nicht mehr wir, die den Takt angeben müssen." Schäffler weiß, dass es ein weiter Weg wird: "Wenn ich nicht daran glauben würde, würde ich unter der Woche etwas Anderes tun."

PERSONAL



Hochkarätige Namen? Fehlanzeige. "Wir haben uns bewusst für diesen Weg entschieden", erklärt Schäffler. Mit Fabian Busl (Abwehr), Nico Huber (Abwehr/Mittelfeld) und Ivan Rakonic (Sturm) kamen gleich drei Spieler aus der Freisinger Jugend, dazu mit Jeremy Manhard (Tor) und Josef Keimel (Sturm) zwei weitere junge Akteure. Der Altersdurchschnitt des 23-Mann-Kaders liegt bei 23,8 Jahren. "Sie sind jung und willig, haben aber alle Zeit der Welt", betont Schäffler. Neben Florian Radlmeier (Scheyern) und Stephan Kunert (Karriereende) verließ auch Stürmer Daniel Gädke (Freising) den Verein. Neben Top-Torjäger Benedict Geuenich ist auch Schäffler eine Alternative: "Ich hatte keine Rückschläge. Ich bin für den Trainer wieder eine Option." Wer im Tor die Nase vorne hat will Schäffler erst am Sonntag preisgeben - Manhard ist Herausforderer des bisherigen Stammkeepers Dennis Pöllner. Beide, so Schäffler, werden Einsätze kriegen. Der Trainer weiß: "Es wird Enttäuschungen geben. Die Trainingsbeteiligung und Trainingsleistung sind entscheidend." Stefan Nefzger (Kreuzbandriss) soll frühestens Ende August eine Option sein, Bastian Ertl hatte muskuläre Probleme.

GEGNER



So sehr sich das komplette Jetzendorfer Umfeld über den Aufstieg auch freut, so problematisch wird es, die damit verbundenen Auswirkungen für den TSV zu bewältigen. Das war auf der gut besuchten Jahreshauptversammlung der TSV-Fußballer drei Tage vor dem Landesliga-Start nicht zu überhören. Die Saison ist nämlich mit Mehrkosten auf der einen und weniger Einnahmen auf der anderen Seite verbunden, doch Abteilungsleiter Willi Leimberger ist guten Mutes, das Ganze unter einen Hut zu bringen. Durch die künftigen Auswärtsspiele die unter anderem nach Kempten, Memmingen, Sonthofen, Illertissen und Garmisch-Partenkirchen führen werden, ist mit erhöhten Buskosten zu rechnen ist. Mit den Worten "der Verein darf nicht überstrapaziert werden" begründete er die Selbstbeteiligung von 15 Euro für Busfahrten zu den Auswärtsspielen, die abgesehen von den Spielern und Trainern verlangt werden muss. Andreas Radlmeier nimmt die Anmeldungen für die Busfahrten zu Auswärtsspielen entgegen. Leimberger ist auch klar, dass der TSV - bedingt durch die weiten Fahrstrecken - bei Heimspielen nicht mehr mit so vielen Gäste-Fans rechnen kann, wie noch in der Bezirksliga - auch die gut besuchten Derbys gegen Pfaffenhofen und Rohrbach fallen weg. "Vieles ist intensiver, das geht schon bei den Verbandsregularien los", so Leimberger. Dem Trainer sind fast alle Gegner unbekannt, einzig gegen den VfR Neuburg gab es bereits ein paar Testspiele. "Wenn ich einen Favoriten nennen soll, müsste ich erstmal auf die Tabelle schauen, wer eigentlich dabei ist", meint er. "Darin liegt auch der Reiz. Ich weiß, dass wir uns immer strecken müssen. Wir wollen einen bleibenden Eindruck hinterlassen." Und am besten bleiben.