Neuburg
Der Ton wird schärfer

Plötzlich ist der Nord-Süd-Konflikt im Wahlkampf wieder ein Thema - Die Kandidaten wollen verbinden

22.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:43 Uhr
Sie gehen in die Stichwahl: Im Umfeld von Peter von der Grün (links/FW) und Fridolin Gößl (CSU), hier am Wahlabend im Landratsamt, wird der Ton langsam etwas schärfer. −Foto: Janda

Neuburg/Schrobenhausen (DK) Knapp zwei Wochen vor der Stichwahl um den Posten des Landrats verschärft sich der Ton. Ein Thema ist plötzlich der für viele längst abgehakte Nord-Süd-Konflikt. Die Kandidaten Fridolin Gößl (CSU) und Peter von der Grün (FW) können das unterdessen nicht so recht nachvollziehen.

Der Norden wählt schwarz, der Süden orange, und in der Mitte geht es recht ausgeglichen zu. So einfach lässt sich das Resultat vom Sonntag - mit einigen wenigen Ausnahmen - zusammenfassen. Ein Ergebnis, das freilich viel Raum für Spekulationen lässt. Und eines, das vor allem in der christsozialen Kreisspitze genau analysiert wird. Der Zorn der Parteigranden scheint sich dabei vor allem auf die politische Konkurrenz zu richten. Genauer gesagt: auf den Wahlkampf der Freien Wähler, die ihren Kandidaten Peter von der Grün stets auch als Mann aus dem Süden positionierten und beharrlich - wenn auch manchmal nur in Nebensätzen - darauf hinwiesen, dass CSU-Bewerber Fridolin Gößl aus Nassenfels nicht im Neuburg-Schrobenhausener Gebiet wohnt. Damit würden die Freien Wähler lediglich eine Spaltung des Landkreises forcieren, schimpft CSU-Kreischef Alfred Lengler.

Der Gescholtene kann diesen Vorwurf jedoch nicht nachvollziehen. "Das stößt bei mir auf Unverständnis", sagt Peter von der Grün. "Zu sagen, ich sei der Spalter, geht einfach an der Realität vorbei." Der 46 Jahre alte Rechtsanwalt, der in Waidhofen aufgewachsen ist, dann in Schrobenhausen gewohnt hat und mit 33 Jahren erst nach Neuburg und schließlich in den Rennertshofener Ortsteil Bertoldsheim gezogen ist, sagt von sich selbst, "einer aus dem Landkreis" zu sein. "Denn das ist den Menschen wichtig."

Die Kritik Lenglers schreibt von der Grün lediglich dem normalen Wahlkampf zu. "Es war klar, dass der Ton schärfer wird", findet er, betont aber: "Mit Tatsachen hat das nichts zu tun." Dass er selbst und einige seiner Parteikollegen im Wahlkampf die Herkunft Gößls thematisieren, leugnet allerdings niemand bei den Freien Wählern.

Sein Mitbewerber von der CSU macht sich unterdessen schon Sorgen, dass der alte Konflikt zwischen Nord und Süd nun wieder hochkocht. "Diese Befürchtung haben wir, doch genau das wollen wir verhindern", sagt Fridolin Gößl, der am Sonntag vor allem im Norden bei den Wählern gepunktet hat. Als langjähriger Bürgermeister der Gemeinde Oberhausen ist er dort allerdings seit Langem präsent; dass er im Neuburger Umland gut ankommt, war also eher zu erwarten. "Ich glaube aber, dass wir sehr vorsichtig mit diesem Thema umgehen müssen", findet der 50-Jährige, für den es nach eigenen Worten aber keine Unterschied zwischen dem Landkreisnorden und dem -süden gibt. "Eine unsichtbare Barriere oder sonst etwas war für mich nie da", erklärt er. Stattdessen hätten auch der Kreistag und die Verwaltung stets darauf geachtet, die Investitionen im Neuburg-Schrobenhausener Gebiet gleichmäßig zu verteilen.

Die Attacke seines Kreisvorsitzenden auf die Freien Wähler wollte Gößl unterdessen nicht weiter kommentieren. Der Grund: weil er deren genauen Wortlaut gestern nicht kannte.

Karten werden neu gemischt

Neuburg (sja) Die beiden verbliebenen Landratskandidaten Fridolin Gößl (CSU) und Peter von der Grün (FW) sehen die Wahlempfehlungen von SPD und Grünen nicht als kleine Vorentscheidung - ganz im Gegenteil.Beide kündigen an, bis zur Stichwahl am 3. Februar weiterhin mit Vollgas für ihre Ziele zu werben. Wie berichtet, hatte sich nach der eher losen Unterstützung der Grünen auch die SPD auf eine Wahlempfehlung für Peter von der Grün verständigt. "Wir werden uns darauf aber nicht ausruhen", sagt der FW-Kandidat, der einen harten Endspurt erwartet. Die beiden Wahlempfehlungen bezeichnet er dennoch als erfreulich und sieht sie als Bestätigung für die bisherige Arbeit. Gleichzeitig kündigt von der Grün an, im Falle seiner Wahl den von Ex-Landrat Roland Weigert geprägten Kurs der Zusammenarbeit, fortsetzen zu wollen - "natürlich auch mit der CSU". Deren Kandidat Fridolin Gößl, der den ersten Wahlgang mit 41,7 Prozent knapp für sich entschieden hatte, will sich von den Wahlempfehlungen für seinen Mitbewerber keinesfalls entmutigen lassen. "Das bedeutet nicht, das alle Wähler dem automatisch folgen", erinnert er. Gleichzeitig will sich Gößl nicht nur um die Stimmen von SPD und Grünen, sondern zugleich auch um die Nichtwähler bemühen. "In einer Stichwahl werden die Karten neu gemischt", ist er sich sicher. "Jede Stimme wird zählen. " Dabei setzen er und seine CSU-Kollegen auch auf hochkarätige Unterstützung aus der Parteispitze, die Termine befinden sich derzeit in der Abstimmung. "Es wird definitiv jemand kommen", sagt Gößl. Anders sieht das bei den Freien Wählern aus. Deren Kreisvorstand hat sich bewusst gegen einen Ministerbesuch entschieden. "Es geht um den Landkreis, er steht im Mittelpunkt", sagt von der Grün.

Stefan Janda