Neuburg
Der teure Traum vom Ryder Cup

19.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:26 Uhr

Neuburg (DK) Die Bewerbung um das Golf-Weltereignis Ryder Cup 2018 in Neuburg hängt weiter am seidenen Faden. Auch wenn ein Zusammenhang auf den ersten Blick kaum zu erkennen ist: Maßgeblich ist ein Votum über die Golf-Förderung im Bereich Schulsport auf dem Verbandstag des Deutschen Golfverbandes an diesem Samstag in Frankfurt.

Wie ein Damoklesschwert hängt die Summe über den Neuburger Hoffnungen auf den Ryder Cup (RC): 18 Millionen Euro an Lizenzgebühren muss die Bewerbergesellschaft RC Deutschland GmbH im Idealfall aufbringen. Das erwartet der Veranstalter RC Europe bis 14. Februar 2011. Jedem Bewerber steht es aber frei, mit einer geringeren Summe, dann aber auch geringeren Chancen ins Rennen um die Vergabe zu gehen. Dem Vernehmen nach peilt RC Deutschland etwa 15 Millionen an.

Die Millionen fehlen

Allerdings gibt es ein Problem: Das Konto für die Lizenzgebühren konnte noch keine maßgeblichen Zugänge verbuchen. Weder der Bund noch der Freistaat Bayern werden die Neuburger Bewerbung gegen die Konkurrenz aus Spanien, Portugal, Frankreich und den Niederlanden unterstützen.

Auch – wie noch Anfang November avisiert – ist eine direkte Unterstützung durch den Deutschen Golfverband (DGV) nicht möglich. Dessen Präsident Joachim Nothelfer hatte eine außerordentliche Gebührenerhöhung für seine 600 000 Mitglieder ins Spiel gebracht – so hätten auf zwölf Jahre verteilt neun Millionen Euro zusammenkommen sollen. Doch dieses Modell ist nun vom Tisch. "Mit einer Unterstützung des Profisports würden wir die Gemeinnützigkeit riskieren", sagt der DGV-Geschäftsführer Florian Bruhns. Für die Interessenvertretung "Vereinigung clubfreier Golfspieler" (VcG) gilt diese Restriktion allerdings nicht. So kam folgendes Konstrukt aufs Tapet: Statt des DGV engagiert sich die VcG als Ryder-Cup-Sponsor und stellt in den kommenden zwölf Jahren insgesamt neun Millionen Euro für die Lizenzgebühren bereit – in Tranchen à 750 000 Euro bis 2022.

Allerdings stellt die VcG zwei Bedingungen: "Wir schließen den Sponsorenvertrag nur, wenn Neuburg im April den Zuschlag erhält. Außerdem darf unsere Unterstützung des Ryder Cups nicht zu Lasten von Golf im Schulunterricht gehen, was wir bisher mit einer Million Euro jährlich gefördert haben", erklärt der VcG-Pressesprecher Johannes Podszun.

In die Bresche soll nun im Gegenzug der DGV springen. Am heutigen Verbandstag in Frankfurt wird nun statt über eine Beitragserhöhung für den Ryder Cup über einen Anstieg des Mitgliederbeitrages um 1,50 Euro pro Mitglied und Jahr für das Projekt "Abschlag Schule" abgestimmt. Gehen die DGV-Golfer diesen Weg mit, fließen die VcG-Millionen an die Neuburger Ryder-Cup-Bewerbung und der DGV ist steuerrechtlich aus dem Schneider. VcG-Sprecher Podszun sagt: "Ein positives Votum wäre wegweisend für den Ryder Cup."

Zudem soll den organisierten Golfern die Bereitschaft zu einer Spende zugunsten des Ryder Cups von 20 Euro pro Person abgerungen werden. Beide Entscheidungen gelten als wichtiger Stimmungstest und geben Aufschluss darüber, wie groß die Unterstützung der deutschen Golfer für die Bewerbung ist. Geht der Verbandstag den vorgeschlagenen Weg nicht mit, könnte dies durchaus das Ende aller Ryder-Cup-Träume bedeuten. Eine Prognose wagt keiner der Verantwortlichen.

Die Vorzeichen stehen nicht unbedingt positiv: Ein Fachmagazin titelte "Sturmlauf gegen den Ryder-Cup-Euro". Zudem ließen viele Golfer in einer Online-Abstimmung ihre Ablehnung spüren – sehr zum Ärger von Erwin Langer, dem Geschäftsführer der Bewerbergesellschaft. Wie angespannt die Stimmung ist, zeigt auch, dass Langer im Vorfeld des Verbandstages nicht für Auskünfte zur Verfügung stand.

Ob es Alternativen gäbe, sollte der Verbandstag ein Fehlschlag werden, wollte keiner der Beteiligten sagen. Gespräche mit potenziellen Sponsoren laufen aber, wie aus Kreisen der Bewerbergesellschaft verlautete. Audi allerdings, der Name wird in diesem Zusammenhang immer wieder genannt, gehört in dieser Phase nicht zu den Sponsoren, auf die man zählen könnte. Obwohl der Automobilhersteller ein starkes Interesse daran hat, dass der Ryder Cup 2018 nach Neuburg kommt und Audi in diesem Falle BMW als Ryder-Cup-Sponsor ablösen würde, wollen die Ingolstädter – wie aus Konzernkreisen zu hören ist – finanziell erst wieder einsteigen, wenn Neuburg den Zuschlag erhalten hat. Dann aber wird sich der Autobauer maßgeblich am Bau des erforderlichen Golfplatzes beteiligen, der dann "Audi-Course" heißen wird und eine ideale Ergänzung zu dem ganz in der Nähe geplanten Fahrerlebniszentrum wäre. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Für den Augenblick gilt, wie Audi-Verantwortliche bestätigen, dass eine finanzielle Beteiligung an den Lizenzgebühren nicht zur Diskussion steht.

Sollte der Verbandstag den Vorschlägen zustimmen, will Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling erneut einen Vorstoß bei der Staatsregierung wagen. "Wenn das Geld von der VcG sicher ist, werde ich noch mal bei Ministerpräsident Seehofer wegen einer Beteiligung vorsprechen." Wenn die Golfer selbst neun Millionen aufbrächten, solle auch der Freistaat einen Teil beitragen. Dies sei nicht als Sport-, sondern als Wirtschaftsförderung zu sehen. Ein kategorisches "Nein" habe Seehofer zuletzt nicht verlauten lassen.

Kein Geld vom Freistaat

Die Staatskanzlei betont dagegen auf Anfrage des DONAUKURIER, dass sich der Freistaat ohne den Bund nicht an den Lizenzgebühren für ein Sportereignis beteiligen könne. "Dies ist unabdingbar. Trotzdem unterstützen Staatsregierung und Ministerpräsident die Bewerbung", sagte eine Sprecherin. Außerdem stehe der Freistaat zu einer finanziellen Unterstützung im Falle einer erfolgreichen Bewerbung, etwa im Infrastrukturbereich.

Dass es soweit gar nicht kommt, hofft Günter Krell von der Neuburger Kreisgruppe des Bund Naturschutz. "Der Golfplatz würde die Landschaft massiv verändern. Außerdem grenzt er direkt an ein Auwald-Schutzgebiet. Es ist nicht bewiesen, dass es darauf keinen negativen Einfluss gibt", sagt Krell, der eine Bürgerinitiative gegen den Ryder Cup gründen möchte. Lieber wäre ihm, dass sich das Problem von alleine erledigt – entweder mit einem negativen Votum des Verbandstags oder "spätestens im April 2011 mit einer Vergabe des Turniers an ein anderes Land".

Mindestens einen Trumpf haben die Befürworter des Ryder-Cup-Events allerdings noch in petto. Einen äußerst prominenten obendrein: die deutsche Golf-Legende Bernhard Langer. Der Bruder von Erwin Langer ist in der Golfwelt bestens vernetzt. Nach seinem jüngsten Sieg bei den US Senior Open hat er verlauten lassen, er werde sich für die Ryder-Cup-Bewerbung einsetzen. Gelingt es ihm, das Turnier nach Deutschland zu holen, wäre das wohl sogar ein größerer Ryder-Cup-Triumph als 2004. Langer führte damals das europäische Team als Kapitän zum Sieg über die USA.