Beilngries
Der Testfahrer mag’s sportlich

Stefan Herbke hat einen Rodelführer geschrieben

28.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:40 Uhr

Auf dem Schlitten, inmitten der Natur. So fühlt sich Stefan Herbke wohl. Der 45-Jährige stellt in einem Buch die 50 schönsten Rodelbahnen Deutschlands vor - Foto: Schoplocher

Beilngries (DK) Winterferien. Ab in die Skihose, schnell den Schlitten geschnappt und – halt! Kein Schnee weit und breit, von Vorfreude auf Wintersport keine Spur. Dabei gäbe es eine Lektüre, die in jeden Rucksack passt: Einen Rodelführer, den der Beilngrieser Stefan Herbke geschrieben hat.

Die 50 schönsten Strecken Deutschlands lautet der Untertitel des über 100 Seiten starken, aber dennoch handlichen Buchs, das nun also nur die Sehnsucht nach Spaß im Schnee wecken kann. „Rodeln liegt im Trend“, weiß der Wahl-Beilngrieser, der als Autor für die Zeitschrift „Berge“ und diverse Ski- und Wanderführer nun mittlerweile im Eigenverlag den Rodelführer heraus gebracht hat. Aufbauen konnte Herbke dabei auf einen Test, den er mit Kollegen für den ADAC gemacht hat. „Für Skipisten gibt es exakte Vorgaben, für Rodelstrecken nicht“, war damals wie heute der Ausgangspunkt.

Absturzgefahr, Glatteis am Parkplatz, Bedienerfreundlichkeit der Lifte, Kurvenabsicherungen, Kreuzungen – all das und mehr hat Stefan Herbke unter dem Hauptgedanken „Sicherheit und Service“ untersucht und bewertet. Ergebnis: Es hat sich viel verbessert in den zwei Jahren, die seit dem ersten Test des ADAC vergangen sind, es gibt aber immer noch gefährliche Stellen. „Und das, obwohl Rodeln immer mehr Freunde findet und damit die Bahnen entsprechend voll sind“, wie der Experte weiß.

Ihn wurmt, dass sich Liftbetreiber zwar oft um die Sicherheit ihrer Skipisten kümmern, die ebenso beworbenen Rodelbahnen aber häufig außen vor bleiben. Dabei sei damit ja in letzter Konsequenz auch Geld verdient, appelliert der Vater eines neunjährigen Sohnes. Er habe schon Flutlichtmasten ungesichert mitten in der Bahn erlebt, bei einer Testfahrt sei auf halber Strecke ein Schild mit der Aufschrift „gesperrt“ aufgetaucht. Wie aber die völlig vereiste Bahn verlassen?

„Oft ist viel Luft nach oben“, sagt Herbke, der auch selbst schon in Unfälle verwickelt war. Diese passierten vor allem dort, wo es keine „Standspur“ gebe. Auch mit seiner Anregung, analog den Ski-Regeln das richtige Verhalten mit dem Rodel plakativ anzubringen, ist Herbke (noch) nicht durchgedrungen. Immerhin hat der Seilbahnverband den Wunsch aber aufgegriffen.

Rodler hätten nun mal keine Knautschzone, unterstreicht der 45-Jährige, wie wichtig Sicherheitsvorkehrungen sind. „Dafür testen wir“, fasst der Beilngrieser seine Motivation zusammen. „Wenn nur ein Unfall weniger passiert, ist schon viel erreicht“, sagt der Familienvater. Manchmal würden schon Kleinigkeiten wie (Kilo-) Meterangaben helfen – für den Fall, dass Hilfe angefordert werden müsste, seien die Betroffenen nicht selten orientierungslos, wertvolle Zeit verstreiche.

Immerhin sei die längste Bahn Deutschlands 6,5 Kilometer lang. Diese, am Wallberg präparierte (nur mit „ausreichend“ bewertete) Piste ist aber dennoch nicht Herbkes Favorit. In Österreich gibt es eine 14-Kilometer-Strecke. „Es ist toll, da oben zu stehen, ins Tal zu blicken und zu wissen: Durch diese Landschaft darfst du jetzt eine halbe Stunde rodeln“, versucht er, seine Begeisterung in Worte zu fassen.

Ohnehin sei es das Naturerlebnis, das ihn immer wieder in die Berge ziehe. Und da das derzeitige Wetter ohnehin mehr zum Wandern einlädt, darf schon mal das nächste Projekt des 45-Jährigen in den Raum gestellt werden. „Wandern mit Kindern zwischen Berchtesgaden und Oberstdorf“, soll das neue, im Mai erscheinende, Buch heißen. Mit dem ist Stefan Herbke dann zumindest wettertechnisch auf der sicheren Seite: Bei Schnee wird gerodelt, ohne Schnee gewandert.

Stefan Herbke: Rodeln, ISBN 978-3-9814-4001-0, Bergbild-Verlag, 12,95 Euro.