Roth
Der "Tatütata-Opa" geht

André Sewald räumt seinen Chefsessel in der Polizeiinspektion Roth und tritt seinen Ruhestand an

25.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr
André Sewald geht nach über zehn Jahren als Leiter der Polizeiinspektion Roth in den Ruhestand. Er wird von Polizeipräsident Johann Rast (Mitte) verabschiedet, der auch gleich Sewalds Nachfolger Benjamin Böhm (rechts) vorstellt. −Foto: Bader

Roth (HK) André Sewald, der Chef der Rother Polizeiinspektion und von seinem Enkel kurz der "Tatütata-Opa" genannt, geht in Rente. Bei der Verabschiedung im Rother Schloss Ratibor ist auch gleich sein Nachfolger Benjamin Böhm vorgestellt worden. Er bleibt allerdings nur ein halbes Jahr.

Johann Rast, Chef des Polizeipräsidiums Mittelfranken, ließ André Sewalds Laufbahn kurz Revue passieren. So habe der heute 60-jährige gebürtige Nürnberger seine Ausbildung 1974 begonnen, war unter anderem neun Jahre bei der zivilen Einsatzgruppe in Nürnberg und später in der Einsatzzentrale in Fürth. Im Januar 2008, also vor genau zehn Jahren, kam er dann "als Großstadtpolizist aufs Land". Fortan war er Chef von 54 Mitarbeitern "und für die Sicherheit von 65 000 Einwohnern zuständig".

Laut Rast hat Sewald alles richtig gemacht. "Wir haben in Roth eine sehr vorzeigbare Kriminalstatistik", betonte er. "Mein Respekt, was Sie hier im Vergleich zu Mittelfranken und Bayern geschafft haben." Jetzt, mit dem Ruhestand, müsse Sewald sich nicht mehr um Verbrecher kümmern, sondern habe endlich Zeit für seine Familie. "Und ich gehe doch davon aus, dass ihre Frau sich freut", schmunzelte Rast. "Im Prinzip ändert sich also nur der Arbeitgeber", frotzelte Roths Bürgermeister mit Blick auf Sewalds Frau Linda. Und lobte auch gleich die Zusammenarbeit mit der Polizei beim Rother Challenge-Tritahlon.

"Die Träne in meinem Knopfloch wird dadurch nicht kleiner."

André Sewald

 

"Man muss nicht aufs Land, man darf aufs Land", berichtigte Landrat Herbert Eckstein den Polizeipräsidenten, als der von der Versetzung aus den Städten Nürnberg und Fürth nach Roth sprach. "Und was ist der Endeffekt, wenn sie da sind?", fragte der Landrat und gab auch gleich selbst die Antwort: "Denen gefällt es hier so gut, dass sie gar nicht mehr weg wollen und wir sie irgendwann zwangspensionieren müssen."

Laut Eckstein hört es sich gut an, wenn eine Polizeiinspektion offiziell 54 Beamte habe. "Aber wenn man Soll und Ist vergleicht, ist es wieder etwas ganz anderes." Die Polizisten kämen oft viel zu wenig heraus. Doch bei den Bürgern zähle, "dass man den Polizisten sieht". Das habe zumindest Sewald immer wieder geschafft. Und deshalb überreichte ihm Herbert Eckstein eine "unbefristete Aufenthaltserlaubnis" für den Landkreis Roth. "Sie sind bei uns immer willkommen."

Lob gab es auch vom Schwabacher Chef Erwin Leitner, der sich für die umliegenden Dienststellen für die Zusammenarbeit bedankte. "Wir unterstützen uns immer gegenseitig", betonte Leitner und fuhr mit Blick auf Sewald schmunzelnd fort: "Du hast diese Unterstützung immer gern angenommen." Es sei ein außerordentlich guter Zusammenhalt gewesen, betonte Leitner. Und damit man immer gleich wisse, wer eigentlich die Hauptarbeit macht, habe sich Sewald bei einem Anruf aus Schwabach immer mit "Zentrum der Arbeit", gemeldet. "Jetzt hast du endlich die Chance, dich ganz deinen Hobbys zu widmen", sagte er. Die übrigens laut Leitner alle mit "ik" aufhören: "Touristik, weil du gerne verreist, Kulinarik, weil du gerne gut isst und ähm - das dritte hab ich vergessen. War es Erotik?", fragte er scheinheilig.

"Die ist schon Historik", kam Sewalds trockener Hinweis. Überhaupt trägt er seinen Abschied mit viel Humor: "Die letzte Fortbildung hat man mir gestrichen, weil sich die bei mir nicht mehr rentiert. Und eine neue, blaue Uniform habe ich auch nicht mehr bekommen", sagte er. "Na, dann geh' ich eben."

Sewald lobte seine Mitarbeiter und die Zusammenarbeit mit den anderen Dienststellen. "Es war ein tolles Orchester. Und das braucht es auch, den mit nur einer Blockflöte kann man keine Symphonie spielen." Auch wenn er sich jetzt auf die gemeinsame Zeit mit seiner Frau und auf ausgedehnte Reisen freue: "Die Träne in meinem Knopfloch wird dadurch nicht kleiner."

Seinen Platz übernimmt für ein halbes Jahr Benjamin Böhm. Er muss im Rahmen seiner Ausbildung Führungskompetenz nachweisen und wird deshalb in der Polizeiinspektion zum Chef auf Zeit. Wer Sewald endgültig ersetzt, steht allerdings bislang noch nicht fest.