München
Der Tag der Schrobenhausener

Plöckl-Sprüche und Haas-Häppchen bei der Spargelsaisoneröffnung auf dem Münchner Viktualienmarkt

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

München (SZ) Nachdem die Hohenwarter Musebuam zum ersten Mal aufgespielt und die Aufmerksamkeit der Viktualienmarktbesucher geweckt haben, nimmt Josef Plöckl das Mikro in die Hand und ruft hinein: "Heute ist der Tag der Schrobenhausener." Niemand in der Millionenmetropole widerspricht ihm.

"1 Glas Frankenwein 4,50" steht auf einem Schild an einem der Stände auf dem Münchener Viktualienmarkt. Wer schlau ist, widersteht diesem Angebot und geht ein paar Meter weiter zum Liesl-Karlstadt-Brunnen, dort, wo die Schrobenhausener sich breitgemacht haben. Denn da gibt es mitten in München nicht nur einen echten Bifang aus echter Schrobenhausener Erde (und mit einem Stückerl echter Schrobenhausener Spargelfolie), nicht nur allerlei Informationen zum Spargel und Tipps zur Zubereitung, sondern auch Speis und Trank. Also auch den fränkischen Sylvaner, der ja so gut zum Schrobenhausener Spargel passt. "Fürs Glas müssen S' einen Einsatz zahlen", verkündet Josef Plöckl, Erzeugerverbandsvorsitzender und Entertainer in Personalunion, "der Wein ist kostenlos."

Viele greifen aber auch - es ist ja noch recht frisch an diesem ansonsten einwandfrei für eine Saisoneröffnung geeigneten Frühlingsmorgen - zur heißen Spargelsuppe. Und wenn man schon mal da ist, probiert man natürlich auch, was nebenan am Stand der Schellermühle Spitzenkoch Hans Haas kreiert hat. Es gibt Bärlauchterrine im Tomatenmantel mit mariniertem Spargel und Sauerrahmsauce mit Senfkörnern. Ein ziemlich langer Name für die Kleinigkeit, die sich dann auf dem Teller wiederfindet. Wer schlau ist, stellt sich mehrmals an, denn schmecken tut €˜s ganz wunderbar.

Apropos anstehen: Fotografen machen so etwas nicht. Die wollen gleich immer den besten Platz haben. Und so haben sich schon mehrere mit schwerem Equipment bepackte Herren ihr Revier vor dem auf einem Anhänger sorgsam aufgeschütteten Spargelbifang gesichert. Ihr Pech: Da bleibt keine Zeit für Wein, Suppe und Haas-Kreation. Dafür sind sie beim ersten offiziellen südbayerischen Spargelstich dann ganz vorne mit dabei.

Für diesen symbolischen Akt, der völlig verkennt, dass ja im Schrobenhausener Land schon längst der unter den Folien herangereifte Spargel geerntet wird, gibt es natürlich auch heuer Stargäste aus der Politik. Jemand aus dem Münchener Rathaus sollte es diesmal sein. OB Dieter Reiter war verhindert, aber sein Vize Josef Schmid, wegen seines Einsatzes um eine Kostenobergrenze für die Wiesnmaß in letzter Zeit auch gerne als "Bierpreisbremsen-Seppi" bezeichnet, hatte zugesagt. Und dann kurzfristig abgesagt. Ob er Angst hatte, eine Spargelpreisbremse verkünden zu müssen?

Mit dem Ersatz ist Josef Plöckl aber auch mehr als zufrieden: Statt einem Herren sind es nun zwei Damen, und zwar Angelika Schorer, die Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Bayerischen Landtag, sowie Kristina Frank, stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende im Münchener Stadtrat. Fachkundig unterstützt von Spargelkönigin Isabella (und nach einem schnellen Intensivkurs von Spargelfachberater Peter Strobl) graben sie nach dem Spargel im Bifang, finden natürlich ein paar Stangerl und halten sie in die Kameras. "Wir sind sehr stolz auf unsere Spargelbauern", ruft Angelika Schorer zur Freude Plöckls, und Kristina Frank, eine echte Münchnerin übrigens, findet, eine Stange Spargel sei "ein Stück bayerische Heimat auf dem Teller". Deswegen könne sie es auch kaum erwarten, bis es in München die erste Schrobenhausener Ware gebe - in diesem Jahr habe sie bereits sechsmal Spargel gegessen. Dann spielen die Hohenwarter Musebuam und die Pfaffenhofener Goaßlschnoizer lassen ihre Goaßln schnoizn. Am Tag der Schrobenhausener in München dürfen natürlich auch befreundete Nachbarstädte und -gemeinden teilhaben.