Neuburg
Der Streetworker soll weiterhin auf die Straße

Jugendhilfeausschuss beschließt Fortsetzung der Arbeit – Fachkräfte zu finden gestaltet sich schwierig

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Setzt seine Arbeit fort: Streetworker Daniel Grotter - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Nicht am Schreibtisch abwarten, sondern auf der Straße sollen Streetworker auf Jugendliche zugehen und ihnen helfen, Probleme zu bewältigen und sich in der Gesellschaft zurecht zu finden. Ein Job, den nicht viele machen wollen, wie Bernd Fürleger vom Jugendamt in Neuburg gestern im Jugendhilfeausschuss berichtete.

Gleichwohl sei dieses Hilfsangebot an die Jugend in den vergangenen dreieinhalb Jahren eine „enorme Bereicherung“ gewesen. Unter diesem Aspekt soll die Arbeit fortgesetzt werden. Das beschloss der Ausschuss einstimmig. Nur organisatorisch ändert sich etwas.

In Neuburg ist Daniel Grotter als Streetworker im Einsatz. Er hat seine Arbeit in der Zeit von Mai bis November aufgelistet und trug die Ergebnisse in anonymisierter Form den Ausschussmitgliedern vor. Zu 87 Prozent sind es männliche Jugendliche, mit denen Grotter Kontakt bekommt. Sogenannte Einzelfallhilfen, nennt er das. Gut zwei Dutzend waren es in diesem Zeitraum. Davon 15 aus Neuburg, vier aus Ehekirchen. Andere Gemeinden waren mit je einem Fall aufgelistet. Die Hauptklientel waren 19-Jährige. Zum Teil kümmerte sich Grotter mehr als 60 Stunden um diese jungen Männer. Sie hatten Probleme mit der Wohnung, den Eltern, der Arbeit, es ging um Gerichtsverfahren, Suchtberatung, die Vermittlung einer Unterkunft oder einer Arbeitsstelle. Meist ist es ein Konglomerat an Schwierigkeiten. Matthias Enghuber (CSU) meinte, die Tätigkeit des Streetworkers erspare der Allgemeinheit mit Sicherheit hohe Kosten und sei eine Aufgabe, die den gesamten Landkreis betreffe. Er zeigte sich als Befürworter des Streetwork, ebenso Landrat Roland Weigert, der schon vor Jahren den Bedarf erkannt und gegen politische Widerstände im Kreistag für den Einsatz von Streetworkern gekämpft hat.

Dass Grotter als sozialer Einzelkämpfer durch die Straßen zieht, war so eigentlich nicht geplant. Ursprünglich wollte die Landkreisverwaltung vier Streetworker einstellen. Landrat Roland Weigert hielt drei für ausreichend. Dann wurde eine Stelle im Jugendamt gebraucht, da waren es nur noch zwei. Der eine ist Grotter, der andere war ein Kollege in Schrobenhausen, der vor einem Jahr gekündigt hat. Danach bemühte sich der Landkreis vergeblich um eine Neubesetzung. „Es ist sehr selten, dass jemand das aus Überzeugung machen will“, sagte Fürleger. Allein die Arbeitszeiten schreckten viele Kandidaten ab. Dem Landratsamt wurde mehrfach vorgeworfen, es bringe in dieser Sache nichts zustande. Doch so einfach ist es offensichtlich nicht. In Absprache mit dem Landkreis hat die Stadt Schrobenhausen eine Streetworkerstelle ausgeschrieben. Wie gestern am Rande der Sitzung bekannt wurde, gab es vier Bewerber, doch letztlich nur ein einziges Vorstellungsgespräch.

Jetzt sollen die Städte Neuburg und Schrobenhausen Streetworker in eigener Trägerschaft beschäftigen. Der Landkreis bezuschusst das. Damit würde sich finanziell für die Kommunen nichts ändern. Die Landgemeinden – bei denen die Situation anders ist – haben die Möglichkeit, sich in Fragen der offenen Jugendarbeit an den kommunalen Jugendpfleger des Kreisjugendamtes zu wenden. Der soll ab 1. Januar 2015 seine Arbeit aufnehmen.