Rednitzhembach
Der Storch-Experte aus dem Rednitztal

Martin Kittsteiner hat 1600 Plätze mit ehemaligen und akutell besetzten Nestern dokumentiert

24.09.2019 | Stand 02.12.2020, 12:59 Uhr
Einen reichlich gedeckten Tisch finden die Störche im Rednitztal. Besonders geholfen hat bei der Wiederansiedlung ein neues Wehr für die Wässerwiesengemeinschaft Limbach. Diese Situation ist wohl auch eine Ursache dafür, dass sich im Herbst 2018 knapp 100 Störche im Rednitztal zum Abflug in den Süden versammelten. −Foto: Schmitt

Rednitzhembach (rsc) Seine Leidenschaft ist der Storch.

Martin Kittsteiner (kleines Foto) setzt sich bereits seit 15 Jahren lang in der Region tatkräftig für Meister Adebar ein. Der 53-jährige Rednitzhembacher hat seit 2003 acht Nisthilfen aufgestellt und hilft damit das Weißstorchprogramm im Rednitztal umzusetzen. Darüber hinaus hat sich als Ermittler alter und aktueller Brutplätze im Freistaat einen Namen gemacht. "Ich habe den größten Fundus in Bayern", sagt er stolz. "Wir stehen in Sachen Weißstorch in regelmäßigem Austausch", bestätigt die Storchenfachfrau beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Hilpoltstein, Oda Wieding.

Über 1600 Plätze mit ehemaligen und besetzten Storchennestern hat Kittsteiner dokumentiert. 1000 sind historisch, ein Drittel davon sogar mit Bildern belegbar. Eines der ältesten Dokumente ist ein Kupferstich der Stadt Nabburg aus einem Reisetagebuch Ottoheinrichs von 1538, auf dem deutlich ein Storch im Horst zu erkennen ist. Sogar noch älter ist ein Gemälde aus dem Jahr 1518. Ein Schüler von Veit Stoß hat den Horst auf einem unbekannten Kloster festgehalten.

Der älteste Nachweis für Störche in Nürnberg ist ein Bild vom Bürgerspital an der Fleischbrücke aus dem Jahr 1569. 1599 hat Lorenz Strauch auf dem Nürnberger Hauptmarkt einen Gebäudekamin mit Storch erlebt und gemalt. Die Zeichnung der Klosterkirche von Pillenreuth mit Storchennest ist im Jahr 1603 entstanden. Auch für Katzwang, Kornburg und Reichelsdorf kann Kittsteiner verschiedene Brutplätze belegen.

Den größten Erfolg hat Martin Kittsteiner mit seiner Nisthilfe auf dem Gebäude des Bürgeramts in Katzwang erzielt. 2009 war sie nach einem Beschluss des Nürnberger Stadtrats als Teil der ökologischen Aufwertung des Rednitztals mit Hilfe des Bauhofs und der Feuerwehr angebracht worden. Seither ist Kittsteiner dafür offizieller Horst-Betreuer des LBV. 2018 sind dort vier junge Störche flügge geworden. "Die ersten Jungstörche in Katzwang seit 1830" hat Kittsteiner nach Recherchen im Bayerischen Zoologischen Staatsarchiv in München herausgefunden. "Nun kann man das Projekt als Erfolgsgeschichte bezeichnen", freut er sich. Den vier Störchen hat Kittsteiner sogar Namen gegeben. Zur Ringnummer sind offiziell Tesi, Lena, Joni und Philipp hinterlegt worden.

Storchen-Fachmann Martin Kittsteiner ist in Worzeldorf aufgewachsen. Dort ist auch sein Liebe zur Natur geweckt worden. Sein Onkel war Jäger und Falkner. "25 Jahre lang hat mich dieser Einfluss geprägt", sagt er. 1995 ist er dann an den Waldrand in Rednitzhembach gezogen, wo 2003 alles begonnen hat. Angeregt vom Umfeld des Rednitztals hat Kittsteiner seine erste Nisthilfe für Störche gebaut und errichtet. 2007 folgte die zweite. Nach einem Gespräch mit dem damaligen Rother Bürgermeister Richard Erdmann wurde sie auf dem Schloss Ratibor angebracht. Ein altes Foto aus dem Jahre 1916 hatte Kittsteiner dazu animiert. "Darauf war das höchste Storchennest abgebildet, das ich jemals gesehen habe. " Offenbar habe dort viele Jahre lang immer wieder ein neuer Storch den Bau seiner Vorgänger aufgestockt, vermutet Kittsteiner.

Weiter ging es mit einer Nisthilfe im Rednitztal bei Limbach, einer in Wassermungenau, zwei im westmittelfränkischen Lehrberg und einer weiteren in Katz-wang. 2018 bot dafür der ausrangierte Kamin des Hallenbads die idealen Voraussetzungen. Mit Georgensgmünd und Wendelstein sind die Gespräche bereits weit gediehen. Auch dort sollen bald Nisthilfen Storchenpaare anlocken.

Kittsteiners Einsatz im und entlang des Rednitztals wird teilweise von der Stadt Nürnberg unterstützt. Das dortige Umweltamt hat von der Bahn Geld für Ausgleichsmaßnahmen erhalten. Nun stehen über 15 Jahre hinweg insgesamt 1,2 Millionen Euro für die ökologische Aufwertung der Areale um den Flussverlauf zur Verfügung.

Besonders geholfen bei der Wiederansiedlung des Storchs in Katzwang hat beispielsweise die Finanzierung eines neuen Wehrs für die Wässerwiesengemeinschaft Limbach. "Denn durch die regelmäßigen Überflutungen ist der Tisch für den Storch immer reichlich gedeckt", sagt Gisa Treiber, Diplombiologin bei der Stadt Nürnberg. Das war letztlich wohl auch die Ursache dafür, dass sich im Herbst vergangenen Jahres knapp 100 Störche im Rednitztal zum Abflug in den Süden versammelt haben.