Beilngries
Der Stammtisch der "Protestweiber"

Seit 40 Jahren trifft sich eine Gruppe Beilngrieser Frauen regelmäßig zu gemeinsamen Aktivitäten

18.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Fasching wird gemeinsam gefeiert - wie hier 1989. Außerdem wird jährlich ein mehrtägiger Ausflug organisiert - Foto: privat

Beilngries (DK) „Protestweiber“. Diesen Namen haben sie damals – vor 40 Jahren – von ihren Männern bekommen. Mit einem Augenzwinkern natürlich, aber nicht grundlos: Denn die damals 17 jungen Beilngrieser Frauen wollten nicht mehr nur ständig ihre Männer zum Fußballplatz begleiten oder daheim die Kinder hüten.

Sie wollten selbst für einen eigenen Stammtischabend „frei“ haben, zum Ratschen, zum Essen gehen, zum Feiern. Trotz aller Emanzipationsbemühungen war das im Jahr 1974 noch keine Selbstverständlichkeit.

Die Beilngrieser Damen setzten sich durch. Nach langen Überlegungen – „An welchem Tag könnten wir alle Zeit haben“ – und vielen Absprachen mit den Männern – „An dem Abend müsst ihr daheimbleiben und auf die Kinder aufpassen“ – wurde damals der Mittwoch als „Frauenstammtischtag“ eingeführt. Und auch vier Jahrzehnte später treffen sich die einstigen „Protestfrauen“ noch regelmäßig einmal wöchentlich in wechselnden Beilngrieser Gaststätten.

Vor Kurzem wurde mit einem feinen Menü nicht nur das Jubiläum gefeiert, sondern auch, dass den Damen das Glück wohl ganz besonders wohl gesonnen ist. Denn seit sie ihren Stammtisch gegründet haben, spielen sie gemeinsam Lotto. Genau in ihrem 20. Jubiläumsjahr landeten sie einen Treffer und gewannen damals 12 000 Mark, ein perfekter Grundstock für ihre gemeinsamen jährlichen Ausflüge, die sie unter anderem schon nach Paris, Wien, Budapest, Florenz, Würzburg sowie an den Chiem- und Gardasee führten.

Vor wenigen Tagen dann die Überraschung: Auch im 40. Jubiläumsjahr zog die Lottofee wieder passende Zahlen. „Unser diesjähriger kleiner Gewinn wird natürlich ebenfalls für den Ausflug, den wir 2015 nach Holland planen, mit verwendet“, freut sich die Reiseorganisatorin der Damen, Gabriele Simm. Sicher ist: Die Männer der einstigen „Protestweiber“, die sich heute lieber „Stammtischdamen“ nennen, dürfen nicht mit. Bei ihren Reisen, wie auch bei den Faschingsfeten, bei denen sie sich originell verkleiden und Faschingspäckchen „mit allerlei Verrücktem“ austauschen, oder bei ihren sommerlichen Radtouren bleiben sie stets unter sich.

Viel zu lachen gab es bei der Jubiläumsfeier: Beim Blättern in Fotoalben erinnerten sich die Frauen an gemeinsame Feiern und Ausflüge oder an Teilnahmen am Beilngrieser Volksfestzug. Von den einstigen 17 Gründerinnen sind zehn Stammtischdamen geblieben. „Das hat Tradition und bleibt, solange wir laufen können“, ist sich Irmgard Scheitler sicher.