Neuburg
Der Stadtrat tagt künftig im Speicher

Ausbau des Sitzungssaales beschlossen - Kosten steigen auf 2,3 Millionen - Dachgauben-Streit

24.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:23 Uhr
Das Neuburger Rathaus wurde in der Renaissancezeit gebaut und hat sich äußerlich unverändert gehalten. Innen ist moderne Technik für die Verwaltung eingezogen. In einigen Jahren kommt ein Sitzungssaal im Speicher dazu. Die Aufnahme stammt aus den 50er-Jahren. −Foto: Archiv

Neuburg (r) Egal ob 30 oder 40 Stadträte - das Neuburger Rathaus soll auf jeden Fall einen größeren Sitzungssaal bekommen. Das Plenum enschied sich am Dienstag dafür, das Konzept der Architekten Mader & Gandyk (München) weiterzuverfolgen.

Die Mandatsträger werden künftig im Dachgeschoss tagen. Dass der Speicherausbau - trotz erfolgter Rathaussanierung - immer noch 2,3 Millionen Euro kostet, missfällt etlichen Stadtpolitikern. "Diese Summe halte ich für dieses Haus für zu hoch", kritisierte Bernhard Pfahler (FW). Sein Fraktionssprecher Roland Harsch würde "das Geld lieber in das Marstallgebäude investieren". Auch Oberbürgermeister Bernhard Gmehling kritisierte den Kostenanstieg, hält aber die Entwürfe der Münchener Architekten für gelungen und realisierbar. Die Baukosten allerdings seien derzeit unwägbar, so Planer Gerd Mader, "es könnte noch teurer werden".

Die sogenannten Hängesäulen im Speicher ersetzen sie durch Stahlzugstäbe und sichern damit das Tragwerk des Daches. Das Plenum soll weiterhin an einem länglichen, konkaven Sitzungstisch tagen mit zentralen Plätzen für den OB und seine Vertreter. Zu den 43 Tischplätzen kommen 18 Plätze für Verwaltung und Ortssprecher sowie weitere 38 für die Besucher der Sitzungen. Aufzug und Treppenhaus erschließen den Dachsaal, eine neue Treppe kommt als Fluchtweg dazu.

Der Oberbürgermeister wünscht sich mehr Tageslicht im noch dusteren Speicher. Dazu sind (neben der Donauseite) Dachgauben Richtung Karlsplatz im Gespräch. Für Stadtheimatpfleger Roland Thiele kommen sie nicht in Frage: "Das geht nicht, wenn die Stadt ohne Not Dachgauben auf das Rathaus setzt." Die Gauben entsprechen nicht dem Renaissancestil, außerdem könnte das Beispiel in der Oberen Stadt Schule machen. OB Bernhard Gmehling ist da "völlig anderer Meinung". Er finde Dachgauben ganz schön "und sie stören nicht im geringsten".

Die Gauben-Problematik wird letztlich in der Detailplanung geklärt. Sie soll erst Mitte 2020 vorgelegt werden - mit Ausschreibung 2021 und Baubeginn im September 2021. Erst ab Sommer 2022 soll der neue Sitzungssaal zur Verfügung stehen.

Das heißt, die Stadtvertreter rechnen nicht mit einem Überschreiten der 30000-Einwohner-Grenze vor der Kommunalwahl im März 2020. Nach stadteigener Zählung sind bereits seit 2016 über 30000 Bürger in Neuburg registriert, aber die entscheidende Zahl liefert das Statistische Landesamt Bayern.

Ein Auszug aus dem Rathaus mit externen Tagungen des Stadtrates, wie aus den Reihen der Freien Wähler erwogen, kommt wohl nicht in Betracht. CSU-Stadtrat Fritz Goschenhofer: "Wir gehören ins Rathaus und wir bleiben im Rathaus."

Umfassend sanieren lassen hat die Stadt den 420 Jahre alten Renaissancebau in den Jahren 2012/13. Damals hatte man auf einen größeren Sitzungssaal verzichtet, weil man die 30 000-Einwohner-Zahl noch weit entfernt wähnte. Die Sanierungskosten blieben mit 3,5 Millionen Euro im Rahmen. Der OB sieht das Rathaus am Karlsplatz als "gelungene Symbiose zwischen Denkmalschutz und moderner Verwaltung."