Eichstätt
Der Speth-Heinrich geht um

01.12.2019 | Stand 02.12.2020, 12:29 Uhr

Eichstätt (je) Eine das Herz erfreuende Lehrstunde "in Sachen Heimatliebe" genossen die Zuhörer bei der Hauptversammlung des Historischen Vereins.

Die Kunsthistorikerin Claudia Grund, kurz zuvor zur Zweiten Vorsitzenden gewählt, unternahm einen virtuellen Spaziergang durch die Stadt anhand des Gemäldes von Johann Michael Franz aus dem Jahr 1766.

Grundlage für das Bild in Schloss Hirschberg ist eine Zeichnung von Baumeister Mauritio Pedetti, der als Landvermesser und Ingenieur äußerst präzise gearbeitet habe. Die Referentin stellte heraus, dass in Eichstätt schon noch viele Gebäude aus frühen Jahrhunderten in unsere Zeit gerettet worden seien. Bei ihrem "Rundgang" machte sie Station bei einzelnen Bauwerken und erzählte Interessantes dazu. Begonnen wurde in "der Eichstätter Osten", der Wohngegend der Beamten, Geistlichen und Gärtner. Sie kam auf das Torschreiberhaus beim heutigen Chauvistrehaus zu sprechen und auf das "Gasthaus Trompete", das bis zum Jahr 1802 immer von Hoftrompetern bewohnt gewesen sei. Der Hofgarten sieht auf dem Hirschberger Gemälde anders aus als heute, "er war ein französischer Garten ohne große Bäume". In dem Wohnhaus des Heinrich Speth von Zwiefalten sei das Städtische Krankenhaus eingerichtet worden. Vom Domkapitular Speth werde erzählt, "dass er umgeht", also spukt. Schön zu sehen ist die Schießstätte, wo das Bürgermilitär und die Schützenvereine Übungsschießen hielten. Auf einer kleinen Anhöhe gegenüber dem Neuen Weg am Beginn der Antonistraße habe Johann Michael Franz einen Galgen gemalt, der tatsächlich bestanden habe und zur Hinrichtung von straffälligen Soldaten diente.

Weiter ging es den Graben hinunter zur Sauschwemm', zum Freudenhaus der Stadt und zur Hofreitschule, der heutigen Aula. Luitpoldstraße, Buchtal, Webergasse und Sankt Walburg war die weitere Achse des Spaziergangs. Den Betonklotz der Post in der Webergasse bezeichnete Claudia Grund "als die größte Bausünde Bayerns". Sankt Walburg throne unverändert etwas erhöht, und vom "Englischen Garten" sei noch einiges vorhanden. Auf der Schlagbrücke sei das Zollhaus dokumentiert.

Zurück in der Innenstadt verwies Grund auf ein kleines Türmchen auf dem Rathaus, dessen Glocke geläutet worden sei, wenn die Ratsherren in den Sitzungssaal einzogen und wenn ein armer Sünder zum Galgen geführt worden sei. Tief bedauerte die Rednerin den Verlust der ehemaligen Pfarrkirche Unsere Liebe Frau auf den Marktplatz, aber auch den der Nikolauskapelle und der Martinskapelle auf dem Domplatz. An der Trinkstube des Domkapitels, des heutigen Dompfarramts, und dem Huttenstadl (Altes Stadttheater) vorbei wurden über die Residenz noch Spital, Gesellenhaus und Willibaldsburg erreicht, die mit ihren Zwiebeltürmen einen imposanten Komplex bildete. Letzte Stationen waren die Frauenbergkapelle, die Waschette, "was von la vache, die Kuh, abgeleitet ist", der Siechhof und die Aumühle. "Es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, was alles erhalten worden ist", sagte Claudia Grund, "das soll Ansporn sein, unsere wunderschöne Stadt zu hegen und zu pflegen. "