Ingolstadt
Der Spargel geht, die Pfifferlinge kommen

18.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:55 Uhr

Pfifferlinge und Salat dazu: eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan von Britta und Ernst-Peter Wachsmann - Foto: Boos

Ingolstadt (DK) "Jetzt wird’s Herbst", sagt einer im Vorübergehen. Mit dem Blick auf die ersten Pfifferlinge, die es bereits auf dem Wochenmarkt gibt. "Kein Wunder", meint ein anderer. Bei dem "grausligen Sauwetter". Und zieht seine Jacke etwas enger am Kragen, damit ihm der kalte Wind in diesen Tagen der Schafskälte nicht gar so in die Glieder fährt.

Britta und Ernst-Peter Wachsmann haben sich zwar auch wärmer angezogen als normalerweise um diese Jahreszeit. Aber sie nehmen es locker. Sehen die "Eierschwammerln", wie die kleinen goldgelben Pilze in Ernst-Peter Wachsmanns österreichischer Heimat oft auch genannt werden, nicht als Vorboten des hoffentlich noch weit entfernten Herbstes. Für sie sind die Pfifferlinge schlicht und einfach eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Während andere die allmählich letzte Gelegenheit nutzen, um plastiktütenweise Spargel für Salat, Suppe oder ganz einfach für die klassische Variante mit Karoffeln und Schinken nach Hause zu schleppen.
 

Britta und Ernst-Peter Wachsmann jedenfalls packen die Gelegenheit beim Schopf und kaufen sich eine Tüte voll mit der Pilzsorte aus der Gattung der Leistlinge, wie es in der Fachsprache der Botaniker oder auf Lateinisch auch "Cantharellus" heißt.

Im Übrigen ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass es jetzt schon Pfifferlinge gibt. Am Stand von Gertrud Sandner aus Augsburg zum Beispiel kann man sie schon seit 14 Tagen kaufen. Eine Sorte, die aus Italien kommt. Aber auch in deutschen Wäldern lugen die Pfifferlinge mit ihren gelben, oft trompetenförmigen Köpfchen jetzt aus der Moos- und Nadelschicht, vorzugsweise in Fichtenwäldern. Für gewöhnlich dauert die Saison hier zu Lande etwa von Mitte Juni bis Oktober. Was auch gleich ein älterer Herr bestätigt, der sich noch gut daran erinnern kann, dass es "in meiner Kindheit noch Plätze gab in den Wäldern rings um Ingolstadt, wo der Waldboden ganz gelb war vor lauter Pfifferlingen." Dabei kommt ihm dieser Ausdruck nur schwer über die Lippen. Denn früher, da sei es oft vorgekommen, dass die Mutter gesagt habe: "Geh’ Buam, geht’s naus ins Holz und holt’s einen Korb voll Reherl". Reherl oder auch Recherl heißen Pfifferlinge in Bayern, manchmal auch im benachbarten Österreich. Erzählt der schon etwas betagtere Schwammerlsucher. Und ergänzt: "Ein paar Eier d’rüber. Und fertig war das Essen für die ganze Familie." Damit allerdings ist es längst vorbei. Denn Pfifferlinge sind rar geworden in den heimischen Wäldern. "Wer hier danach suchen müsste, der tät’ wahrscheinlich nicht mehr satt werden", sagt der alte Mann. Verspürt bei dem Gedanken daran aber schon einen gewissen Reiz und meint abschließend: "Vielleicht schau ich ja heuer doch wieder einmal naus zu meine alten Plätz’. Mal schaun."

Wie auch immer, Britta und Ernst-Peter Wachsmann freuen sich jetzt erst einmal auf ihre Pfiferlinge. Und wie wird es sie geben? "Ganz einfach", erklärt Ernst-Peter Wachsmann. Mit Rühreiern und Schnittlauch. Vielleicht ein bisserl Tomaten dazu. Je nachdem."

Pfifferlinge sind aber bei Weitem nicht alles, was die Wachsmanns auf dem Wochenmarkt einkaufen. "Denn", sagt Britta Wachsmann, "wir bemühen uns, wenigstens einmal pro Woche auf den Markt zu gehen." Und das könne schon auch mal der Mittwoch sein. "Alles eine Sache der Organisation", sagt Ernst-Peter Wachsmann, der bei Audi arbeitet. Auch seine Frau kann sich ihre Arbeit gut einteilen, weil sie eine eigene Praxis als Vitalberaterin – mit Breuss-Massage und Beratung auch in psychischen Lebensfragen – betreibt. Jetzt aber schnell noch frischer Salat besorgt. Und natürlich Trauben und eine Melone. Für den kleinen Phillip. Den Sohn von Britta und Ernst-Peter, der demnächst zwei Jahre alt wird. Und der sich schon auf das frische Obst freut, wenn er aus der Kinderkrippe nach Hause kommt.