Gachenbach
Der Spätberufene

Gachenbachs Bürgermeister Alfred Lengler wird 60 Jahre alt

06.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr
Alfrd Lengler mit Horest Seehofer (l.). −Foto: B. Hofmann

Gachenbach (DK) Er hat gerne die Fäden in der Hand, doch in der ersten Reihe, am Rednerpult im Bierzelt, muss er nicht unbedingt stehen. Er ist ein Freund der Natur, aber nicht des Bibers. Er legt sich nicht nur mit Roland Weigert, sondern auch mit Markus Söder an. Alfred Lengler, CSU-Kreisvorsitzender und Gachenbacher Bürgermeister, wird an diesem Mittwoch 60 Jahre alt.

Es gibt diese jungen Männer, die schon mit 18 in die Junge Union eintreten, mit lauten Worten auf sich aufmerksam machen, um sich für höhere Ziele zu empfehlen, und dann ganz zwangsläufig in die wichtigen Ämter gewählt werden. Zu dieser Spezies gehört Alfred Lengler definitiv nicht. Er ist politisch eher ein Spätberufener. Und er hat da (wahre Schwarze mögen das so sehen) diese Jugendsünde in seinem Lebenslauf. Wer auf die Gemeinderatsliste der Gachenbacher Freien Wähler aus dem Jahr 1996 schaut, findet auf Position 5: Alfred Lengler, 37, Verkaufsleiter. Damals reicht es für den gebürtigen Gachenbacher nicht zum Einzug ins Kommunalparlament. Die falsche Partei vielleicht? Nun ja: Ein paar Jahre später ist Lengler, der zudem die Freiwillige Feuerwehr Gachenbach als Vorsitzender führt, zwar schon bei der CSU untergekommen, wird Ende 2000 auch Ortsvorsitzender. Doch auch dort klappt es 2002 noch nicht mit dem Einzug in den Gemeinderat. Seine Zeit ist noch nicht gekommen.

Als 2008 Bürgermeister Jakob Bitscher nach 30 Jahren im Amt nicht mehr antritt, steht Lengler bereit. Er kandidiert für die CSU und wird im März, fünf Tage vor seinem 50. Geburtstag, mit hauchdünnem Vorsprung vor Josef Höß (FW) zum neuen Bürgermeister von Gachenbach gewählt.

Schnell zeigt er, dass er anpacken will, Ideen hat, eine Gemeinde unternehmerisch führen kann. Schließlich hat er zuvor als Manager in einem weltweit tätigen Unternehmen für Reinigungsmittel gearbeitet. Als ehrenamtlicher Gemeindechef muss er diesen zeitaufwendigen Managerjob aufgeben, doch er kommt in einem Gebäudereinigungsunternehmen unter, das seinen Namen trägt.

Dass dessen Geschäftsführerin seine Frau Magdalena ist, Lengler also ihr Untergebener wird, stört ihn nicht. Sagt er. Alfred Lengler ist kein Bierzeltredner. Er ist eher der akribische Arbeiter, der stille Taktierer und Verhandler im Hintergrund. Genau so einen braucht man offenbar auch bei der Neuburg-Schrobenhausener Kreis-CSU. Am 28. Mai 2009 wird der Gachenbacher als Nachfolger von Rudi Peterke zum Kreisvorsitzenden gewählt. Und weil sich Lengler bisher nicht öffentlich profiliert hat, sind viele erstaunt. Nur ein Übergangskandidat, heißt es. Alfred Lengler wird sie alle überraschen, nicht nur, weil er immer noch unangefochten Chef der Kreis-CSU ist.

So präsentiert er 2012 einen nicht ganz unbekannten Direktkandidaten für die Landtagswahl im neuen Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen: Ministerpräsident Horst Seehofer. Der verschafft ihm wichtige Kontakte in die Landespolitik. Fünf Jahre später wird Lengler sich mit Seehofers potenziellem Nachfolger zoffen – mit dem Ergebnis, dass auch Markus Söder inzwischen den Namen des Gachenbacher Bürgermeisters kennt. Was ja nicht verkehrt sein muss. 2014 wird Lengler erneut zum Gachenbacher Bürgermeister gewählt und zieht diesmal auch in den Kreistag ein, als Fraktionssprecher der CSU sogar. Legendär sind inzwischen seine nicht immer über der Gürtellinie angesiedelten verbalen Schlagabtausche mit Landrat Roland Weigert, die gerne auch über die Medien ausgetragen werden. Wenn Weigert mal wieder lautstark über den CSU-Chef schimpft, duckt sich dieser einfach, um dann wenig später sein nächstes Ass aus dem Ärmel zu ziehen. Und Lenglers wirklicher Feind ist ja eh nicht der Landrat – sondern der Biber. Als gerade gestern ein Exemplar aus dem Gachenbacher Brandweiher gezogen wurde, wo er seit Monaten gewütet hatte, fragte man sich in der Gemeinde schon, ob das Tier heute als Geburtstagsgeschenk an Lengler übergeben werden soll. Als ausgestopfte Trophäe vielleicht. Oder als Ragout. Heute also feiert Alfred Lengler seinen 60. Geburtstag. Er tut dies erst einmal nicht mit einem Empfang und Ehrengästen aus Politik und Gesellschaft (den gibt’s ein paar Tage später), sondern mit Besuchen im Kindergarten und in der Schule. Er, der seit 40 Jahren mit seiner Magdalena verheiratet ist (vor der er offenbar mehr Respekt hat als vor Seehofer, Weigert und allen Bibern des Landkreises zusammen) und zwei Söhne hat, ist ja selbst Opa, mehrfacher sogar. Der Lengler-Alfred als liebevoller Großvater? Diese Vorstellung mag manchem, der ihn als – typisch bayrischen – Grantler und Wadlbeißer kennt, vielleicht etwas schwerfallen. Aber der frischgebackene Sechziger ist nun mal alles, nur keine eindimensionale Persönlichkeit.