stadtgeflüster
Der Sommer muss draußen bleiben

03.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:56 Uhr

(ada) "Wann wird's mal wieder richtig Sommer, ein Sommer, wie er früher einmal war?

Ja, mit Sonnenschein von Juni bis September und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr. . . "
Erinnern Sie sich noch an diese Zeilen? Der unvergessene Showmaster und Entertainer Rudi Carrell trällerte dieses Liedchen im Sommer 1975. Und, da der Sommer 1975 offenbar verregnet und kühl war, wie damals hierzulande noch üblich, wurde das mit dem unvergleichlichen holländischen Akzent Carrells vorgetragene Stück gleich der Hit der Saison. Wer konnte, machte sich dann davon beseelt auf in den Urlaub im sonnigen Süden.
Heutzutage ist alles anders. Offenbar ist heuer nicht nur ein Sommer über uns gekommen "wie er früher einmal war", sondern gleich eine Hitzewelle, die mit ihrer langanhaltenden Dauer alle Rekorde bricht.
Da erinnern wir uns an einen Besuch von Freunden aus Italien. Irgendwann vor einigen Jahren fuhren sie, die in der im Sommer feucht-heißen Ebene Latiums südlich von Rom daheim sind, im August nicht an die langen Sandstrände vor ihrer Haustür, sondern machten sich auf, den Brenner Richtung Norden zu überqueren und die Schanz und Bayern zu besuchen.
Als es dann daran ging, hier bei Ausflügen die Umgebung zu erkunden, beobachteten wir sie morgens bei einem für uns völlig fremden Treiben: Bevor Sie das Haus verließen, verrammelten sie im Gästezimmer das Fenster, ließen die Läden herunter und zogen die Vorhänge zu - zum Schutz vor der erwarteten Hitze des Tages. Auf einen leicht belustigten Hinweis unsererseits, so etwas brauche man hier nicht und einer entsprechenden Geste in den regenverhangenen grauen Sommerhimmel, reagierten sie mit einem Schulterzucken und einem zweifelnden Man-Weiß-Ja-Nie-Blick.
Wenn sie uns in diesen Tagen besuchen würden, würden sie uns vielleicht mit leichtem Triumph im Blick bei unserem morgendlichen Treiben zusehen: Bevor wir das Haus verlassen, verrammeln wir alle Fenster, lassen die Läden herunter, ziehen die Vorhänge zu und hoffen, dass die Hitze draußen bleibt. Doch viel hilft es nicht. So wie in Italien auch.