Eichstätt
Der "Sir" bleibt unvergessen

Die Trainerlegende Erich Hock ist am Montag im Alter von 78 Jahren gestorben

26.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:57 Uhr
So wird der "Sir" beim VfB unvergessen bleiben: Erich Hock (rechts) 2008 mit seinem damaligen Co-Trainer Siggi Silbermann. Hock ist am 23. Dezember im Alter von 78 Jahren gestorben. −Foto: Traub

Eichstätt/Meihern - Am Montag, einen Tag vor dem Heiligen Abend, verstarb nach schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren Erich Hock.

Der "Magier" wurde Erich Hock genannt - oder einfach "Sir". Kurz vor Heiligabend verstarb der 78-Jährige.  Während seiner mehr als eindrucksvollen Karriere als Fußballtrainer konnte er über 25 Meistertitel feiern, er ist einer der erfolgreichsten Amateurtrainer Bayerns und prägte den Amateurfußball in der Region. So schaffte der TSV Dietfurt unter Hocks Führung 2003 erstmals in seiner Vereinsgeschichte den Sprung in die Bezirksoberliga. 2004 feierte der "Sir" mit dem MTV Ingolstadt die Landesliga-Meisterschaft.

2005 übernahm der "Sir" dann den VfB Eichstätt in der Bezirksliga Oberbayern-Nord und führte die Eichstätter sofort zum Meistertitel und ein Jahr später auf den dritten Platz in der Bezirksoberliga. Dabei hätte der VfB am letzten Spieltag sogar gleich noch dort erneut die Meisterschaft erringen können: Doch in einer dramatischen Begegnung vor 1500 Zuschauern wurde das Heimspiel gegen den Sportbund Rosenheim mit 2:5 verloren. Danach trennten sich die Wege von Hock und dem VfB, aber der Kontakt mit ihm riss nicht ab.

Nach einer durchwachsenen Spielzeit der Eichstätter kehrte Erich Hock 2008 zum VfB zurück. Mit 13 Punkten Vorsprung wurde der VfB 2009 Meister in der BOL und stieg erstmals in der Vereinsgeschichte in die Landesliga auf. Ein Jahr später führte Erich Hock den VfB zur Meisterschaft in der Landesliga-Süd. Der Aufstieg in die Bayernliga blieb dem VfB allerdings da noch verwehrt, denn der SV Heimstetten belegte punktgleich mit dem VfB den 2. Tabellenplatz, und die Eichstätter verloren das erforderliche Entscheidungsspiel gegen Heimstetten ebenso wie das darauf folgende Relegationsspiel gegen den FC Schweinfurt 05. 2010 verließ Erich Hock den VfB Eichstätt. 2012 stieg der "Sir" mit dem ASV Neumarkt in die Bayernliga auf, 2016 führte Hock die DJK Limes Titting von der Kreisklasse in die Kreisliga. Zuletzt hatte Hock den Kreisligisten TSV Berching trainiert, bis er dieses Amt im Oktober aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste.

Der VfB-Funktionär Sepp Schiebel kann sich noch sehr gut an sein erstes Treffen mit der Trainerlegende erinnern. Die Eichstätter waren 2005 auf der Suche nach einem neuen Trainer: "Sollten wir tatsächlich Erich Hock kontaktieren, der zuletzt den MTV Ingolstadt in die Bayernliga geführt hat und dort danach entlassen worden war? Ich nahm die Herausforderung an und suchte den ,Sir' in Beilngries an seinem Arbeitsplatz auf. " Drei Stunden hatte Schiebel mit Hock verhandelt, und er hatte ein gutes Gefühl - zu Recht: Drei Tage später kam die Zusage.

Im Februar 2005 wurde der Mannschaft nach einem Trainingsabend der "Neue" vorgestellt. Hock kam verspätet von einer Auslandsflugreise zurück. Seine ersten Worte bleiben unvergessen: "Mein Name ist Erich Hock. Ich bin in der nächsten Saison Ihr neuer Trainer. Eines sage ich Ihnen gleich: Wer im Sommer in den Urlaub fährt, mit dem plane ich nicht. Der kann sofort seinen Pass holen und den Verein verlassen. " Das hatte gesessen, auch wenn es dann doch nicht ganz so streng gehen sollte. Legendär müssen auch die Trainingslager auf Mallorca gewesen sein, der "Sir" hatte mit seinem Co-Trainer Siggi Silbermann, Ernst Pfefferle und Sepp Schiebel vier Wochen vorher in Palma alles bis ins kleinste Detail durchgeplant.

Ein besonderes Verhältnis hatte Erich Hock zu seinem Co-Trainer Siggi Silbermann, der viele mit ihm verbrachte, Trainingspläne ausarbeitete und umsetzte. War um 18.30 Uhr Training, traf sich das Trainerteam bereits um 17.45 Uhr zur Besprechung. Danach wurde trainiert bis 20.15 Uhr, es folgte die Nachbesprechung. Nichts blieb dem Zufall überlassen. Auch Franz Dengler und sein späterer Nachfolger Jürgen Steib gehörten dem Trainerteam an. Schiebel hat immer noch die Aufforderung "Franz, switch mal um! " im Ohr, wenn Dengler die Flipchart - ein unverzichtbares Lehrmittel für Hock - zu bedienen hatte.
Schiebel erinnert sich auch an seine letzte Begegnung mit Erich Hock im Mai dieses Jahres, die wohl sehr typisch für den "Sir" gewesen ist: Der SV Marienstein spielte beim TSV Berching und Schiebel hoffte, dass Hock auch vor Ort sein würde, der trainierte zu diesem Zeitpunkt in Berching sehr erfolgreich die U-19: "Schau Sepp, der Achter spielt bei mir in der Jugend, der Dreier und der Elfer - alles gute Jungs", erklärte ihm Hock. Dann kam die 70. Minute mit einem Freistoß für Berching zentral 22 Meter vor dem Tor der Gäste: "Sepp, ich sage dir, wenn der Huber schießt, hebt er ihn über die Mauer. Schießt der Müller, versucht er es flach. Schießt aber der Ennich, dann haut der ihn mit 200 km/h gerade hoch ins Eck. " Zehn Sekunden später läuft der Ennich an und hämmert den Ball mit voller Wucht unhaltbar gerade hoch ins Tor zum 4:0. Hocks Kommentar: "Sag ich doch! "

Fünf Minuten später gab es Elfmeter für Marienstein. Ramazan Mazlum legte sich den Ball auf den Punkt. O-Ton Hock: "Ich glaube, den hält unser Keeper, der ist ein Guter. " Schiebel meinte, dafür müsste der Keeper aber in der Tormitte stehen und nicht so weit links, worauf Hock bemerkte: "Das ist sein Trick, er kann sich nur auf die rechte Seite schmeißen und die bietet er jetzt an. " Mazlum läuft an und der Torwart wirft sich in die rechte Ecke und wehrt ab. Erich Hock bemerkte trocken: "Sag ich doch! " Erich Hock hat viele Menschen geprägt, beruflich als Leiter der verkehrspädagogischen Akademie in Beilngries wie auch im Sport. Er hatte - da sind sich alle einig, die mit und unter ihm trainieren durften - das "Erfolgsgen" in sich und wird unvergessen bleiben.
 

Eva Chloupek