Der Seuche trotzen

Neben Corona gilt Kampf gegen Afrikanische Schweinepest als Herausforderung - Noch kein Fall in Bayern

27.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:43 Uhr
Wildschweine können innerhalb kurzer Zeit große Strecken zurücklegen. Umso größer ist die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest, die bisher zwar in Brandenburg und Sachsen, nicht aber in Bayern aufgetreten ist. −Foto: Lino Mirgeler/dpa

Ingolstadt - "Die Schweinehalter sind extrem gebeutelt!

" Johannes Scharl blickt mit Sorge in die Zukunft, nicht nur wegen Corona. Als Vize-Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) für Eichstätt und Ingolstadt weiß er, wovon er spricht. Die Lage ist ernst, sehr ernst. "Die Kilopreise fürs Schweinefleisch sind auf 1,19 Euro herunter, es müssten mindestens 1,55 bis 1,60 Euro sein, um wirtschaftlich zu arbeiten", sagte er. Die Ferkelpreise liegen derzeit bei etwa 30 Euro pro Stück, 55 Euro sollten es schon sein, damit die Rechnung aufgeht. Hinzu kommt die ständige Angst, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) Einzug in Bayern hält. "Das könnte viele Bauern endgültig zur Aufgabe zwingen", befürchtet Ferkelerzeuger Scharl.

Noch ist das Schreckgespenst ASP nicht hier angekommen, wohl aber in Brandenburg und Sachsen. Umso wichtiger sei es, dass die Jäger sich intensiv an der Totfundsuche nach Wildschweinen beteiligen, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, erklärt Gertrud Helm vom Bayerischen Jagdverband (BJV). Der Verband baue gerade gemeinsam mit dem Verbraucherschutzministerium und Jagdkynologischen Arbeitskreis Bayern eine Hundestaffel zur Kadaversuche auf.

Die Jäger leisteten "einen herausragenden Beitrag" bei der Seuchenprävention, in der Saison 2019/2020 seien bayernweit fast 115000 Wildschweinen erlegt worden. "Das bedeutet eine Steigerung im Vergleich zum Jahr zuvor von über 70 Prozent", sagt Gertrud Helm. Der Verband habe zudem per Internet vernetzte Schwarzwild-Arbeitskreise eingerichtet.

"Je geringer die Wildschweindichte, desto geringer ist die Gefahr der Ausbreitung und Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest", stellt der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) auf Anfrage unserer Zeitung fest. "Deshalb erweitern wir unser ASP-Abwehr-Paket: Wir erhöhen bayernweit die Abschussprämie pro Wildschwein von 20 auf 70 Euro. Die Aufwandsentschädigung in Höhe von 100 Euro pro Wildschwein in grenznahen Gebieten behalten wir bei", sagt Glauber. "500 Kilometer Zaunmaterial haben wir bereits erworben. " Zusätzlich würden drei Millionen Euro für weitere Zäune investiert.

Aktuell läuft die Fertigstellung solcher Wildschutzzäune entlang der Bundesautobahnen, teilt ein Sprecher seines Hauses weiter mit. Das Umweltministerium stelle zudem für den Aufbau der Suchhundestaffel insgesamt rund 150000 Euro bereit. Es gebe ein bayernweit einheitliches Rahmenprogramm zur Bekämpfung der ASP, ein intensives Monitoring stelle zudem sicher, dass "alle verendet aufgefundenen, verunfallten und auffällig erlegten Wildschweine auf das ASP-Virus untersucht werden".

Die Zusammenarbeit der Behörden ist enorm wichtig, um die Seuche in Schach zu halten. So stellt der Kreis Pfaffenhofen Kühlcontainer für Wildabfälle in Gerolsbach, Hettenshausen, Reichertshofen und Rottenegg bereit, damit Konfiskat nicht mehr im Wald endet. Weitere Standorte sind in Manching und Wolnzach geplant. Abfälle würden so "einfach und sauber der Tierkörperbeseitigungsanlage zugeführt", sagt Christian Degen vom Landratsamt.

Nicht zuletzt sind die Schweinehalter aufgefordert, die Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Das passiert schon aus Eigenschutz: BBV-Mann Johannes Scharl etwa hat bereits Bauzäune bestellt, um seinen Hof bei Eichstätt zusätzlich abzuschirmen. "Es kann aber auch jeder Einzelne mithelfen, die Ausbreitung der ASP zu verhindern, indem er zum Beispiel keine Lebensmittel an Parkplätzen und in der Natur wegwirft", sagt der Ferkelerzeuger.

DK

Horst Richter