Ingolstadt
Der Selfmademan

Der russische Sänger Stas Mikhailov gastierte in der Saturn-Arena

13.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:13 Uhr
Feuriges Programm: Stas Mikhailov brachte die Besucher in der Saturn-Arena zum Tanzen. −Foto: Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) Stas Mikhailov ist in Deutschland eher unbekannt, in Russland dagegen ist der Sänger und Songschreiber ausgesprochen populär - und erfolgreich.

2011 und 2012 war er der am besten verdienende Sänger in Russland mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 20 beziehungsweise 21 Millionen Dollar. Derzeit tourt er durch die Bundesrepublik. Auch sein Konzert in der Ingolstädter Saturn-Arena am Freitagabend war sehr gut besucht, nur wenige Plätze blieben frei. Das Publikum war fast ausschließlich russischsprachig.

Stanislav - so sein eigentlicher Vorname - Mikhailov, zieht, das war vom ersten Ton weg zu spüren. Kaum hatte er die Bühne betreten, das Mikrofon ergriffen und der Sound in voller Lautstärke eingesetzt, begannen die ersten auf den Rängen zu tanzen. Die Gäste im Parkett taten es ihnen bald nach. Lichtblitze durchzuckten die Halle. Von Beginn an läuft die Show auf Hochtouren.

Der Künstler mit dem markanten tiefschwarzen Henriquatre-Bart ist berühmt geworden mit den Liedern "Für Dich" und "Jetzt ist aber genug". Doch für die Deutschland-Tour hat er ganz neue Stücke geschrieben und einstudiert. "The Best Day" nennt Stas Mikhailov sein aktuelles Programm, eine Reminiszenz an die englische Sprache, die in Deutschland die Kunstszene beherrscht. Es ist praktisch die einzige. Denn der 1969 in der Kurstadt Sotschi am Schwarzen Meer geborene Mikhailov singt auf Russisch. Seine Lieder handeln von der Liebe, von Hoffnungen und Enttäuschungen. Sie haben mitunter einen ironischen Unterton, wie das "Ich verstehe, dass du müde bist".

Stas Mikhailov ist einer, den die Amerikaner als "Selfmademan" bezeichnen würden. Eine umfassende musikalische Ausbildung hat er nie genossen. Sein Bruder, ein Pilot, brachte ihm den Umgang mit der Gitarre bei. Begonnen hat er als Sänger in Restaurants. Das merkt man bei der Moderation nach wie vor, wenn Stas Mikhailov bemerkt, dass die tolle Stimmung im Saal vielleicht von einem vorher genossenen Gläschen herrührt. Diese Zeit ist dem Künstler heute keineswegs peinlich. Bei der Vorstellung seiner hervorragenden Musiker - das Schlagzeugsolo war beispielsweise erste Sahne - hob er einen heraus, der seinerzeit zu "Restaurantzeiten" schon zur Besetzung gehört hatte.

Zur Show gehörten eine Videowand und Lichtstrahlen. Die Einspielungen und szenischen Untermalungen zu den Liedern waren äußerst variabel, erzählten Geschichten, hatten einen psychedelischen Touch oder waren einfach kunterbunt und fantasievoll. Und wie erwähnt, Stas Mikhailov hatte das Publikum mit seinen rockigen bis chansonartigen Liedern fest im Griff. Es hätte ein rundum gelungener Abend sein können, wenn die Tontechniker ihre Anlage nicht bis zur Schmerzgrenze und manchmal darüber hinaus hochgefahren hätten.
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Josef Bartenschlager