Weißenburg
Der Seelsorge mehr Raum geben

Evangelische Dekanatssynode gibt grünes Licht für Zweckverband - Veränderungen nach "PUK-Denke"

23.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:11 Uhr
Mit den auf Karten geschriebenen Leitsätzen bekannten sich Dekanin Ingrid Gottwald-Weber (3.v.l.), Regionalbischof Stefan Ark Nitsche (3.v.r.) und Erich Beckstein (2.v.r.) vom Präsidium der Dekanatssynode genauso zur "PUK-Denke" wie die Sprecher der Workshops: Martin Ruffertshöfer, Alexander Reichelt, Ulrich Hardt, Beate Krauß und Hans Rohmer (v.l.). −Foto: Foto: Leykamm

Weißenburg (HK) Die evangelische Kirche in Bayern ist dabei, eine ihrer elementarsten Aufgaben neu zu entdecken und in den Vordergrund zu rücken: die Seelsorge. Dies wurde in den beiden Teilen einer Sondersynode des Dekanats Weißenburg deutlich, sowohl bei der Auseinandersetzung mit dem Reformprozess namens "PUK" wie auch beim Ringen um die Anbahnung eines Zweckverbandes, für den das Votum deutlich ausfiel.

Denn bei dieser Abstimmung zählte die Mehrheit aller 81 Stimmberechtigten und nicht die der 45 Anwesenden unter ihnen. So brauchte es also 41 Ja-Stimmen - und genau die gab es denn auch. Schon bisher waren es 14 Dekanatsbezirke, die sich im "Verwaltungsverbund 5" mit dem Arbeitstitel "Westmittelfranken/Nordschwaben" zusammen gefunden haben. Auf sie verteilten sich insgesamt fünf Verwaltungsstellen. Eine davon im Dekanat Pappenheim, welches die Belange jenes namens Weißenburg bisher gleich mitregelte. Im Zweckverband, der mit dem kommenden Jahr an den Start gehen soll, sollen alle Bezirke gleichberechtigt sein.

So erklärten es im St. Andreas-Gemeindehaus der Römerstadt die beiden Hauptgeschäftsführer des Verbundes, Simon Schäffler und Bernd Ziegler. Für sie gilt es bei allen 14 Dekanaten Überzeugungsarbeit zu leisten, in der großen Kreisstadt fiel nun der Auftakt hierzu. Hauptamtliche würden entlastet und es ergäbe sich ein mehrjähriges Einsparpotenzial von knapp einer halben Million Euro, so lauten dabei zwei Hauptargumente.

Einen Plan B bei Nichtzustimmung gebe es nicht, räumten die beiden Herren auf Nachfrage vom Ettenstatter Pfarrer Joachim Piephans ein. Für ihn ein Zeichen dafür, dass die Installation eines Zweckverbandes Ausdruck eines "Zentralismus von oben" sei. Das Gegenteil sei der Fall, konterten Schäffler und Ziegler. Das Landeskirchenamt habe hier dem Drängen der Basis nachgegeben. Ansprechpartner für die Weißenburger bleibe nach wie vor die Verwaltungsstelle in Pappenheim, traten sie Befürchtungen entgegen, dass nun das große Chaos auf der Suche nach dem Sachbearbeiter losgehen könnte.

Bei Bauangelegenheiten aber sei jetzt schon die Stelle in Nördlingen zuständig, hielt der Thalmässinger Pfarrer Rudolf Hackner wiederum entgegen. Dort werde man wohl personell aufstocken müssen, wenn die arbeitsteilige Kooperation im Sinne des Verbandes weiter intensiviert werde. Man befinde sich ja gerade erst in der Aufbauarbeit, antwortete Ziegler. Dekanin Ingrid Gottwald-Weber sah bei den Nachfragen schon etwas die Felle davonschwimmen und machte deutlich: "Wenn der Dekanatsbezirk diesen Weg der Entlastung nicht mitgeht, kann er im Gegenzug nicht verlangen, dass ich die Verwaltungsarbeit erledige", die immer komplexer und umfangreicher werde. Zum Eigentlichen, nämlich der Seelsorge, kämen die Geistlichen immer weniger.

Sie stand auch im Fokus bei der Auseinandersetzung mit der "PUK-Denke", die unter anderem den gabenorientierten Einsatz der Mitarbeiter im Blick hat und somit mit der Veränderung im Verwaltungsapparat bestens korreliert. Arbeitsteilung ist ebenso ein wichtiges Stichwort beim Reformprozess "Profil und Konzentration", wie sich die Abkürzung ausschreibt. Ungewolltes Zeugnis davon, wie sinnvoll dieser Ansatz ist, gab ein Stellenteiler: Regionalbischof Stefan Ark Nitsche, der sich das Amt mit seiner Ehefrau Elisabeth Hann von Weyhern teilt. Eigentlich ist es sie, die für PUK in den Gemeinden die Werbetrommel rührt, was sie in Weißenburg aufgrund einer Verletzung nicht tun konnte. Ihr Mann sprang da aber gerne für sie ein. Mit der neuen "Denke" (das Paar vermeidet in Sachen PUK den Begriff "Prozess") will man gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Bedürfnisse der Menschen sollen stärker in den Fokus rücken, zugleich aber auch der Auftrag der Kirche wie deren Ressourcen und Strukturen. Es soll nicht mehr Alles in allen Gemeinden angeboten werden. Vielmehr gilt es sich die Aufgaben zu teilen sowie Mitarbeiter mit bestimmten Gaben verstärkt in den entsprechenden Gebieten arbeiten zu lassen - Konzentrierung und Profilierung eben.

Bei der Aufzählung der Leitsätze vermisste dann Karl Maurer vom Kirchenvorstand Kattenhochstatt das Wort "seelsorgerlich", als es um Begleitung in den Lebensphasen ging. Bei den Aussprachen spielte genau jener Begriff in der Substantivform eine große Rolle, so legten es die Worte der Workshop-Sprecher nahe. In einigen Jahren könnte es einen Seelsorger pro Region im Dekanat geben, so der Bergener Pfarrer Ulrich Hardt. Die Alfershausener Pfarrerin Beate Krauß indes pochte im Namen ihres Arbeitskreises auf einen Seelsorger vor Ort.

Die Änderungen gut zu kommunizieren mahnte der Weißenburger Pfarrer Alexander Reichelt an, sein Weimersheimer Kollege Hans Rohmer warnte vor zusätzlicher Belastung der Ehrenamtlichen. Fürs Dekanat sprach sich Diakonie-Geschäftsführer Martin Ruffertshöfer dafür aus, nicht mehr so sehr in Kirchenräumen zu denken und forderte Freiheit für die Umsetzung des Erarbeiteten. Diese soll nun bei regionalen Kirchenvorstehertagen erfolgen, wie Gottwald-Weber ankündigte.

Jürgen Leykamm