Vohburg
Der Schwiegersohn im Sarg

Die Familie Schmich aus Vohburg zelebriert seit vier Jahren Halloween - 150 Kürbisse ausgehöhlt

31.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:50 Uhr
Drei Vohburger Hexen legen letzte Hand an die Dekoration für das Halloween-Haus der Familie Schmich. −Foto: Lamprecht

Vohburg (DK) Unheilvoll ziehen Nebelschwaden über den kleinen Friedhof. Gruselige Musik ertönt. Flackernde Kerzen beleuchten granitfarbene Grabsteine. Schritte rascheln auf welkem Laub. Ganz weit hinten lehnt ein Sarg an einer Mauer, der sich urplötzlich mit lautem Knarren öffnet - und heraus springt der Schwiegersohn des Hauses.

Schon im vierten Jahr ist Halloween für die Familie Schmich aus Vohburg ein ganz besonderer Tag. Ein oder zwei Kürbisse vor dem Haus, ein paar Süßigkeiten, ein Skelett im Fenster: Das ist ihnen viel zu wenig. Sie zelebrieren Halloween. Die Vohburger nehmen sich extra Urlaub, um Dutzende von Kürbissen mit aufwendigen Motiven zu versehen. Auch verwandeln sie ihre Einfahrt zum Friedhof, und die Garage wird zur Gruft. Die Familie bereitet der Nachbarschaft, den Freunden und Kollegen und vor allem natürlich den unzähligen Vohburger Kindern, die sich am Abend nicht nur für eine Hand voll Süßigkeiten am Haus der Schmichs einfinden, ein riesiges Halloween-Vergnügen.

"Gruselig darf es dabei ruhig sein", erzählt Edith Schmich. Die Herrin des Hauses legt gerade noch letzte Hand an die Skelette, die an langen Schnüren zwischen Garage und Eingangstür hängen. Eine Guillotine mit einem Korb voll blutiger Hände darf da nicht fehlen - ein Knochenhaufen. Ein gruseliger Kinderfilm wird zu späterer Stunde an die Hauswand projiziert. "Und der Sensenmann kommt nachher auch noch vorbei", sagt Edith Schmich schmunzelnd.

Für sie wie auch für ihre Familie ist das Fest ein großer Spaß, aber auch sehr viel Arbeit: Rund 150 Kürbisse haben die Schmichs in den vergangenen Tagen ausgehöhlt und zurechtgeschnitzt - vom faustgroßen Exemplar bis hin zu riesigen Kalibern, in denen sich auch ein kleines Kind verstecken könnte. Die Halloween-Fans haben die Kürbisse mit Gesichtern und anderen aufwendigen Motiven versehen und mit Kerzen ausgestattet.

"Müsste man das alles zum normalen Preis kaufen, wäre das für uns finanziell nicht machbar", räumen Edith und Franz Schmich ein. Die kleinen Exemplare werden normalerweise für rund fünf Euro verkauft. Die ganz großen gehen auch schon einmal für 80 Euro über den Ladentisch. Die Familie hat aber einen Sponsor: "Ein Landwirt aus Oberlauterbach bringt uns jedes Jahr einen ganzen Anhänger voll für 50 Euro. Dazu kommen die Kürbisse aus dem eigenen Garten."

Trotzdem: So viel Arbeit für nur einen Abend? "Das ist es uns wert", sagen die Schmichs. Schließlich freuen sich die Kinder aus der Umgebung schon seit Wochen auf den Abend, der ein bisschen wie in Amerika gefeiert werde. Edith Schmich merkt an: "Wenn sich jemand am Samstag einen Kürbis abholen möchte - sehr gern. Die werden alle verschenkt. Denn was sollen wir denn mit 150 Kürbissen im Garten anfangen?".

Und dann wird es auch schon Zeit, sich bereit zu machen. Glühwein und Kinderpunsch für die Gäste herzurichten und letzte Hand an die Kostüme zu legen. Schließlich will der hauseigene Sarg bei Einbruch der Dunkelheit standesgemäß gefüllt sein.

Susanne Lamprecht