Ingolstadt
Der schwarze Sheriff spricht Klartext

Sicherheit, Altersarmut, Flüchtlinge: Joachim Herrmann stellt sich im Ingolstädter Theater den Fragen des Publikums

02.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Noch bayerischer Minister, vielleicht bald Bundesminister: Joachim Herrmann. - Foto: Belzer

Ingolstadt (DK) "Klartext" versprach Joachim Herrmann gestern Abend im Ingolstädter Stadttheater. Der CSU-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl beantwortete denn auch souverän die Fragen der Gäste.

Irgendwie war die Sicherheitsüberprüfung der Damenhandtaschen symptomatisch. Wie sonst könnte man die Gäste besser auf das Thema vorbereiten, über das der CSU-Spitzenkandidat bekanntlich am liebsten spricht. Einige der Zuhörer brauchten dafür freilich keine Kontrollen, sie waren mit schwarzen Sheriff-Hüten deutlich als Joachim-Herrmann-Groupies zu erkennen - immerhin ist der 60-Jährige traditionell in ähnlicher Montur beim Fasching zu sehen.

"Klartext" hieß die Veranstaltung, Bayerns Innenminister stellte sich den Fragen der Zuhörer, die kreisrund um ihn herum saßen - er selbst stand zwei Stufen höher auf einer kleinen Bühne. Sicherheit also. Das Lieblingsthema. Gleich zu Beginn kritisierte er die Hamburger und Berliner Innenpolitik, die nicht rigoros gegen Hausbesetzungen vorgehe. "Seit Günther Beckstein ist klar: In Bayern bleibt kein Gebäude länger als 24 Stunden besetzt." Anlässlich der jüngsten Messerattacke in Hamburg sprach er sich für die elektronische Fußfessel zur Strafprävention aus. "Niemand kann zu 100 Prozent Sicherheit garantieren", sagte der Minister. "Aber wir müssen alles Menschenmögliche dafür tun." Videoüberwachung müsse man jedoch "mit Maß und Ziel" anwenden. Er strebe keine englischen Verhältnisse an, wo an jeder Straßenecke eine Kamera steht.

Bei der Polizei entstehen in den kommenden vier Jahren 2000 neue Stellen, versprach er dem Publikum. Außerdem würden derzeit forciert Experten für das große Thema Cyberkriminalität gesucht. In den Polizeipräsidien seien bereits entsprechende Kommissariate eingerichtet worden.

Die Themen, die den Gästen am Herzen lagen, drehten sich derweil nicht nur um die innere Sicherheit. Bekämpfung der Altersarmut: Joachim Herrmann plädierte für die Ausweitung der Mütterrente. Öffentlicher Nahverkehr: Müsse auf den Prüfstand gestellt werden, da Senioren zu wenig Beachtung fänden. Vorratsdatenspeicherung: "Damit müssen wir uns in den Koalitionsverhandlungen auseinandersetzen", sagte der Spitzenkandidat - offenkundig davon ausgehend, dass er Teilnehmer bei diesen Verhandlungen sein wird. Stichwort Leitkultur: "Es gibt keinen Grund, dass wir uns ändern müssen", sagte Herrmann unter großem Beifall der Gäste. "Wir sind ein vorbildliches Land, diese Leute wollten ausdrücklich nach Deutschland. Unsere verbindlichen Spielregeln müssen von allen beachtet werden."

Bei all den ernsten und drängenden Aspekten dieses Abends gab es aber auch ein paar Lacher. Ein Zuhörer ärgerte sich über die Zustände einer Asylbewerberunterkunft in seiner Nachbarschaft und monierte die fehlende Mülltrennung. Herrmann: "Um die deutsche Mülltrennung einem Flüchtling aus dem Nahen Osten beizubringen, das dauert wahrscheinlich ein paar Stunden."